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Naumburger Gasthof  Naumburger Gasthof : "Zufriedenheit" drittbestes Lokal im Land

Von Andreas Löffler 08.01.2021, 09:52
Küchenchef Alexander Frömel (l.) und Hoteldirektor Matthias Albrecht stehen vor dem „Gasthof Zufriedenheit“ in Naumburg, der jetzt zum drittbesten Restaurant Sachsen-Anhalts gekürt wurde.
Küchenchef Alexander Frömel (l.) und Hoteldirektor Matthias Albrecht stehen vor dem „Gasthof Zufriedenheit“ in Naumburg, der jetzt zum drittbesten Restaurant Sachsen-Anhalts gekürt wurde. Andreas Löffler

Naumburg - „Auch wir selbst haben es aus der Presse erfahren“, kommentiert Hoteldirektor Matthias Albrecht die freudige Neuigkeit mit einem Lächeln. „Nach den ganzen schlechten Nachrichten des zurückliegenden Jahres war das endlich mal wieder eine gute“, ergänzt Küchenchef Alexander Frömel.

Der „Gasthof Zufriedenheit“ in Naumburg ist vom Gourmet-Portal „Restaurant-Ranglisten.de“, das die Noten der führenden Restaurant-Guides des Jahres 2020 ausgewertet hat, zum drittbesten Restaurant in Sachsen-Anhalt gekürt worden.

Dickes Lob für Kollegen

Auf den beiden Top-Positionen vor dem Naumburger Feinschmecker-Domizil rangiert allein Sachsen-Anhalts einziger Michelin-Sternekoch Robin Pietsch mit seinen beiden Restaurants „Zeitwerk“ und „Pietsch“ in Wernigerode. „Der kocht wirklich in einer anderen Liga“, sagt Alexander Frömel anerkennend über seinen Kollegen - wohl wissend, dass bei derlei Rankings neben der reinen Kochkunst weitere Gegebenheiten wie Location und Publikum eine Rolle spielten. „Mit unserem ausdrücklich ebenfalls auf Laufkundschaft ausgerichteten Konzept ist auch die Entscheidung verbunden, nicht auf allerhöchste Sterne-Weihen abzuzielen - zumindest nicht vordergründig“, so Matthias Albrecht. „Über Lob und Wertschätzung freuen wir uns natürlich immer.“

Sommer spielte in Karten

Dies gelte umso mehr, als 2020 infolge der Pandemie-Beschränkungen gewiss nicht die günstigsten Rahmenbedingungen für Top-Gastronomie im Speziellen und die Branche im Allgemeinen bot - beginnend mit dem ersten Lockdown im Frühjahr. „Wenn Ihnen drei Monate fehlen, holen Sie das nicht mehr auf“, verdeutlicht Matthias Albrecht.

Dennoch habe man sich in einem schwierigen Jahr bis Oktober wieder auf einem guten Weg gewusst. „Direkt von der Wiedereröffnung an hatten wir einen extrem guten Zulauf, wobei uns gerade in den Sommermonaten das prächtige Wetter und der Trend zum Urlaub in Deutschland noch zusätzlich in die Karten spielten“, berichtet der Hoteldirektor. An den - seinerzeit chronisch ausgebuchten - Wochenenden habe es gut und gern 30 bis 40 Prozent mehr Nachfrage gegeben, als man Gäste beherbergen konnte. „Da blutet dir als Hotelier das Herz.“

Im Restaurant schuf das wegen Einhaltung der Mindestabstände reduzierte Platzangebot eine unternehmerische Herausforderung. „Mit einer Art zeitlichem ,Schichtsystem“ hätten wir sicherlich mehr Besucher bewirten können - aber wer wollte ernsthaft einen Gast, der sich wohlfühlt, zum Aufbruch drängen“, zeichnet Küchenchef Alexander Frömel die eigene Prioritätensetzung nach, die mit einer geringfügigen Verkleinerung der Karte einherging. „Was die Kochkunst an sich betrifft, haben wir uns nicht eingeschränkt“, betont er. Obwohl die Umsetzung des Hygienekonzepts auch in der Küche zu veränderten Abläufen führte: „Wir haben die Arbeitsplätze entzerrt, um nicht mehr wie sonst nebeneinander zu stehen, und die Leute auf die Ecken verteilt. Und zur Sicherheit unserer Gäste haben wir selbst solche Details wie das Hochstellen der Spülmaschinen-Temperatur um 20 auf 80 Grad Celsius Beachtung geschenkt.“

Das Tragen einer Maske bei der Arbeit - der „Gasthof Zufriedenheit“ hat jeden Beschäftigten mit speziell designten und gebrandeten Exemplaren ausgestattet - sei ohnehin eine Selbstverständlichkeit gewesen. „Und mit Blick auf die Freizeit ist im Kollegenkreis auch das Thema Eigenverantwortung ganz groß geschrieben worden - schließlich wollte niemand derjenige sein, der das Virus einschleppt und an einer etwaigen Schließung schuld hat“, hebt Albrecht hervor.

Stammgäste halten Treue

Letztere ist nun erneut pauschal von Staats wegen verhängt worden, die 25-köpfige Belegschaft seit November wieder in Kurzarbeit und Besserung fürs Erste nicht in Sicht. Die Anteilnahme der Stammgäste dafür umso mehr. „Die halten uns die Treue und erkundigen sich bei mir telefonisch, wie es uns geht“, unterstreicht der Hoteldirektor, der täglich im Haus nach dem Rechten sieht, Wasserhähne auf- und zudreht sowie Toilettenspülungen betätigt.

Man habe für die zweite und dritte Januarwoche bereits wieder über eine Reihe von Reservierungen verfügt - Ausdruck einer Hoffnung, die sich nun zerschlagen hat. „Die Infizierten- und Erkranktenzahlen sind nach wie vor so hoch, dass es nichts bringt, jetzt Öffnungen zu fordern“, zeigt Matthias Albrecht Einsicht in die Notwendigkeit.

Die Dehoga ist gefordert

„Was aber unerlässlich ist, dass es endlich das von unserer Dachorganisation Dehoga angemahnte Langfristkonzept gibt. Es braucht wenigstens ein Mindestmaß an Planungssicherheit: Empfiehlt es sich beispielsweise, teure Plexiglas-Trennwände zu installieren - oder werden die kurze Zeit später wieder für unzureichend erklärt?“, schildert der Hotelchef.

Aus dem Top-3-Ranking ziehe man jedenfalls tüchtig Motivation, „zumal die Auszeichnung noch schwerer wiegt als in einem normalen Jahr“, wie Küchenchef Alexander Frömel festhält. Albrecht ergänzt: „Es ist ein schönes Zeichen, dass wir in einem wortwörtlichen Seuchenjahr eine Menge richtig gemacht haben, und steht stellvertretend für das unmittelbare Gäste-Feedback, auf das wir aktuell ja leider verzichten müssen.“