Fünfte Jahreszeit Fünfte Jahreszeit: Urgestein prägt seit 60 Jahren Karneval in Bad Kösen

Bad Kösen - Diese Woche passt es ihm nicht für ein Gespräch, zu viel los, meint er. Doch schon fängt Karl-Heinz Ritter an zu erzählen. Man merkt sofort: Worum es dabei mal eben so am Telefon geht, das liegt ihm besonders am Herzen. Die Rede ist vom Bad Kösener Karneval. Seit 60 Jahren schon ist er diesem verbunden, hat ihn maßgeblich mitgeprägt. 40 Jahre lang als Aktiver, dann als Ehrenmitglied und heute wieder mittendrin: als Bläser im 2010 neu gegründeten Fanfarenzug. Kurzum: Karl-Heinz Ritter ist ein Urgestein des Bad Kösener Karnevals. Weil das so ist, gebührte ihm zur ersten Sessionssitzung besonderer Dank im Scheinwerferlicht des „Ritters“: Karnevalspräsident Axel Krunig überreichte Ritter den Orden für 60-jährige Mitgliedschaft. „Du hast Großes für den Verein geleistet, auf dich ist immer Verlass. Schön, dass es dich gibt“, sagte er. Beifall war dem Geehrten gewiss.
Karl-Heinz Ritter ist fast 82 Jahre alt - und noch immer ganz in seinem Element. So oft es geht, besucht er die Karnevalsveranstaltungen, den Frühschoppen - dieses Mal in der „Loreley“ - will er sich nicht entgehen lassen.
Erübrigt sich fast die Frage, ob er mit „seinem“ Verein zufrieden ist. „Bin ich, die haben ihren Weg gefunden“, meint Ritter. Was ihn besonders freut, ist, dass sich die Truppe verjüngt hat. Das Rezept seiner Meinung nach: „Man muss mit der Jugend mitgehen, ihr Spielraum lassen und sie ordentlich führen. Die sind doch alle nicht dümmer als wir.“ Ihm sei wichtig, dass sich die jungen Leute bestätigt fühlen und „weg sind von der Straße“.
Natürlich hängt Ritter an der alten Zeit, aber nicht, weil sie immer gut war, sondern, weil so viele Erinnerungen mit ihr verbunden sind. Vor allem, dass der Bad Kösener Karneval mal ein ganz großer war und weit über die Grenzen der kleinen Stadt hinaus bekannt. „Damals wurden von Leipzig aus extra Sonderzüge zu unseren Veranstaltungen eingesetzt. Wir haben die Leute sogar auf dem Bahnhof abgeholt, im ’Kurgarten’ bekamen sie ihr Abendbrot, dann ging die Veranstaltung los“, erzählt Ritter begeistert. Er weiß aber auch, dass die Bad Kösener Karnevalisten wie andere Vereine in der DDR wegen aufmüpfiger Programminhalte auch stets im Blick der Staatsmacht waren: „Wir standen mit einem Bein auf der Bühne, mit dem anderen im Zuchthaus.“
All seine Erinnerung an vergangenes närrisches Treiben in der Kurstadt hält Karl-Heinz Ritter freilich besonders in Ehren. Zeitdokumente, Utensilien und zahlreiche Orden sammelt er, schließlich gibt’s aller fünf Jahre einen angeheftet, so will es das Vereinsstatut. Im Mehrfamilienhauskeller hat sich Ritter deshalb einen Hobbyraum eingerichtet. Ein würdige Stätte.