Neuenburg Neuenburg in Freyburg: Über dem Unstruttal dreht sich viel um Genuss

Freyburg - Ein Genuss – das ist es, was man in allem sucht. Hoch über Freyburg, der Perle des Unstruttals, wird man auf dieser Suche gleich in mehrfacher Hinsicht fündig. Denn hier erhebt sich am östlichen Ufer der Unstrut die Neuenburg.
Einst war sie neben der Wartburg die bedeutendste Burg der Grafen von Thüringen. Heute ist sie mit durchschnittlich 60000 Besuchern im Jahr eine der Hauptattraktionen in der an Natur- und Kulturschätzen überaus reich gesegneten Saale-Unstrut-Region.
Wie in südlichen Gefilden
Und schon der Aufstieg von Freyburg aus hat etwas von einem Ausflug in südliche Gefilde. Vorbei an Weinbergen und umblüht von Fliederbüschen führt der Weg von der Stadt auf die Burg.
Natürlich hat man auch die Möglichkeit, mit dem Auto bis zur Burganlage zu fahren, dennoch sei dieses Erlebnis jedem empfohlen.
Denn oben angekommen, wird man mit einer herrlichen Aussicht über Freyburg und das Unstruttal weit mehr als belohnt. Ein Panorama, welches in der Vergangenheit schon Bewohner und Besucher ins Staunen versetzte.
Beeindruckend ist die Liste der Persönlichkeiten, die sich mit der Geschichte der Neuenburg in Verbindung bringen lassen. Bis in die heutige Zeit ist ihr Gründer bekannt – Ludwig der Springer.
Eben jener Ludwig, welcher der Legende nach auf der Burg Giebichenstein in Halle eingekerkert war und sich nur durch einen beherzten Sprung in die Saale befreit haben soll.
Um 1090 legte er den Grundstein für die größte Burg der Thüringer Landgrafen. Aber auch Kaiser Friedrich Barbarossa, der Dichter Heinrich von Veldeke und Elisabeth von Thüringen wirkten hier.
Mit der Heiligen verbindet sich eine ganz besondere Beziehung. Für ihr aufopferungsvolles und selbstloses Wirken schon zu Lebzeiten gerühmt, soll sie auf der Neuenburg einen kranken Bettler nicht nur gepflegt, sondern ihn zur Erholung auch ins landgräfliche Bett gelegt haben.
Da mag es nicht verwundern, dass die romanische Doppelkapelle in der Kernburg im Spätmittelalter der St. Elisabeth geweiht wurde.
Zwei Sakralräume
Auf der Genuss-Entdeckungstour durch die Neuenburg sticht die Doppelkapelle auch deshalb hervor, weil sie ein architektonisches Kleinod ist. Sie besteht aus zwei übereinander liegenden Sakralräumen, die durch eine Öffnung akustisch miteinander verbunden sind.
Während der obere Sakralraum der Grafenfamilie vorbehalten war, stand der untere, die sogenannte Leutekapelle, den übrigen Burgbewohnern offen.
Der preußische Denkmalpfleger Ferdinand von Quast bezeichnete die Kapelle als das „Vollendetste, was wir vielleicht aus der ganzen Zeit der Ornamentik des Mittelalters besitzen“.
Die mittelalterliche Entstehungs- und Herrschaftsgeschichte der weitläufigen Anlage lässt sich am besten in der facettenreichen Ausstellung „Burg und Herrschaft“ nachvollziehen. Hier kann der Besucher ins Hochmittelalter regelrecht eintauchen.
Etwas ganz Besonderes hält die Neuenburg für Kinder bereit: eine Kinderkemenate. Hier können die Kleinen höfisches Leben hautnah erleben, mittelalterliche Spiele ausprobieren oder sich festlich gekleidet in Ludwig den Springer und dessen Frau Adelheid verwandeln.
Historie auf eigene Faust erkunden
„Aber die Neuenburg ist mehr als nur Mittelalter. Überall gibt es hier etwas zu entdecken, aus ganz verschiedenen Epochen“, erklärt Museumsdirektor Jörg Peukert.
So erfährt man bei einem Gang durch die Anlage, dass die Herzöge von Sachsen-Weißenfels die Burg einst zum Wohn- und Jagdschloss umbauten, bevor es 1815, nun in preußischem Besitz, als Verwaltungssitz und Domäne genutzt wurde.
Oder aber, dass die Anlage infolge einer Schließung wegen baulicher Mängel zwischen 1970 und 1989 fast in Vergessenheit geriet. Und nur Dank öffentlichem und bürgerschaftlichem Engagement heute ein lohnendes Ausflugsziel für Besucher aus nah und fern ist.
All diese Historie kann man getrost auf eigene Faust erkunden oder man nutzt eines der vielfältigen Führungsangebote. Museumschef Peukert rät, bei einem Besuch genug Zeit einzuplanen oder gar eines der Übernachtungsangebote auf der Burg zu nutzen, um von hier aus auch Freyburg und die Umgebung zu erkunden.
Die Region rund um Freyburg ist schon lange Zeit Ursprung von Wein und Sekt. Und mit Sicherheit wurden zu jeder Zeit auch auf der Neuenburg unzählige Krüge des köstlichen Traubensaftes geleert.
Da mag es nicht wundern, dass sich im Museum eine eigene Dauerausstellung nur mit Wein und Weinkultur in der Mitte Deutschlands auseinandersetzt.
Tabak, Kaffee und Wein
Und überhaupt spiegelt sich das Thema Genuss auch in den Sonderausstellungen der Neuenburg in diesem Jahr überdeutlich wider. Im Juli eröffnet eine kleine Schau zur Geschichte des Tabakrauchens.
Noch bis Oktober kann man im Bergfried „Dicker Wilhelm“ die Kaffee-Ausstellung „Bittersüßer Rausch: Kaffee erobert Europa“ besichtigen. Hier wird die Erfolgsgeschichte des Getränks nachgezeichnet, dessen Genuss der französische Philosoph Voltaire als „nüchternen Rausch“ lobpreiste.
Und damit diese Genuss-Geschichte nicht nur theoretisch bleibt, empfiehlt sich zum Ende eines Rundganges über diese abwechslungsreiche Schlossanlage die Einkehr in der Burgwirtschaft. Bei einem Kaffee oder einem Saale-Unstrut-Wein kann man hier den Besuch auf der Neuenburg genussvoll ausklingen lassen. (mz)