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Burtschütz feiert sein 950-jähriges Bestehen Burtschütz feiert sein 950-jähriges Bestehen: Für die Chronik von Hof zu Hof

Von Yvette Meinhardt 07.11.2019, 14:00
Artur Landmann (Mitte) wurde vor 85 Jahren in Burtschütz geboren.
Artur Landmann (Mitte) wurde vor 85 Jahren in Burtschütz geboren. Yvette Meinhardt

Burtschütz - In Burtschütz wird gerade die Martinsfeier vorbereitet. Sie soll einer der Höhepunkte in diesem besonderen Jahr werden. Denn Burtschütz begeht sein 950-jähriges Jubiläum. Dabei steht man in dem kleinen Dorf eng zusammen. Das neue Mehrgenerationenhaus auf einem alten Bauernhof bringt frischen Wind in den Alltag und gehört auch bei der bevorstehenden Martinsfeier zu den ehrenamtliche Organisatoren.

Des Weiteren gibt es mit diesem Mehrgenerationenhaus einen festen Treffpunkt im Dorf. Auf einem alten Bauernhof zieht unter der Regie der Kirche neues Leben ein. Hier verweilt man gern. Es gibt verschiedene Beratungsangebote und zunehmend einige kulturelle Veranstaltungen, erst recht im Jubiläumsjahr.

Barbara Schütze hat sich mit der Historie des Dorfes beschäftigt

Barbara Schütze hat sich mit der Historie des Dorfes beschäftigt. „Ich hatte früher mal eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) und bin dadurch zu dem Thema gekommen. Seitdem lässt mich die Geschichte nicht mehr los“, sagt die Seniorin. Sie hat auch den Festvortrag zum Jubiläum gehalten und einen historischen Abriss gegeben. Demnach hat Wiprecht von Groitzsch fränkische Bauern in dem Land zwischen Elster und Mulde angesiedelt. Deren Fachwerkhaus-Baustil ist bis heute in den meisten Häusern von Burtschütz zu finden. Fast alle Höfe und auch die Kirche stehen unter Denkmalschutz.

1583 zählte Burtschütz neun Gastwirte und sieben Hausgenossen. Ab 1822 lebten etwa 190 Personen im Ort. Neugierig läuft Artur Landmann durch das Dorf. „Ich bin der älteste Mann, der in Burtschütz geboren wurde“, sagt er stolz und verrät, dass er heute 84 Jahre alt ist. 1934 wurde er geboren und lebte bis in den 1950er Jahren in Burtschütz. Danach zog er nach Zeitz. „Es ist erstaunlich was sich hier in meiner alten Heimat alles verändert hat“, sagt der Senior. Sein Geburtshaus steht inzwischen längst nicht mehr. Es wurde abgerissen und im Garten ein neues Haus gebaut.

„Wir leben gern in Burtschütz“

„Wir leben gern in Burtschütz“, sagen Roland und Rosi Beelitz. Sie haben einen wunderschönen Dreiseithof saniert und laden zu einem Rundgang ein. Da hängt Wäsche aus Großmutters Tagen auf der Leine, blühen Blumen an der Stelle des ehemaligen Misthaufens und führt ein geheimer Weg zum kleinen „Waldbad“. „Wir haben unsere ganze Kraft und unsere Freizeit in den Erhalt des Hofes gesetzt und werden es noch weiter tun“, sagt Roland Beelitz. Vor allem liebevolle Details wie ein Schwalbennest und ein riesiger Fliegenpilz im Garten machen den Hof unverwechselbar. Weiter geht die Runde durch das Dorf in den nächsten Hof.

„Hier befand sich früher die Gaststätte zur Weintraube“, verrät Margot Pigors und schwelgt in Erinnerungen. Auf dem alten Bauernhof gab es einst Kühe, die Milch wurde ausgefahren oder auf dem Hof zu Käse verarbeitet. Für die Besucher hat Margot Pigors ein Rätsel parat. Sie hat Getreide präsentiert und man soll die Sorten erraten. Die wenigsten wissen freilich die Lösung. Über der Bank hängt ein altes Schwarzweißfoto mit dem Gesangverein „Germania “ Burtschütz von 1914. Zu dieser Zeit gab es etwa 30 Vereine in Burtschütz gemeinsam mit dem Nachbarort Gleina.

Heute leben 120 Menschen im Dorf

Im 19. Jahrhundert gab es Fisch- und Milchhändler, Schumacher- und Schneidermeister, eine Gärtnerei und zwei Gaststätten. Ende der 1930er Jahre während des Baus des Chemiewerkes in Alttröglitz nahmen die Einwohnerzahl zu, nach der Wende wieder ab. Heute leben 120 Menschen im Dorf. Am 1. April 1943 wurde der Ort Tröglitz gegründet und Burtschütz eingemeindet. In der Gegenwart entwickelt sich das Dorf weiter. Es gibt eine Handwerkerfirma und den Biobetrieb Burtschützer Hof. Im ehemaligen Gasthof treffen sich Mädchen und Frauen in der Tanzakademie. (mz)

Barbara Schütze schrieb die Chronik über Burtschütz. Die heutige Kirche wurde 1836/37 im Schinkelstil erbaut.
Barbara Schütze schrieb die Chronik über Burtschütz. Die heutige Kirche wurde 1836/37 im Schinkelstil erbaut.
Yvette Meinhardt