Hoffnung für Gehring Hoffnung für Gehring: Nagel-Konzern übernimmt Mutterunternehmen

Naumburg - Nach Monaten des Wartens und Bangens für die Mitarbeiter des Naumburger Hontechnologie-Unternehmens Gehring steht nun eine Perspektive fest. Für den in Ostfildern (Baden-Württemberg) sitzenden Konzern hat sich ein Investor gefunden. Wie Gehring nun mitteilte, handelt es sich dabei um die Nagel-Gruppe aus Nürtingen, ebenfalls Baden-Württemberg. Die Übernahme soll noch im Laufe dieses Jahres „zügig vollzogen werden“, wie es heißt.
Von den reichlich 600 betroffenen Mitarbeitern sind 185 bei der Gehring-Tochter hier in Naumburg angestellt. „Die schon vor der Insolvenz geplante Restrukturierung der Gehring Gruppe soll in den nächsten Wochen mit den Arbeitnehmergremien unter den neuen Rahmenbedingungen verhandelt werden. Dabei soll Gehring einschließlich der Marke als eigenständige Einheit erhalten bleiben“, wird aus Ostfildern mitgeteilt. Und weiter: Unter „dem Dach der familiengeführten Nagel-Gruppe“ will man ein „dauerhaft starker Ausrüster für die Automobilindustrie“ und weitere Branchen bleiben.
Apropos Automobilindustrie: Die im August dieses Jahres eingeleitete Insolvenz lag neben der Corona-Pandemie vor allem in der Mobilitätswende begründet, weg von klassischen Antriebsmotoren, für die das Honen benötigt wird. Dazu heißt es nun in der Pressemitteilung: „Als Antwort auf die Marktentwicklung im größten Segment der automobilen Antriebstechnik bieten die beiden Unternehmen neue Lösungen im Bereich der Emissionsreduzierung und der alternativen Antriebe.“ So wird Bernd Nagel, der Gesellschafter des Investors wie folgt zitiert: „Wir sind stolz, mit Gehring nun ein neues Firmenmitglied bei uns willkommen zu heißen, das unser Leistungsportfolio für sich verändernde Märkte erweitert.“
Das Nürtinger Unternehmen entwickelt und produziert unter anderem Maschinen und Werkzeuge für die Technologien Honen, Superfinishen, Tiefbohren und Entgraten. Dabei verfügt es über ein weltweites Verkaufsnetz und ist mit Werken in Deutschland, Großbritannien, Brasilien, in den USA und Indien auf vier Kontinenten präsent. Nagel beschäftigt weltweit rund 1.350 Mitarbeiter, wird mitgeteilt.
Tobias Wahl, Insolvenzverwalter bei Gehring, zeigte sich jedenfalls zufrieden mit der neuesten Entwicklung: „Dank der konstruktiven Zusammenarbeit aller Beteiligten ist es uns gelungen, in kürzester Zeit eine nachhaltige Lösung zu finden. Wir haben bei Gehring ausgezeichnete Mitarbeiter und ein technologisch hochwertiges Portfolio vorgefunden.“ Und auch Landrat Götz Ulrich (CDU) bezeichnete die Übernahme auf Twitter als „gute Nachrichten für den Burgenlandkreis“. Nun müsse man schauen, „was das für den Standort Naumburg bedeutet“. In den vergangenen zwölf Monaten war der hiesige Standort von etwa 250 auf 185 Mitarbeiter reduziert worden; zudem wurden keine neuen Auszubildenden angestellt.
