Heimat-Entdecker Heimat-Entdecker : Begeistert vom ersten Mal

Naumburg - „Großjena Helau!“ riefen auch die Karnevalisten am Heimat-Entdecker-Tisch fleißig während der Rosenmontagssitzung im Naumburger Ratskeller. Auch dank einiger Freikarten, die der Großjenaer Karnevalsverein freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, war eine gesellige Runde zusammengekommen, die sich begeistert das fast dreistündige Programm anschaute.
Unter ihnen war mit dem Naumburger Stephan Kirsch (31) auch einer, der zum ersten Mal überhaupt bei einer solchen Faschingsveranstaltung zu Gast war. Ein wahrer Entdecker also. Aber auch Prominenz aus dem Fernsehen war vertreten. Nämlich „Horst Schlämmer“, der stellvertretende Chefredakteur des Grevenbroicher Tagblatts. Eine aufdringliche, selbstverliebte und dem Alkohol sehr zugeneigte Kunstfigur - ausgedacht und gespielt von Komiker Hape Kerkeling. Da Kerkeling kurzfristig verhindert war, schlüpfte Tageblatt/MZ-Redakteur Harald Boltze in die „Schlämmer“-Rolle - sowohl am Montag im Ratskeller als auch tags drauf im Interview mit Premieren-Faschingsgast Kirsch.
Oaaahh, hömma, hasse auch noch so’n Schädel von jestern? Bei mir hat de Kohle nich ma für de Jetränkerechnung jereicht. Weisse Bescheid?!
Stephan Kirsch: Mir geht es gut. Ich wollte es beim ersten Mal ruhig angehen lassen und bin früh auf Radler umgestiegen. Ich musste ja heute auch arbeiten.
War ja dein erstes Mal Karneval. Hat dich deine Frau wohl vorher nie rausgelassen (grunzt)? Wegens die vielen lecker Schätzeleins, die da in den kurzen Röckchen tanzen, wat? (grunzt noch mal).
Nee, so ist es nicht. Ich hatte bisher einfach nie Berührungspunkte mit Fasching. Das war in unserer Familie nie ein großes Thema. Außerdem sind wir ja hier auch nicht so eine Hochburg wie etwa Düsseldorf oder Köln.
Un hat dir’s wenichstens jefallen? Oder bisse mittendrin einjepennt?
Ich fand den Abend richtig klasse. Sehr abwechslungsreich und lustig mit aktuellen lokalen Themen, die auf die Schippe genommen wurden. Aber am meisten hat mich begeistert, wie viele Tanzgruppen es gab - Kinder, Jugendliche, Männer, Frauen und jeweils nicht nur eine. Dazu die Kostüme und Deko. Sehr professionell und aufwendig.
Fand ich übrigens voll bekloppt, dass de dich nich wenichstens een bisschen in ä Kostüm jetan hast!
Moment! Ich war mit Dauerwelle, dicker Goldkette und alter Trainingsjacke als „80er-Jahre-Proll“ da. Das ist doch nicht mein Alltagsoutfit!
Mensch, ich dachte, du rennst immer so rum?!? Was machste denn, wenn de nich jerade beim Karneval bisst?
Ich bin Junior-Chef in unserem Familienweingut, der Naumburger Wein- und Sektmanufaktur.
En eijenes Weinjut! Da bisse ja noch öfters angeschossen als wie ich (grunzt). Weisse Bescheid?!
Na, ich glaube uns trennen Welten (schmunzelt). Aber klar gibt es schon hin und wieder intensive Verkostungen mit 30 Weinen hintereinander, aber da wird ja auch ein Teil wieder ausgespuckt.
Und nächstes Jahr wieder Karneval oder hat et dir jereicht?
Im Gegenteil: Ich würde sogar meine Frau Franziska mitbringen. Dann nehmen wir Dienstag aber frei, um das Ganze bis zum Schluss auskosten zu können.
De Frau beim Karneval mitbringen??? Dat is ja wie et Bier mit in de Kneipe. Ach so:
Heute iss Aschermittwoch. Ich faste Enthaltsamkeit (grunzt). Weisse Bescheid?! Un du?
Ich werde auch fasten. Und zwar Zucker, vor allem Schokolade.
