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Fall Adrian Ursache Fall Adrian Ursache: Morddrohungen gegen den Gerichtsvollzieher

Von Torsten Gerbank 10.11.2016, 06:00
Das Haus Poststraße 5 im Oktober dieses Jahres
Das Haus Poststraße 5 im Oktober dieses Jahres Torsten Gerbank

Zeitz - Sie gehörte zu den Schlagzeilen des Sommers, die Zwangsräumung jenes Hauses in Reuden, in dem bis Ende August der ehemalige Mister Germany Adrian Ursache und seine Familie lebten. Zwei Hundertschaften der Polizei waren Ende August nach Reuden ausgerückt, um den als gewaltbereit eingestuften Mann Adrian Ursache im Schach zu halten und dem Gerichtsvollzieher seine Arbeit zu ermöglichen. Der Einsatz endete in einer Katastrophe. Es kam zur Schießerei, die Ursache selbst angezettelt haben soll. Der einstige Schönheitskönig wurde schwer verletzt und liegt noch heute in Leipzig im Haftkrankenhaus.

Den Gerichtsvollzieher, der die Zwangsräumung am Ende doch vollzogen hat, drücken bis heute Sorgen. Noch immer gibt es gegen ihn Anfeindungen via Internet. Das ärgert den 43-jährigen Justizmitarbeiter, dessen Namen die MZ zu seiner Sicherheit nicht abdruckt, gewaltig. Da müsste es auch auf internationaler Ebene mehr Handhabe geben, derartige Veröffentlichungen löschen zu lassen, sagt er jetzt in einem Gespräch. Denn Computer, auf denen die Daten abgelegt sind, würden viel mehr im Ausland als in Deutschland stehen.

Video droht Gerichtsvollzieher bereits vor der Zwangsräumung

In den Internetveröffentlichungen werden nicht nur der Name des Gerichtsvollziehers genannt, sondern auch andere private Daten preisgegeben. Kein Wunder, dass der Mann sich ab und an auf der Straße umdreht, ob ihm nicht vielleicht doch jemand folgt. Denn die Drohungen, die es gegen ihn und später auch seine Familie gab, sind nicht von Pappe. Es waren Morddrohungen, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Selbst einschlägige Berufsverbände hatten im Sommer davon gesprochen, dass die Dramatik der Drohungen eine neue Qualität erreicht habe.

Wie viele Jahre der Gerichtsvollzieher schon mit dem Schuldner Adrian Ursache zu tun hatte, vermochte er im Gespräch gar nicht zu sagen. Fakt sei aber, dass es bereits im Jahr vor der Zwangsversteigerung handfeste Drohungen gab. Bereits im November 2015 soll Ursache geäußert haben, dass es Tote geben würde, sollte es zu einer Zwangsräumung kommen.

Und etwa eine Woche vor dem anberaumten Termin, an dem er und seine Familie das Haus Poststraße 5 endgültig verlassen sollten, sei im Internet ein Video aufgetaucht, in dem der Gerichtsvollzieher mit Bild, Name und Adresse veröffentlicht wurde. Es sei damit gedroht worden, den Gerichtsvollzieher und „jeden abzuschlachten“, der es wagen sollte, den von Ursache in Reuden gegründeten Fantasiestaat Ur zum Zwecke der Zwangsräumung zu betreten. „Ich war geschockt“, sagt der Gerichtsvollzieher heute. Er habe die Drohung natürlich ernst genommen und Anzeige erstattet. Er bekam Polizeischutz. Dennoch, gut geschlafen habe er nicht mehr.

Die Situation spitzte sich zu, als es zur Zwangsräumung kam. Denn es gab am Tag der Zwangsräumung erneut harte Drohungen gegen den Gerichtsvollzieher - mit der Folge, dass der Mann und seine Familie vorübergehend in Sicherheit gebracht worden sind. Ängste und die mit der Situation verbundene psychische Belastung habe er vor allem damit verarbeitet, dass er mit Familie und Freunden darüber gesprochen habe, so der sportlich wirkende Mann. Auch ärztliche Hilfe habe er in Anspruch genommen. Heute sagt er, es gehe ihm gut. Klar, dass er auch mal daran dachte, Haus und Hof oder den Arbeitsplatz zu verlassen. Entschieden habe er sich letztlich dagegen. Weil er sich in seinem Haus in einem Ort in der Region wohlfühle, ihm von den Nachbarn viel Verständnis entgegengebracht werde.

Auch ein Angebot des Landgerichts, woanders zu arbeiten, habe er abgelehnt. Auch deshalb, weil er sich in der Zeitzer Gemeinschaft der Gerichtsvollzieher wohlfühle. Seinen Beruf übe er gern aus. Und er sei auch nicht der Unheilsbringer, für den ihn einige halten. Gerichtsvollzieher seien heutzutage mehr denn je auch Vermittler zwischen Schuldner und Gläubiger, so dass er zum Beispiel helfen könne, Ratenzahlungen zu vereinbaren. Im Falle Ursache hätten sich allerdings Schulden zu einer Gesamthöhe von rund 150.000 Euro angehäuft. Ein beträchtlicher Teil davon seien Kreditschulden für das Haus der Familie in der Poststraße gewesen. Dazu sei gekommen, dass Ursache eine besondere Form der Respektlosigkeit gezeigt habe. (mz)