Molkerei Bad Bibra Molkerei Bad Bibra: Letztes Kapitel eingeläutet

Bad Bibra - Die Stadt Bad Bibra verliert eines ihrer Wahrzeichen. Seit einigen Tagen werden auf dem Gelände der Molkerei nach deren Schließung Ende März Anlagen abgebaut, darunter auch die Stadtansicht prägenden Eindampfertürme. Zum Einsatz kommt ein riesiger Kran. Auf Fragen, was mit den Teilen der Anlage geschieht, antwortet die Deutsches Milchkontor GmbH (DMK) wenig konkret - mit Verweis auf Wettbewerbsgründe. „Ein Teil wird von der Glockengold Fruchtsaft AG als Nachnutzer übernommen. Die anderen Anlagenteile nutzt die DMK Group und setzt sie in bestehenden eigenen Werken im In- und Ausland ein“, teilt Unternehmenssprecher Oliver Bartelt mit.
Nach Tageblatt/MZ-Informationen soll die Anlage nach Russland gebracht werden. In Woronesch soll eine Molkerei gleichen Typs nach den Bad Bibraer Plänen entstehen. Die DMK ist mittlerweile alleiniger Eigner des russischen Käseproduzenten RichArt Group. Nach dem Erwerb eines ersten Anteils von 60 Prozent am Unternehmen im Jahr 2016 kaufte das Milchkontor im Mai dieses Jahres die restlichen 40 Prozent. Der russische Käseproduzent hatte seinen Absatz im vergangenen Jahr deutlich steigern können. „Darüber hinaus sind Entwicklungen für weitere profitable Produktsegmente in Vorbereitung, um im Bereich der innovativen Segmente das Geschäft weiter auszubauen“, informiert die DMK in einer Pressemitteilung auf der eigenen Internetseite. Deshalb sei die Schließung der Molkerei in Bad Bibra von langer Hand geplant gewesen, habe der Protest gegen das Aus keine Chance gehabt, meinte ein Mitarbeiter, der nicht genannt werden will, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Damit ist es für Bad Bibra endgültig“, betonte Bürgermeister Frederik Sandner (CDU). Laut seinen Informationen soll die Anlage bis September abgebaut werden.
Mit der Schließung der Molkerei sind trotz guter Wirtschaftlichkeit und schwarzer Zahlen 106 Arbeitsplätze weggefallen. Im Oktober hätte der Betrieb sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Welche Pläne Glockengold verfolgt, darüber wollte das Lauchaer Unternehmen noch keine konkreten Informationen an die Öffentlichkeit geben. Dies würde zum gegebenen Anlass geschehen, hieß es aus dem Betrieb. Vorstand Chris Dabbert hatte im Mai verkündet, dass das Unternehmen das Gelände erworben hatte.
Woronesch zählt mit rund 889000 Einwohnern zu den größten Städten Russlands. Neben Maschinenbau und Chemieindustrie prägt die Nahrungsmittelherstellung die Ökonomie der zentralrussischen Region.
