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Nachtaktiv Nachtaktiv: Dieser Hohenmölsener gibt Fledermäusen eine Stimme

Von Alexander Kempf 26.08.2018, 06:00
Fledermäuse beißen auch mal zu. Darum trägt Marco Roßner Handschuh.
Fledermäuse beißen auch mal zu. Darum trägt Marco Roßner Handschuh. Sarah Malaske

Hohenmölsen - Fledermausforscher ist kein klassischer Ausbildungsberuf. Auch Marco Roßner hat als kleiner Junge noch nicht geahnt, dass er später mal beruflich durch Wälder streifen wird, um Flughunde mit meterhohen Netzen zu fangen. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann in Weißenfels wusste der junge Mann aber bald, dass ein gut bezahlter und angesehener Job nicht alles im Leben sein kann. Also hat er in Leipzig Geografie und Biologie studiert. Denn ihn interessiert schon damals, warum sich Landschaften so unterschiedlich entwickeln.

Geografie, erzählt der 37-Jährige heute zurückblickend, studiere man aus Neugier. Und nicht weil schon vorab klar ist, was man damit später mal beruflich macht. Auch er sucht nach seinem Abschluss einige Monate, ehe er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einem Verein im sächsischen Borna antritt. Dort trifft er auf Frank Meisel, mit dem er später das Unternehmen hochfrequent gründet. Beide sind seither hauptberuflich Gutachter für Fledermäuse.

Diplom-Geograf: „Als ich die erste Fledermaus in der Hand hielt, war ich sofort gefangen“

Zu den Tieren, die in seinem Studium kaum mehr als eine Randnotiz waren, hat Marco Roßner seither eine ganz besondere Beziehung. „Als ich die erste Fledermaus in der Hand hielt, war ich sofort gefangen“, sagt der Diplom-Geograf. Ihn fasziniert seither das komplexe Sozialverhalten der nachtaktiven Flieger. Das gebe der Wissenschaft noch immer viele Rätsel auf, erzählt Marco Roßner. Was kommunizieren die Fledermäuse untereinander? Wie finden sie ihre Quartiere? Auch der Gutachter hat noch nicht auf alle seine Fragen Antworten gefunden. Daran aber zu forschen, das schenkt ihm Zufriedenheit.

Und da er es oft gefragt werde: Ja, auch finanziell könne man als Fledermaus-Fachmann gut leben. Doch wenn für den Unternehmer Geld im Vordergrund stehen würde, dann hätte er auch weiter als Bankkaufmann arbeiten können. Die Vielfalt seines heutigen Jobs erfüllt ihn. „Es ist genau das, was ich wollte“, sagt der Unternehmer. Ihn stört auch nicht, dass er in den Sommermonaten an vielen Tagen nachts unterwegs ist, um mehr über Fledermäuse und deren Bedürfnisse zu erfahren. Es spielt ihm sogar ein wenig in die Karten. Denn früh aufstehen, gesteht er, zähle nicht zu seinen Stärken.

Aufklärungsarbeit zu Fledermäusen bei Batnight in Hohenmölsen

Da trifft es sich gut, dass die Batnight in Hohenmölsen erst am Abend beginnt. Marco Roßner leistet in seiner alten Heimat wieder Aufklärungsarbeit und möchte gerade Kinder für die nicht selten dämonisierten Tiere begeistern. Die seien weder Blutsauger, noch Kuscheltiere. In den beiden vergangenen Jahren ist es ihm gelungen, ein vor Ort gefangenes Tier aus nächster Nähe zeigen zu können. Trotz modernster Überwachungstechnik müssen Tiere für Forschungszwecke immer wieder eingefangen werden, kommen anschließend aber schnell wieder frei.

Neben Fangnetzen gehören auch sogenannte Bat-Recorder zur Ausrüstung eines Fledermausforschers. Die Aufnahmegeräte zeichnen die für den Menschen nicht hörbaren Ultraschallgeräusche der Fledermäuse auf und wandeln sie in Audiodateien um. So kann Marco Roßner zum Beispiel bestimmen wie oft Fledermäuse in einer Region unterwegs sind. Und um welche Fledermausart es sich handelt. Alleine in Deutschland gibt es 25 verschiedene Arten. Noch.

Marco Roßner will mit seiner Arbeit einen Beitrag leisten, dass die Tiere weiter Lebensräume finden. Und vielleicht begeistert er ja den nächsten Hohenmölsener für die Fledermausforschung. (mz)