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Lehrermangel extrem Lehrermangel in Lützen schlägt überregional Wellen: "Hier werden Existenzen vernichtet"

Von Alexander Kempf 16.05.2018, 11:28
Die Demo in Lützen hat bundesweit für Aufsehen gesorgt.
Die Demo in Lützen hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Peter Lisker

Lützen - Nadine Herbarth macht sich Sorgen um die Zukunft ihres Sohnes. Es könne nicht angehen, sagt sie in einem am Dienstagmorgen im Frühstücksfernsehen von Sat1 veröffentlichten Fernsehbeitrag, dass er und die anderen Lützener Grundschüler bis zur vierten Klasse noch nicht mal richtig Schreiben und Rechnen können. „Ich bin der Meinung, hier werden Existenzen vernichtet“, sagt die wütende Mutter. Ihrem Sohn Alexander werde ein Stück Lebensperspektive geraubt.

Eltern und Schulkinder demonstrierten gegen Lehrermangel

Der Lehrermangel an der Grundschule bereitet den Eltern nicht erst seit einer Demonstration am vergangenen Mittwochvormittag Sorgen. Da aber haben Eltern und Kinder ihren Unmut mit Hilfe von Transparenten und Trillerpfeifen Luft gemacht. „Wir haben ein Recht auf Bildung“, steht da etwa auf einem Plakat, das die Kinder in die Kameras halten.

Grundschule Lützen: Landesschulamt hat auf Personalmangel reagiert

Das Landesschulamt hat bereits auf die Kritik reagiert. „Wir werden ab dem 28. Mai eine Lehrerin bis zum Ende des Schuljahres auf Basis der Freiwilligkeit mit vollem Stundenumfang an die Schule bringen“, heißt es in einer Stellungnahme. Ein Grund für die personelle Schieflage an der Grundschule ist ein längerer Ausfall der Schulleiterin gewesen. Mit Abordnungen anderer Lehrer hat das Landesschulamt mehrfach versucht, die Situation zu entspannen.

Schulelternrat der Grundschule Lützen geht das nicht weit genug

Dem Schulelternrat der Grundschule Lützen gingen die Bemühungen nicht weit genug. „Dass Frau Stadör vom Landesschulamt behauptet, dass in Lützen fünf Lehrkräfte abgeordnet sind, können wir nicht nachvollziehen“, so Helmo Braukhoff. Aus seiner Sicht hätten in der Zeit von Dezember bis Mai von sechs Lehrern an der Grundschule in gesunden Tagen nur vier in vollem Umfang zu Verfügung gestanden.

„Auch wurde die Abordnung der pädagogischen Mitarbeiterin an zwei Tagen in der Woche in dieser brenzligen Situation nicht wieder rückgängig gemacht“, kritisiert der Schulelternrat.

Enttäuscht über Bildunsgpolitik des Landes

Weder Lehrer noch die pädagogische Mitarbeiterin macht Helmo Braukhoff für die Probleme verantwortlich, sondern die Bildungspolitik des Landes Sachsen-Anhalt. „Richtig ist, dass selbst bei massiven Unterbesetzung eine Betreuung innerhalb der verlässlichen Öffnungszeiten immer gewährt wurde“, unterstreicht er das Engagement der Lützener Pädagogen. Die hätten die Eltern zu keiner Zeit aufgefordert, ihre Kinder abzuholen.

Enttäuscht und in Sorge sind viele Eltern dennoch. Nadine Herbarth berichtet im Frühstücksfernsehen von Sat1, dass ihr Sohn mittlerweile zusätzlich von einem Privatlehrer unterrichtet werde. Auch Grundschüler Alexander selbst meldet sich im Beitrag zu Wort. Der Unterrichtsstoff in Lützen, beklagt er, habe immer wieder gewechselt. (mz)