Hell Festival am Mondsee Hell Festival am Mondsee: Diese Änderungen sollen Anwohner besänftigen

Hohenmölsen - Andreas Öttel hatte sich bestens vorbereitet und mit Stift und Zettel gewappnet. Bei der traditionellen Einwohnerfragestunde, die zu Beginn einer jeden Stadtratssitzung stattfindet, hatte sich der Hohenmölsener von seinem Stuhl erhoben, um den Abgeordneten und der Verwaltung Fragen über das Hell Festival am Mondsee zu stellen. Noch bevor er loslegen konnte, wurde er jedoch vom Stadtratsvorsitzenden Bernd Hoffmann (CDU) unterbrochen.
Denn laut Geschäftsordnung seien Fragen zu Tagesordnungspunkten nicht zugelassen. Und die Auswertung des diesjährigen Hell Festivals, das von Anwohnern aufgrund des Lärms und eines hohen Verkehrsaufkommens in einem Wohngebiet in der Kritik gestanden hatte, war an diesem Tag ein eigener Tagesordnungspunkt.
„Das ist Blödsinn“
Und auch der Wunsch der Besucher und des Stadtrates Silvio Gillert (AfD), die Auswertung auf der Tagesordnung vor die Einwohnerfragestunde zu schieben, war zuvor ebenfalls abgelehnt worden. „Das ist Blödsinn, da braucht man auch keine Fragestunde machen“, sagte Öttel aufgebracht. Rumms! Das hatte gesessen.
So spektakulär wie diese Eröffnungssequenz lief die folgende Berichterstattung der Stadt zur Nachbesprechung des Hell Festivals nicht ab. Tenor: Sämtliche Beteiligte wie der Veranstalter, Stadt, Polizei und Rettungskräfte hätten ein positives Resümee der Veranstaltung gezogen und das trotz Bürgerbeschwerden und der Tatsache, das ein Mann während des Festivals nach einem Drogenkonsum zusammenbrach und später in einer Klinik in Leipzig verstarb.
Hell Festival 2020 mit einigen Änderungen
Ein „Weiter-so“ wird es im nächsten Jahr aber dennoch nicht geben. So wird die Verwaltung auf die Kritik der Anwohner eingehen, weshalb es beim nächsten Hell Festival 2020 einige Änderungen geben wird. So wird die Polizei bei der Anreise der Festival-Besucher noch verstärkter Kontrollen vornehmen. In diesem Jahr waren mehrere Personen erwischt worden, die Drogen bei sich hatten. Auf dem Festival-Gelände soll die medizinische Betreuung erweitert werden.
Geplant ist außerdem, dass die Köttichauer Straße, die zum Mondsee führt, während des Festivals gesperrt wird. Nur Anwohner und Radfahrer sollen die Straße weiter passieren dürfen. Denn aufgrund einer fehlerhaften Navigation von Google waren in diesem Jahr viele Festival-Besucher illegal über die Köttichauer Straße und einen Radweg zum See gefahren, was wegen des hohen Verkehrsaufkommens zu Beschwerden von Anwohnern geführt hatte. Zudem will die Stadt sich mit Google in Verbindung setzen und den Navigationsfehler melden.
Ansturm durch Tausende von Festival-Besuchern
Außerdem wolle man Einkaufsmärkte vor Beginn des Festivals über dieses informieren, damit die Discounter ihr Sortiment an den betreffenden Tagen erweitern. Der Ansturm durch Tausende von Festival-Besuchern hatte in diesem Jahr dazu geführt, dass Regale von Supermärkten in der Stadt an dem Wochenende ziemlich leer waren.
Änderungen soll es auch in Bezug auf die Lautstärke geben, die in diesem Jahr besonders in der Kritik gestanden hatte. So hatten laut Anwohner die Bässe bis 8 Uhr morgens in die heimischen Schlafzimmer gedröhnt. Aus diesem Grund soll das Musikprogramm im nächsten Jahr um eine Stunde verkürzt werden. Dieses Jahr war es so, dass bis 5.30 Uhr im Freien Musik gespielt wurde, danach ging die Party bis 8 Uhr in einem Zelt weiter. Doch war es dieses Jahr überhaupt zu laut?
Messungen vom Veranstalter
Hier haben Stadt und Anwohner unterschiedliche Auffassungen. Ab 22 Uhr darf die Lautstärke nur noch 55 Dezibel betragen, was laut Messungen auch eingehalten worden war. Messungen von Anwohnern hätten jedoch einen Wert von mindestens 60 Dezibel ergeben, wie SPD-Stadtrat Torsten Fulczynski meinte. Einen Beigeschmack besaß auch die Aussage der Verwaltung, dass die offiziellen Messungen im Auftrag des Veranstalters stattgefunden hatten.
Laut Haugk ist sowas zwar nicht unüblich und man zweifle die Messungen auch nicht an. „Dennoch werden wir die Bedenken der Leute ernst nehmen und nächstes Jahr versuchen, externe Messungen vornehmen zu lassen“, so der Bürgermeister auf MZ-Nachfrage.
Auf Nachdruck der SPD-Fraktion und den Linken will die Verwaltung zudem noch weitere Gespräche mit dem Veranstalter führen, um zu prüfen, was man noch tun kann, um die Lautstärke gerade der Bässe für Anwohner erträglicher zu machen. (mz)
