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Festgottesdienst in Lutherkirche Festgottesdienst in Lutherkirche: Feier zum Doppeljubiläum

09.10.2019, 08:08
Mit einem Festgottesdienst wird das Jubiläum „125 Jahre Lutherkirche“ Bad Kösen gefeiert. Das Gotteshaus ist besonders geschmückt.
Mit einem Festgottesdienst wird das Jubiläum „125 Jahre Lutherkirche“ Bad Kösen gefeiert. Das Gotteshaus ist besonders geschmückt. Behrens

Bad Kösen - Mit einem Festgottesdienst konnte die Evangelische Kirchgemeinde Bad Kösen ein Doppeljubiläum feiern: 125 Jahre Lutherkirche sowie 125 Jahre Rühlmann-Orgel. Pastorin Christin Ostritz begrüßte dazu zahlreiche Gäste, so den stellvertretenden Oberbürgermeister Armin Müller und Bad Kösens Ortsbürgermeister Holger Fritzsche sowie Gemeindeglieder und Wegbegleiter.

Pfarrer Diedrichs predigte

In ihrer Festpredigt verwies die Pfarrerin, dass unter den Kirchen des Pfarrbereichs - so jenen in Punschrau, Saaleck, Hassenhausen, den Möllerschen Dörfern und Kleinheringen - die Lutherkirche die jüngste ist.

Als die Kirche am 30. September 1894 feierlich eingeweiht wurde, hielt Pfarrer Johannes Diedrichs die Festpredigt „Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ Deshalb sollte dieser Text im Zentrum des Jubiläumsgottesdienstes stehen. Aus diesem Anlass wurden auch Fragen aufgeworfen. Was macht eine evangelische Kirche in ihrem Kern aus? Als Sakralbau steht sie unter besonderem gesetzlichen Schutz. Aber ist sie ein „heiliger Ort“?

Professor Peter Maser aus Bad Kösen, so die Pfarrerin weiter, habe versucht zu überschlagen, wie oft in der Lutherkirche der Segen Gottes zugesprochen worden sei. „Eine exakte Zahl kann nicht genannt werden, aber es muss mehrere Zehntausend Mal gewesen sein“, hob Christin Ostritz hervor. Außerdem erinnerte sie an besondere Ereignisse. So versammelte sich am 16. März 1935 die Gemeinde ohne ihren in „Schutzhaft“ genommenen Pfarrer Bertheau. Sie verweigerte dem deutsch-christlichen Naumburger Superintendenten die Kanzel, und das Gemeindekirchenratsmitglied Lehrer Wilhelm Wenzely übernahm den Dienst der Verkündigung.

Kirchturm-Rettung 1985

Unvergessen bleibt auch die Rettung des Kirchturms im Herbst 1985. Die Partnergemeinde in Bochum-Querenburg schenkte dazu ein modernes Stahlrohrgerüst, und dutzende Hilfswillige aus Bad Kösen und Umgebung unter Leitung von Helmut Schache führten die Sanierung durch. „Als ich die Kirche vor sechs Jahren das erste Mal betrat, fühlte ich mich hier sofort wohl“, erinnerte sich die Pastorin. „Was mich besonders beeindruckte, waren nicht nur der gepflegte Zustand der Kirche oder die bezaubernde Helligkeit des Kircheninnenraums; was mir besonders gefiel, ist die Welterdenkugel, die Frau Bernhardt kurz vor ihrem Tod unserer Kirche vermachte. In diese Kugel haben inzwischen so viele Menschen ein Wachslicht mit einem Gebet oder einem Wunsch verbunden hineingestellt“, so die Pfarrerin.

Die Bad Kösener Kirche ist auch aus architektonischer Sicht beachtenswert. Sie hat als Bauwerk zu ihrer Zeit immerhin so beeindruckt, dass sie als Bonifatius-Kirche 1897/98 in Altenbeichlingen bei Kölleda nachgebaut wurde. Die Lutherkirche ist auch wegen ihres Inventars kostbar. Aber auch die im Original erhaltene Rühlmann-Orgel von 1894 ist da zu nennen. Das Altarkreuz weist eine Besonderheit auf: Die Spitze des Kreuzstammes zeigt den Davidstern. Dieses jüdische Symbol überdauerte die Zeiten und verweist auf Jesus, den Gekreuzigten, als „König der Juden“, wie die Inschrift in den Passionsberichten bezeugt wird.

Musikalische Unterstützung

Peter Maser, der aus gesundheitlichen Gründen den Gottesdienst nicht hatte besuchen können, weiß zu berichten: „Bis 2003 sang der Kirchenchor, der im Jahr 1893 gegründet wurde und damit älter als diese Kirche ist, noch an jedem Sonntag die Liturgie und das Wochenlied.“ Wenn es festlich wird, dann ist der Kirchenchor zur Freude aller mit dabei, so kürzlich bei einem Konzert mit Chören aus Norwegen und Berlin. Gleiches gilt für den Posaunenchor, der viele Gottesdienste im Kirchenjahr musikalisch gestaltet. Zuletzt gab es noch einen Blick in die Zukunft und von Professor Maser formulierte Fragen: „Wird am sonntäglichen Gottesdienst auf Dauer festgehalten werden können? Wird unsere Kirche vielleicht viel stärker zum Ort persönlicher Andacht werden? Werden Kirchen- und Bürgergemeinde zu bestimmten Anlässen stärker zusammenwachsen? Wird sich unsere Kirche als eine Art Zentralkirche etablieren, wenn die Situation auf den Dörfern schwieriger werden wird?“

Wunsch nach Wort und Tat

Pfarrerin Ostritz beendete ihre Predigt mit dem Wunsch, dass Gott der Kirchengemeinde Bad Kösen seinen Segen schenke und dass die Gemeinde in diesen Segen Gottes einstimme und ihn in Wort und Tat mit Leben erfülle.

Naumburgs OB-Stellvertreter Armin Müller sagte in seinem Grußwort, die Lutherkirche sei zu einem Ort geworden, „wo Menschen getauft, konfirmiert und getraut worden sind und werden, wo die Gemeinde zu Gottesdiensten zusammenkommt, wo Menschen Stille zum Gebet finden, aber auch des Öfteren Kinderlachen erschallt.“

Ortsbürgermeister Holger Fritzsche, der ebenfalls Glückwünsche aussprach, berichtete, dass er sich bereits 1985, als 13-Jähriger, in die Sanierung des Kirchturmes eingebracht habe. Sein Augenmerk galt ebenso der Rühlmann-Orgel. Nach nunmehr 125 Jahren müssen deren Pfeifen gereinigt und aufeinander abgestimmt werden. Außerdem gilt es, zahlreiche andere Teile zu sanieren und zu erneuern. Dazu sind Spenden herzlich willkommen. Vom Klang des Instruments konnten sich die Besucher dennoch begeistern lassen, als Helmut Judersleben und Bärbel Schoener auf der Orgel spielten. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst außerdem vom Posaunenchor unter Leitung von Hans Hecklau, dem Kirchenchor unter der Leitung von Bärbel Schoener und der Flötengruppe.

Dank für Schmuck und Imbiss

Ihnen sowie allen, die das Gotteshaus festlich geschmückt hatten, dankte Christin Ostritz ganz herzlich. Ein weiteres Dankeschön galt dem von Klaus Adamek geführten Edeka-Markt für die Unterstützung des anschließenden Empfangs. (be/ag)