Nachrücken nur bei Todesfall Nachrücken nur bei Todesfall: Pflegeheime haben lange Wartelisten

Weißenfels - Im Burgenlandkreis gibt es laut Kreisverwaltung 40 Senioren- und Pflegeheime mit rund 2.570 Plätzen. Doch sind diese Plätze ausreichend? Von langen Wartelisten und zu wenigen Plätzen berichten auf jeden Fall Häuser in Weißenfels und Hohenmölsen.
Im Avendi Senioren Service GmbH Wohnpark Am Töpferdamm in Weißenfels gibt es 71 Pflegeplätze und 121 Wohneinheiten im Betreuten Wohnen. „Die Anfragen sind riesig, da unsere Einrichtung nicht nur komfortabel an der Saale gelegen ist, sondern auch unsere Pflege einen guten Ruf hat“, meint der Prokurist des Hauses, Thomas Gilow.
Rund 400 Anmeldungen lägen derzeit für das Betreute Wohnen vor. Etwa 30 seien es für das Pflegeheim. „Im Januar sind vier unserer Heimbewohner verstorben. Diese Plätze sind schon wieder vergeben“, schildert Gilow. Plätze vorzuhalten ginge gar nicht. „Da geht uns Geld verloren.“
Awo-Pflegeheim Hohenmölsen: Auslastung bei 100 Prozent
Auch im Awo-Pflegeheim in Hohenmölsen liegt die Auslastung des Pflegeheimes bei 100 Prozent. „Etwa 20 Frauen und Männer warten derzeit auf einen Platz in unserer Einrichtung. Manche sterben auch über die Wartezeit hinweg“, ist von der Heimleiterin Gabriele Elzer zu erfahren.
Nadine Surek, Leiterin des DRK-Pflegeheimes in Weißenfels, hat ihre Anmeldelisten nach den Farben der Ampel gestaffelt. Karteikarten die bei Grün eingeordnet sind, haben für ihre Bearbeitung noch Zeit. Gelb - naja und bei Rot wird es mehr als dringlich. „Letztendlich habe ich nur einen freien Platz, wenn ein Patient von uns gegangen ist“, schildert sie die Situation.
Bedarf an Pflege wächst mit steigender Lebenserwartung
Zufrieden ist die 35-Jährige mit der Situation nicht. „Der Bedarf an Pflege wächst mit steigender Lebenserwartung.“ Darum will sie sich dafür einsetzen, dass die Kapazität erweitert wird. „Das wäre dringend nötig und zu schön, um wahr zu sein“, meint sie. Doch dann sieht sie schon das nächste Problem: den hohen Fachkräftebedarf. Für ihre 48 Plätze hat sie 30 Mitarbeiter. „Wer will denn schon diese schwere Arbeit in Schichten machen?“, fragt sie.
Auch im Pflegeheim der Caritas St. Franziskus in Weißenfels ist die Situation nicht besser. „Künftige Pflegeheim-Bewohner warten etwa drei Monate. Manche gehen auf Nummer sicher und melden sich an, obwohl sie noch gar kein Pflegefall sind. Das sind zum Teil Ehepartner oder auch Menschen, die über die Kirche zu uns finden“, berichtet Einrichtungsleiter Andreas Schmeikal.
Alle Plätze ausschließlich durch Todesfälle der vorherigen Heiminsassen frei geworden
Das Pflegeheim hat 2001 sein neues Gebäude bezogen. Von den damals 72 eingezogenen Pflegebedürftigen leben heute noch drei. Schmeikal macht mit diesen Zahlen darauf aufmerksam, dass sich der Aufenthalt vieler Pflegebedürftigen in den Heimen durch gute Pflege verlängert. Im vergangenen Jahr konnten 26 neue Patienten aufgenommen werden. Im Januar diesen Jahres waren es vier. Alle Plätze waren ausschließlich durch Todesfälle der vorherigen Heiminsassen frei geworden.
Zu wenig Plätze - zu viele Interessenten. Doch sehen die Pflegeexperten einen Weg aus dem Dilemma? Aus Sicht von Gabriele Elzer aus Hohenmölsen gibt es im Burgenlandkreis zu wenig Tagespflegeplätze. „Viele, die zu uns ins Heim mit dem Pflegegrad 2 kommen, könnten durchaus noch gut in einer Tagespflege zurechtkommen und den Alltag meistern“, sagt sie aus Erfahrung. Das unterstreicht auch Thomas Gilow, der ebenfalls für mehr adäquate Pflege außerhalb der Heime plädiert.
„Behindertengerechtes Wohnen, ausgerüstet mit Notruf und Aufzügen würde den Heimen viel abnehmen.“ Entspannen könnte sich die Situation, wenn in Hohenmölsen mit dem Ausbau des ehemaligen Krankenhauses zu einem Gesundheitszentrum begonnen wird. Im ersten Schritt sollen hier bis nächstes Jahr 60 Plätze für Betreutes Wohnen entstehen. Im zweiten Abschnitt sind weitere 60 Plätze geplant. (mz)