Naumburger Narrenzunft Naumburger Narrenzunft : Kein Sturm aufs Rathaus

Naumburg - Es gab Zeiten, da stürmten in Naumburg gleich zwei Karnevalsvereine zum 11.11. das Rathaus - ein weit und breit einmaliges Ereignis. Und dieses Jahr? Da bleibt die närrische Machtübernahme gänzlich aus. Die Naumburger Narrenzunft (NNZ), nach Selbstauflösung des Naumburger Carneval Vereins (NCV) zur Jahrtausendwende die verbliebene Heimstatt karnevalistischen Treibens in der Domstadt, hat abgesagt - und der Rathausschlüssel bleibt, wo er ist.
Schon seit Längerem ist es bei der Narrenzunft nicht mehr lustig. Tiefpunkt war die letzte und einzige Großveranstaltung in der vergangenen Session, als der Rathaussaal fast leer und sinnbildlich das Prinzenpaar des befreundeten Karnevalsvereins der hessischen Naumburger das Zepter übernommen hatte. Dann wurde es still um die NNZ, und deren Präsidentin Gabi Rückert kündigte an, nicht weitermachen zu wollen. So ist es gekommen.
Seit der Vorstandswahl der Narrenzunft im April ist Tobias Engel neuer Präsident - und der verordnet dem Verein eine weitere Ruhepause. „Die Situation ist schwierig“, sagt er gegenüber unserer Zeitung und meint damit vor allem die personelle. „Es gibt weiter einen vierköpfigen Vorstand, doch wir sind nur noch 30 Mitglieder inklusive Tanzmädchen. In Spitzenzeiten waren wir immerhin 120. Der Verein muss sich neu aufstellen, erstmal die Kräfte bündeln.“
Die Gründe für den Aderlass nennt Engel vielfältig. Einzig persönliche Differenzen in der Vergangenheit seien es nicht gewesen. „Es mangelt vor allem an Mitstreitern, die sich aktiv einbringen, das Programm mitgestalten wollen. Tänzerisch waren wir immer gut, doch sonst flaute es ziemlich ab“, so Engel. Er will aber keine Zweifel daran aufkommen lassen, dass es weitergeht. „Ich weiß, es kursiert das Gerücht, uns gibt es gar nicht mehr. Doch das ist Quatsch. Wir machen weiter“, versichert Engel.
Wie das in Zukunft aussehen soll, ist allerdings unklar. Der 11.11. ist für dieses Jahr abgehakt, und selbst die sonst üblichen Sitzungen und anderen Veranstaltungen sind mit einem dicken Fragezeichen versehen. Tobias Engel: „Es wird etwas geben, vielleicht Kinder- oder Seniorenfasching. Das muss sich noch zeigen. Eine größere Karnevalssitzung aber nicht. Das ist zurzeit nicht zu schaffen.“
Eines ist bei alledem nicht ausgeschlossen: Dass die Naumburger Narrenzunft den Schulterschluss, die Zusammenarbeit mit einem anderen karnevalistischen Verein sucht. Die Idee ist zumindest schon intern diskutiert worden. „In vielen Karnevalsvereinen ist die personelle Situation schwierig, nicht nur bei uns. Deshalb könnte man mit anderen kooperieren, die ein oder andere Veranstaltung gemeinsam machen. Es geht dabei - um es deutlich zu machen - nicht um eine Fusion, vielmehr um eine lose Partnerschaft“, so Engel. Welcher andere Verein in Betracht kommen könnte, sei noch völlig offen, es solle jedenfalls einer „aus der näheren Umgebung“ sein. Festhalten will die Narrenzunft am Ratskellersaal als Veranstaltungsort. Engel: „Der hat für uns Priorität, doch darf man bei einer Kooperation auch Alternativen nicht ausschließen.“ Die Partnerschaft zu den hessischen Naumburgern solle weiter gepflegt werden, wenngleich es diesmal im November kein Treffen gebe.
Im Naumburger Rathaus hatte man sich indes auf die Schlüsselübergabe am 11.11. eingestellt, aber schon den Verdacht gehegt, dass es nichts damit wird. Oberbürgermeister Bernward Küper: „Es ist sehr schade. Ich wünsche dem Verein, dass er es schafft, sich neu aufzustellen. Er hat ein gutes Fundament, vor allem in der Arbeit mit Kindern.“ Küper will den 11.11., der diesmal auf einen Sonntag fällt, dennoch nicht aus dem Dienstkalender streichen: „Naumburgs Stadtgebiet ist groß, es gibt aktive Karnevalsvereine. Ich bin flexibel und auf alles vorbereitet“, so der OB, der den Rathausschlüssel gern abgeben würde: „Aber Regieren bis zum Rosenmontag kann auch ganz schön anstrengend sein.“
