"Ich bin ein eher unruhiger Mensch" "Ich bin ein eher unruhiger Mensch": Das ist der Mann hinter dem Amtsblatt Hohenmölsen

Hohenmölsen - Musik während der Arbeit muss sein - findet Ulrich Brasack. Und zwar klassische Musik. „Ich spiele selber seit meinem sechsten Lebensjahr Geige. Dazu noch Bratsche“, berichtet der Hohenmölsener. Er sitzt am Schreibtisch in seinem kleinen Büro in der Friedensstraße - die Musik läuft leise, aber hörbar, im Hintergrund. Von hier aus führt er seinen Betrieb, den er vor 30 Jahren gegründet und der sich auf Drucksachen spezialisiert hat.
Alles, was sich um die Gestaltung und das Layout von Büchern, Zeitschriften, Broschüren, Visitenkarten oder CD-Covern dreht, ist die Welt des 69-Jährigen. „Diese Arbeit macht mir viel Spaß, denn sie ist sehr abwechslungsreich“, sagt Brasack.
Ingenieur im Bergbau
Dabei stammt der gebürtige Schönebecker beruflich aus einem völlig anderen Metier. Studiert habe er Maschinenbau. Da seine Frau einst als Pharmazeutin in einer Apotheke in Hohenmölsen eine Anstellung fand, verschlug es ihn zu DDR-Zeiten in die Drei-Türme-Stadt.
Gearbeitet habe er unter anderem als Sicherheitsingenieur im Bergbau, auch Unterkunftsleiter in der Hohenmölsener Kaserne sei er zwischenzeitlich gewesen. „Ich bin ein eher unruhiger Mensch. Jede berufliche Umstellung habe ich gerne gemacht“, sagt Brasack, der sich mit der politischen Wende 1990 beruflich noch mal völlig neu orientierte.
Schritt in die Selbstständigkeit gewagt
Über einen Musikfreund aus Bielefeld sei er mit dem Thema Drucksachen in Verbindung gekommen. „Der hat das damals nebenberuflich gemacht. Ich bin zu ihm hin und habe mir das mal angeguckt. Und es hat mir gefallen“, erzählt der 69-Jährige.
Und so habe er den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und einen Betrieb gegründet. Angefangen habe er zu Hause. „Ich musste ja erstmal austesten, ob das alles funktioniert, sagt er. Dabei habe ihm seine Frau zur Seite gestanden, ohne deren Unterstützung es nicht gegangen wäre.
Hohenmölsen war bis 1994 Kreisstadt
Denn schwierig waren die Anfangsjahre, zumal Brasack viel Geld in die Hand nehmen musste, um die hochwertige, aber notwendige, Technik zu finanzieren. Doch die Auftragslage in den 1990er Jahren sei gut gewesen, vor allem aus dem Landratsamt - Hohenmölsen war bis 1994 Kreisstadt - habe er viele Aufträge erhalten. „Mit der Gebietsreform gab es einen Einschnitt. Doch bis heute habe ich treue Kunden“, sagt Ulrich Brasack.
So gestaltet er seit 30 Jahren das städtische Amtsblatt, das jeden Monat erscheint und im Briefkasten eines jeden Einwohners landet. Gerade arbeitet Brasack an der neusten Ausgabe und bringt die an ihn verschickten Texte auf der Vorlage in die passende Form. „Den Text nur einzufügen, reicht aber nicht“, sagt der Hohenmölsener. Es gebe viele gestalterische Feinheiten, die es zu beachten gilt.
Angeeignet habe er sich sämtliche Kenntnisse auf dem Gebiet selbst. „Nur Probieren geht aber nicht“, sagt er und verweist auf diverse Bücher über Layout, die er studiert hat. Denn eine gute und fristgerechte Arbeit abzuliefern - das sei immer sein Bestreben gewesen.
Kein Nachfolger in Sicht
Selbst gedruckt hat der Unternehmer dagegen nur mal kleinere Broschüren. Das Hauptaugenmerk lag immer auf die Gestaltung der Drucksachen, erzählt Brasack, der in seiner Freizeit in einer kleinen Musikkapelle in Naumburg spielt. Auch in einem Flugsimulator-Computerspiel findet er einen Ausgleich zu seiner Arbeit.
30 Jahre lang hat Brasack sein kleines Geschäft nun geführt - allein. Im Februar nächsten Jahres wird er 70. Denkt er dabei auch ans Aufhören? „Die Zeit geht langsam zu Ende“, sagt er. Seine Büroräume in der Friedensstraße will er Ende des Jahres aufgeben und fortan nur noch von zu Hause aus arbeiten. Wie lange noch, sei offen. Einen Nachfolger, der den Betrieb einmal übernehmen könnte, gebe es nicht. (mz)