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"Fast jeden Tag im Bad" "Fast jeden Tag im Bad": Warum das Freibad Lützen für einem 92-Jährigen viel bedeutet

Von Holger Zimmer 20.10.2019, 08:00
Das Lützener Sommerbad ist wegen des hohen Grundwasserspiegels um einiges über dem Bodenniveau erbaut worden. Bereits auf diesem Bild sind der Sprungturm (links hinten) und die Startblöcke (vorn) zu sehen. Im Hintergrund sieht man den Flachbau, in dem Kasse, Garderoben und Sanitäreinrichtungen für die Badbesucher untergebracht waren.
Das Lützener Sommerbad ist wegen des hohen Grundwasserspiegels um einiges über dem Bodenniveau erbaut worden. Bereits auf diesem Bild sind der Sprungturm (links hinten) und die Startblöcke (vorn) zu sehen. Im Hintergrund sieht man den Flachbau, in dem Kasse, Garderoben und Sanitäreinrichtungen für die Badbesucher untergebracht waren. Museum Lützen

Lützen - Roland Ottos Wunsch ist, dass nach der Badsanierung in Lützen die Saison im Juni 2020 wieder beginnen kann. Denn für den 92-Jährigen ist Schwimmen nach einer Hüftoperation ein Lebenselixier. Er macht zwar jede Woche Wassergymnastik, doch auf den Gang ins Sommerbad will er nicht verzichten und sagt, dass er wieder beweglicher sei und auf seinen Treppenlift in den Garten auch verzichten könnte.

Weil er an dem Bad hängt, für das sein Vater vor mehr als 80 Jahren als Eisen- und Eisenwarenhändler mit den Weg geebnet hat, war er vor Jahren Mitglied des Vereins „Lützen hat Zukunft“ geworden. Leider sei für das Bad zunächst nur die Anschaffung der Zwillingsrutsche herausgesprungen. Als sich dann 2017 der Verein Sommerbad Lützen gegründet hat, war er dabei. Als Grundschüler hatte er zum Baden zunächst ein gespaltenes Verhältnis. Mit neun Jahren sollte er erst in Markranstädt und dann in Bad Dürrenberg das Schwimmen lernen. Vergeblich.

92-jähriger Lützener kommt beim Schwimmen mit anderen Menschen zusammen

Erst im heimischen Sommerbad schaffte er es und gehörte fortan zu den Badegästen. „Ich war fast jeden Tag im Bad“, wie er sagt, „denn Fernseher und Computer existierten ja noch nicht“. Damals gab es schon Dauerkarten für die gesamte Saison und seine Sachen konnte man auf einen Ständer hängen und unten fanden auch die Schuhe Platz. Anziehungspunkt war der 3-Meter-Sprungturm. Es war die Zeit, als die Butter rationiert wurde und die Zeichen auf Krieg standen.

Gelernt hat Otto Elektriker und Kaufmann und als er das Familiengeschäft übernehmen wollte, kam es zur Enteignung. Bis zur Rente arbeitete er dann im Kraftwerk Kulkwitz. Ins Sommerbad ist die Familie in der Freizeit eher nicht gegangen. „Wir haben einen großen Garten am Haus und mit dem Auto lieber Ausflüge in die Umgebung gemacht.“ Jetzt aber kommt Roland Otto gern beim Schwimmen mit anderen Leuten zusammen. (mz)