Fossilien und Mineralien Fossilien und Mineralien: Ein bisschen wie im Rausch

Naumburg/Bad Kösen - Es war eine der Freizeitbeschäftigungen, denen DDR-Kinder und -Jugendliche gerne nachgingen, ähnlich wie Angeln, Briefmarken sammeln oder Vögel gucken: die Suche nach Mineralien und Fossilien. Genau das hatte es Armin Serfling aus Naumburg angetan. Auslöser war ein erster bemerkenswerter Fund am Napoleonstein - der Abdruck einer großen Muschel. 14 Jahre alt war Armin Serfling da - und sofort erfasst vom Such- und Sammelfieber.
Organisiert beim Kulturbund der DDR, leitete er bald die Gruppe Mineralogie, nach der Wende fand er Gleichgesinnte im Mineralogieverein Bad Kösen, in dem er heute noch mitwirkt und gewissermaßen den Part der Öffentlichkeitsarbeit übernommen hat. So organisiert er maßgeblich den schon zur Tradition gewordenen Tag der offenen Tür im Kalkwerk Bad Kösen, wirbt wo immer es geht um Nachwuchs und postet im Internet. Serfling: „Ich will versuchen, Kinder und Jugendliche für die Geowissenschaft zu begeistern. Weg vom Handy und Computer, hin zur Wissenschaft, Sammeln als Sport und Kontakte knüpfen. Ich möchte nicht, dass solche Tugenden verloren gehen.“
Inzwischen ist seine Sammlung an Mineralien und Fossilien gigantisch. Rund 3000 Exemplare nennt er sein Eigen, untergebracht fein säuberlich in Schränken im Keller des Hauses. Ein Gros machen dabei Exemplare aus dem Steinbruch des Kalkwerkes Bad Kösen aus. „Das Gelände ist wirklich eine riesige Fundgrube. Inzwischen sind es 500 Mineralien und Fossilien, die ich dort im Laufe des Jahre entdeckt habe. Auch dieses Jahr wieder“, sagt der 56-Jährige und meint damit vor allem den Abdruck einer sogenannten Zuckerschnecke, fachmännisch auch Undularia scalata, entdeckt im Sommer in den oberen Schichten (wir berichteten). Eingebettet war sie im besonders schweren, weil sehr verdichteten Terebratel-Kalk. „Um den Fund zu sichern, musste ich mit der Flex ran. Doch der Aufwand hat sich gelohnt“, so Serfling.
Und noch zwei interessante Funde gesellen sich dazu: der Wirbel eines Sauropods (Saurier-Art) und der Zahn eines Saurythis, eines Fisches. Letzteren zu finden, bedeutet schon, große Akribie bei der Suche an den Tag zu legen, denn der Zahn ist so klein, dass ihn jeder Laie als Schmutzpartikel abtun würde und er kaum tauglich ist für eine sinnhafte Abbildung in der Zeitung. Armin Serflings Sammlung weckt indes Interesse bei Gelehrten, wollen doch die Universitäten in Leipzig und Jena einige Funde als Anschauungsmaterial ordern. Gerne hätte er Bad Kösener Funde auch in der Kurstadt ausgestellt, nämlich im Romanischen Haus, doch halte sich der Zuspruch der Museumsleitung in Grenzen, berichtet Serfling. Die Hoffnung, dass man doch noch Gefallen daran findet, gibt er aber nicht auf: „Ein Ort, der sich der Geschichte Bad Kösens widmet - da passen doch solche Funde bestens.“
Nächstes Jahr will Armin Serfling, der im Berufsleben Lokführer ist und seit 17 Jahren bei DB Regio arbeitet, sein Fachwissen erweitern und das Muschelkalkmuseum im main-fränkischen Euerdorf besuchen. Immerhin 40000 Fundstücke sind hier Objekte der Begierde. Eine Reise, die sich lohnt.