„Das Risiko liegt faktisch bei null.“ Klettern unter Blättern - der Kletterwald im Lützener Martzschpark
Die Saison hat im Martzschpark durchwachsen begonnen. Warum Betreiber Böhm das neue Sicherheitssystem als nahezu perfekt bezeichnet.
Lützen/MZ - Pleiten, Pech und Pannen... Jens Böhm kann davon ein Lied singen. Der Leipziger betreibt seit 2008 den Kletterwald im Lützener Martzschpark. Bereits im Vorjahr hatte er wegen der Corona-Pandemie zwei Monate der Saison eingebüßt, bevor erste Lockerungen gegriffen haben. Diesmal war es noch schlimmer. Zwar bekam man die Genehmigung zur Öffnung Ende Mai, doch die Behörden hatten immer wieder gezögert, weil die Frage stand, ob es sich um eine Sportanlage oder ein reines Freizeitvergnügen handele. Und nach der Eröffnung konnte der 58-Jährige die schönen Tage im Juni zählen.
Reihenweise wurden die Buchungen wegen schlechten Wetters storniert. „Manchmal hatten wir zehn Interessenten, jetzt - bei besserem Wetter - auch mal 100.“ Im Vorjahr kamen rund 7.000 Gäste, dennoch sanken die Einnahmen wegen der Corona-Krise um 20 Prozent. Abwarten gelte es in diesem Jahr. „Aber es müssten schon Wunderdinge passieren, wenn es besser laufen würde als 2020.“ Da brauchte man einen richtig schönen Herbst.
„Das Risiko liegt faktisch bei null.“
Dabei hatte sich Böhm mit seinen fünf Mitarbeitern akribisch auf den Start vorbereitet. So wurde ein neues Sicherungssystem eingebaut. Das heißt: Man klickt sich einmal ein und am Ende erst wieder aus. „Das Risiko liegt faktisch bei null.“ Auch Bäume, die wegen den vergangenen Trockenperioden abgestorben sind, mussten gefällt und der Parcours geändert werden. Der Park sei zwar ein Feuchtgebiet, doch es gebe Brunnen zur Trinkwasserversorgung, die den Wasserspiegel absenken. Aktive haben die Auswahl zwischen sechs Parcours mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Insgesamt stehen 86 Elemente zur Verfügung. Angst brauche niemand haben, betont Jens Böhm. Gleich am Anfang stehen die Teilnehmer unter schattigen Bäumen und lernen das Sicherheits-Abc. Hier sind Hula-Hoop-Reifen ausgelegt, in die sich die Gäste stellen, um den Corona-Sicherheitsbestimmungen genüge zu tun.
Kommen können jedenfalls Einzeltouristen, Familien, aber auch Schulklassen. So waren bei der MZ-Stippvisite Siebentklässler aus Hohenmölsen vor Ort. Sie sind die 20 Kilometer mit dem Rad in einer anderthalben Stunde nach Lützen gefahren und Lehrerin Candy Sadowsky sprach von einer Herausforderung für die Kinder. Ein paar Tage später sollte es nach Leipzig gehen. Alexander Ungermann war aus Wuppertal mit den Töchtern Lanie (11) und Phoebe (9) gekommen. Man habe eine Ferienwohnung gebucht und auch den Vergnügungspark Belantis besucht. Und in Lützen hatten die Mädchen keine Scheu und kletterten zwischen den Bäumen höher.
Für Betreiber Jens Böhm ist der Job an der frischen Luft genau das Richtige
Anna Schütze (20) gehört zum Personal, das eingreift, wenn sich jemand überschätzt oder ihn die Kräfte verlassen. Hin und wieder gibt es auch Hinweise. Für die Jurastudentin ist es eine Möglichkeit, hier ihre Semestergebühren zu verdienen. Selbst zu klettern hat ihr gefallen und andere dabei zu unterstützen, macht ihr ebenfalls Spaß.
Auch für Betreiber Jens Böhm ist der Job an der frischen Luft genau das Richtige. Im Gespräch erwähnt er außerdem, dass er bekennender RB-Leipzig-Fan ist und mit dem Verein „Essen mit Herz“ andererseits auch sozial Schwache unterstützt. Da werden Sommerfeste und Ausfahrten organisiert oder es wird beim Stellen von Anträgen beziehungsweise beim Besorgen von Corona-Impfterminen geholfen.
Geöffnet ist der Kletterwald Dienstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr. Der Zugang erfolgt über den Eingang zum Tierpark. Um Wartezeiten zu vermeiden, kann man Plätze im Internet reservieren: www.kletterwaldluetzen.de