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Domgymnasium Naumburg Domgymnasium Naumburg: Schulleiter Heinecke gibt Minister Schröder Kontra

Von Harald Boltze 02.06.2017, 07:40
Die Forderung von Landesfinanzminister André Schröter, die jungen Lehrer sollen mehr arbeiten am besten in größeren Klassen, stößt bei Lehrern auf Empörung.
Die Forderung von Landesfinanzminister André Schröter, die jungen Lehrer sollen mehr arbeiten am besten in größeren Klassen, stößt bei Lehrern auf Empörung. picture alliance / Marijan Murat (Symbolfoto)

Naumburg - Junge Lehrer sollen mehr arbeiten. Und zur „Effizienzsteigerung“ am besten in größeren Klassen: Diese Ansicht vertrat Landesfinanzminister André Schröder diese Woche. Aussagen, die bei etlichen Pädagogen in der Region für Empörung gesorgt und sogar den Leiter des Naumburger Domgymnasiums, Dirk Heinecke, dazu bewogen haben, einen offenen Brief an Schröder zu schreiben.

Die Empörung der Pädagogen speist sich vor allem aus den veränderten Arbeitsbedingungen. Früher funktionierte Schule meist so: Der Lehrer gab eine Anweisung, und alle, bis auf den Klassenclown und ein, zwei schwerer erziehbare Schüler hielten sich daran. Zur Not sprangen die Eltern zur Seite und wiesen ihre Kinder in die Schranken.

Heute kann es Grundschullehrerinnen passieren, dass sie neben fünf verhaltensauffälligen noch vier Schüler mit einer Behinderung sowie drei minderjährige Geflüchtete, die kaum ein Wort Deutsch können, unterrichten. Zuzüglich der 15 anderen Schüler, die laut Lehrplan möglichst individuell gefördert werden sollen. Für viele geschiedene Erziehungsberechtigte sind getrennte Elterngespräche anzubieten, am besten per WhatsApp, da Einträge ins Hausaufgabenheft übersehen werden. Das alles machen die Lehrer aufgrund des hohen Krankenstandes sowie der Abschaffung der pädagogischen Mitarbeiter allein. Die Folge: Der Frust ist groß, und die Zahl der Lehrer im Land zu gering.

Mit „bassem Erstaunen“ nahm Dirk Heinecke, Leiter des Domgymnasiums, deshalb die Äußerungen des Ministers auf. Vor allem Schröders Statistik, dass jeder Lehrer im Land nur 21,5 Wochenstunden und im Schnitt nur zwölf Schüler unterrichtet, zweifelt Heinecke an. Ironisch meint er: „Und wenn man dann im Klassenraum steht. Erstaunen! Alle 12 Schüler (im Schnitt) sind vollständig da! Schnell unterrichtet, keine zu leistende Integration und Inklusion.“ Weiter klärt Heinecke den Minister über die veraltete Statistik sowie Langzeiterkrankungen und gesetzlich geregelte Altersteilzeit auf und schließt wie folgt: „Ich wünsche mir, dass Sie Ihre Zahlen vor Ort überprüfen, bevor Sie (und da unterstelle ich pure Absicht) ein solch verzerrtes Bild von Schule und Lehrerimage in die Öffentlichkeit transportieren.“