Ehemaliger Torwart von Chemie Zeitz Ehemaliger Torwart von Chemie Zeitz: Training und Garten halten Edgar Ernst fit
Zeitz - Während früher der Fußball die größte Leidenschaft von Edgar Ernst war, ist dies heute sein Garten. „Alles, was wir brauchen, wird angebaut“, sagt der Senior und zählt auf: Bohnen, Kartoffeln, Tomaten. Dazu schmückt ein großer Apfelbaum das Grundstück von Ernst und seiner Ehefrau. Besondere Aufmerksamkeit schenkt er seinen vielen Rosen, die im Garten blühen. Und auch den Sport hat der ehemalige Torwart von Chemie Zeitz, der sich heute 1. FC Zeitz nennt, nicht aufgegeben. „Ich mache regelmäßig im Keller meine Übungen mit dem Expander, fahre Rad oder gehe ab und zu schwimmen. Ich spüre noch keinen Kräfteverschleiß“, sagt Ernst, der heute seinen 80. Geburtstag feiert.
Doch wenn irgendwo im Fernsehen ein Fußballspiel läuft, sitzt er vor der Mattscheibe. Dann drückt er Borussia Dortmund und dem SC Freiburg die Daumen. Richtig los kommt er von diesem Sport nicht, auch wenn er lange nicht mehr in einem Stadion war. 2004 war er in Leipzig zur Neueröffnung des Zentralstadions, als die deutsche Nationalmannschaft auf Kamerun traf. „Der Fußball von heute hat nur noch wenig mit dem von früher zutun, aber das Stadion in Leipzig ist wirklich schön geworden“, meint der Zeitzer.
Als Jugendlicher hat er in Zechau, einem kleinen Dorf im Altenburger Land, angefangen, Fußball zu spielen, bevor er im Alter von 17 Jahren zu Motor Meuselwitz in die Landesklasse wechselte. Danach folgte der Wechsel nach Zeitz, wo er die erfolgreichste Zeit seiner Laufbahn erlebte. 1958 stieg der Club in die DDR-Oberliga auf. Im ersten Jahr schaffte Chemie einen achtbaren zehnten Tabellenplatz. „Dann haben uns aber ein paar wichtige Spieler verlassen, und so sind wir im Jahr darauf wieder in die DDR-Liga abgestiegen“, berichtet Edgar Ernst, der all dies als Torwart miterlebte und zu dieser Zeit vor über 14 000 Zuschauern im Zeitzer Stadion am Platz der Einheit spielte.
Trotz des Abstieges stand Ernst der Höhepunkt seiner Karriere noch bevor. 1963 schaffte Chemie Zeitz überraschend den Sprung ins Finale des FDGB-Pokals. Gegen den Oberligisten Zwickau unterlag der damalige Zweitligist aus Zeitz 0:3. „Für uns war es aber trotzdem ein guter Erfolg“, meint Edgar Ernst. 1987, als er seine Laufbahn schon längt beendet hat, kam es in Berlin zum erneuten Aufeinandertreffen der beiden Finalisten von damals. Vor 50 000 Zuschauern war es das Vorspiel des damaligen Pokalfinales zwischen Magdeburg und Chemnitz.
„Wir hatten damals eine schöne Truppe, die komplett aus der Umgebung stammte, und nicht wie heute von überallher kommt. Es ging uns damals nicht ums Geld, es war eine Ehre für uns, zu spielen“, findet Edgar Ernst, der während seiner Zeit bei Chemie auch Angebote von höherklassigen Mannschaften wie Magdeburg und Halle hatte. Doch der gelernte Tapezierer entschied sich, in Zeitz zu bleiben, wo er mit seiner Frau bis heute wohnt. Kennengelernt haben sich die beiden 1960, drei Jahre später wurde geheiratet. „Nur für den Fußball hatte sie nicht viel übrig“, erzählt Ernst mit einem Lächeln. Auch international ist er als Tormann von Chemie Zeitz rumgekommen und hat Spiele in Tschechien, Ungarn und Rumänien bestritten. Sogar in München nahm er mal vor dem Bau der Mauer mit Zeitz an einem Turnier teil, wo man unter anderen auf 1860 München und Bern traf.
Für seine Verdienste beim Club verlieh man ihm 2013 die Ehrenmitgliedschaft. „Das war eine schöne Anerkennung“, findet Ernst. (mz)