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Ehemaliges Kraftwerk Mumsdorf Ehemaliges Kraftwerk Mumsdorf: Wildpferde und Vögel sollenGelände bevölkern

Von Claudia Petasch 29.06.2016, 14:05
Ein Schwalbenhaus und eine -brücke werden von den Vögeln sehr gut angenommen. Bereits 100 Brutpaare nisten darin.
Ein Schwalbenhaus und eine -brücke werden von den Vögeln sehr gut angenommen. Bereits 100 Brutpaare nisten darin. Hartmut Krimmer

Staschwitz - Wo einst das Kraftwerk Mumsdorf stand, soll bald eine blühende Landschaft mit zahlreichen Biotopen entstehen. Später könnten auf dem Areal sogar Wildpferde angesiedelt werden. So wie es auch am Großkaynaer See im Saalekreis der Fall ist. Das sind die Ideen, die Burkhard Lehmann vom Büro Myotis in Halle entworfen hat - im Auftrag der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft Mibrag. Sie hat das Büro gebeten, einen Gestaltungsplan für das Kraftwerksgelände zu entwerfen.

Seit mehr als zwei Jahren wird das einstige Kraftwerk Mumsdorf am Ortsrand von Staschwitz in der Einheitsgemeinde Elsteraue abgerissen. Und die Mibrag hat sich bewusst dafür entschieden, auf dem Areal kein neues Industrie- oder Gewerbegebiet zu entwickeln. Sondern der Natur wird etwas zurückzugeben, die Landschaften und Arten zu schützen. Denn das habe im Unternehmen auch eine sehr große Bedeutung, macht Eckhard Franz deutlich. Er hat das Kraftwerk viele Jahre lang geleitet.

Bandbrücke und Brecherturm sollen im Herbst verschwinden

Nachdem vor gut einer Woche die Esse des Kraftwerks gesprengt wurde, gibt es nur noch einen Rest der alten Bandbrücke sowie des Brecherturms zu sehen. Beides soll spätestens im Herbst verschwinden, wenn die Schwalben die Region gen Süden verlassen haben. Denn einige Brutpaare nisten derzeit noch in den beiden Gebäudeteilen. Damit die Tiere eine Alternative haben, wenn sie im kommenden Frühjahr wieder in die Region ziehen, wurde für sie eine große Nisthilfe aufgebaut.

Eine große Brutbrücke - die der Bandbrücke nachempfunden wurde - sowie ein zusätzliches Häuschen mit Nisthilfen wurden für die riesige Mehlschwalbenkolonie gebaut. „So eine Nisthilfe, in dieser Größenordnung, ist etwas völlig Neues. Das gibt es bundesweit nicht noch einmal“, sagt Lehmann, der studierter Ingenieur für Landschaftsarchitektur ist. Bereits jetzt haben schon 100 Brutpaare die neuen Nisthilfen angenommen. Das schätzen die Beteiligten als Erfolg ihrer Idee ein.

Platz ist in dem Schwalbenhaus mit den Abmessungen 18 Meter mal fünf Meter und einem Gewicht von zwölf Tonnen aber für deutlich mehr Vögel. Auch für die Fledermäuse sowie Sperlinge bietet die Brutbrücke Unterschlupf im Winter und jetzt zum Nisten. Darüber hinaus sollen auf dem Gelände zehn Biotope entstehen. Dazu werden die Keller der einstigen Gebäude genutzt. Sie werden demnach nicht verfüllt, sondern entsprechend verkleidet, damit das Wasser sich darin halten kann.

Wie nach der Eiszeit

Darüber hinaus wird ein Teil der Gehölze entfernt, damit sich die Bäume nicht zu schnell vermehren. „Denn wir wollen nicht, dass das Gelände zu sehr verwaldet. Es wird sich aber irgendwann selbst überlassen“, sagt Lehmann. Vielmehr soll es Wiese mit Schotter- und Sandflächen werden, dafür bleibt sogar ein Teil des Betonbruchs liegen. Damit haben die Bäume kaum Fläche, um zu wachsen. „Es wird ein bisschen wie die Landschaft nach der Eiszeit aussehen“, fügt der Ingenieur hinzu. Deswegen würden auch Wildpferde da sehr gut passen. Ob das aber umsetzbar ist, wird gerade geprüft.

Vorgesehen ist bei der Gestaltung auch, dass der Zaun um das Areal verschwindet. Als Ersatz wird es einen Graben geben. Damit sollen potenzielle Müllsündern keinen Zugang zu der entstehenden Landschaft haben. (mz)