Naumburger unterwegs Naumburger unterwegs: Die Donau-Radler

Naumburg - „Wir hauen mal wieder ab“, sagt Dietmar Görbig. Noch sitzt er für ein kurzes Gespräch vorab in einem Stuhl in seinem Naumburger Friseursalon in der Michaelisstraße. Am Montag wird er gemeinsam mit seiner Frau Johanna wieder im Sattel sitzen. Die Reiselust hat sie wieder gepackt, obwohl eine lange Radtour gar nicht mehr so geplant war. Nach dem Abenteuer Nordsee 2015 soll es nun in den Süden gehen. Die Donau ruft, nach der Wolga der zweitlängste Fluss Europas. „Wir haben die Donau schon etappenweise erkundet. Nun soll es von der Quelle bis zur Mündung gehen“, blickt der 68-Jährige voraus.
Mit dem Zug geht es nach Donaueschingen. Dann durch Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien und Rumänien, wo in Konstanza am Schwarzen Meer die Reise ihr Ende finden soll. Rund 3 500 Kilometer in acht Wochen wollen die Naumburger absolvieren. Eine Mammut-Tour, die nicht ohne Vorbereitung und Erfahrung zu packen ist. Die Görbigs haben in den Jahren vor der Fahrt auf dem Nordsee-Radweg die Ostsee umrundet, etwa 10000 Kilometer in West- und Südeuropa zurückgelegt. Neben Kleidung, Zelt und Isomatten sind die Karten unerlässlich. „Wir haben sehr gute Radführer gefunden“, erzählt Görbig. Selbst Minenfeldkarten - 22 Jahre nach den Jugoslawien-Kriegen - gehören zur Ausstattung. „Diese sind für den Abschnitt durch Serbien wichtig“, weiß Görbig. Bevor jedes noch so kleine Teil der Ausstattung in den Rad-Taschen verschwindet, wird alles Nötige in einem Zimmer im Haus der Familie ausgebreitet. „Meine Frau ist sehr gewissenhaft. Sie packt und weiß immer, wo sich was befindet“, erzählt der Friseurmeister. Auch diese Fahrt wird ihre Herausforderungen haben. Das reiselustige Paar rechnet mit heißen Tagen, reichlich Mücken, kaum ausgeschilderte Regionen, in denen nur wenige Menschen leben. Ein Problem treibt das Ehepaar noch um: Die Rückkehr mit dem Zug aus Rumänien. Denn in dem osteuropäischen Land ist die Radmitnahme mit der Bahn offiziell nicht möglich. Ob da mit einem leichten Augenzwinkern ein paar Euro zum Schaffner gehen oder die Familie eines rumänisch-stämmigen Naumburgers helfen wird, bleibt abzuwarten.
Das Ehepaar und ihre Räder sind gut gerüstet; letztere dank des Checks im Radhaus Steinmeyer und nicht ohne Tipps für kommende Pannen. „Rad und unsere Ausstattung kosten mehr als unser Auto“, schmunzelt Görbig. Nach der Reise haben er und seine Frau sicher wieder allerhand zu erzählen. Schon jetzt ist die Tour Gesprächsthema im Salon. Ein unfreiwilliges Ende vor dem Ziel hätte nur zwei Gründe: „Wenn wir krank werden oder in der Familie etwas Schlimmes geschieht.“