Burgenlandkäserei Burgenlandkäserei Bad Bibra - Verhandlungen gescheitert: DMK - Schließung - Molkerei

Bad Bibra - Die Verhandlungen zum Erhalt der Burgenland-Käserei sind gescheitert. Das erklärte Landrat Götz Ulrich am Mittwochabend nach einer zweieinhalbstündigen Gesprächsrunde, zu der Vertreter der Belegschaft, des Kreises und der Kommunen sowie von Landwirtschaftsbetrieben auf der einen und der DMK-Geschäftsführung auf der anderen Seite in Bad Bibra zusammengekommen waren.
Die DMK-Gruppe (Deutsches Milchkontor), zu der die Burgenlandkäserei gehört, plant das Werk in Bad Bibra 2018 zu schließen. Direkt betroffen sind über 100 Mitarbeiter. „Das Unternehmen hat sich keinen Millimeter bewegt“, erklärte Ulrich. „Wir waren gut vorbereitet, haben Tatsachen vorgelegt, die für den Erhalt des Standortes sprechen. Das Ergebnis ist enttäuschend und deprimierend“, sagte er.
In einer kurz nach Beginn des gestrigen Treffens verschickten Pressemitteilung hatte DMK-Geschäftsführer Klaus A. Hein erklärt: „Auch nach einer intensiven Prüfung verschiedener Optionen muss festgestellt werden, dass eine zukunftsfeste Weiterführung des Standorts Bad Bibra nicht dargestellt werden kann.“
Die DMK-Gruppe begründet die Schließung mit einem zu geringen Milchaufkommen. Dieses sei Folge von Kündigung von Milcherzeugern, worauf man reagieren müsse.
Hingegen hatte das Kreiswirtschaftsamt jüngst erklärt, Landwirtschaftsbetriebe in der Region seien bereit, mit DMK über die Lieferung von zusätzlich 41 Millionen Litern Milch zu verhandeln. „Wenn dann Landwirtschaftsbetriebe im gestrigen Gespräch in Aussicht stellen, die Milchmenge für den Standort auch noch darüber hinaus zu erhöhen, und das dann keine Beachtung findet, kann ich das nicht nachvollziehen“, zürnt Ulrich.
Geringes Milchaufkommen: DKM-Gruppe bleibt bei Schließungsplänen der Burgenlandkäserei
Der Konzern hält entgegen: „Der Vorschlag, zusätzliche Milch zu generieren, wäre nur möglich, wenn Mitgliedschaft und Lieferbedingung der landwirtschaftlichen Betriebe den genossenschaftlichen Grundsätzen des DMK entsprechen. Eine bevorzugte Behandlung einer kleinen Gruppe von Landwirten werden die Mitglieder der Genossenschaft nicht akzeptieren.“
Ulrich übersetzt die Argumentation des Konzerns so: „Man schließt einen Standort, der schwarze Zahlen schreibt, um an anderen Standorten noch schwärzere Zahlen zu schreiben.“
Vor der Bad Bibraer Sekundarschule, in der die Verhandlungen stattfanden, war deren Auftakt von einer Kundgebung begleitet worden. „Wir wollen unsere Molkerei behalten“, stand auf dem Transparent, das drei Seniorinnen aus Laucha den Kameraleuten und Fotografen entgegenhielten. Sie waren nach Bad Bibra gekommen, um der Belegschaft der Burgenlandkäserei im Kampf um ihre Arbeitsplätze beizustehen. Anni Philipp hatte die zwei anderen für die Demo mobilisiert. „Ich habe 20 Jahre in der Molkerei gearbeitet, heute arbeitet mein Sohn dort, wir sind hier für unsere Kinder und Enkel“, sagte sie.
Laut Ulrich bestünde Aussicht, andere Unternehmen der Milchwirtschaft dafür zu interessieren, die Produktion in Bad Bibra weiterzuführen. Doch auch dagegen sperrt sich DMK, das lediglich eine „nichtmilchwirtschaftliche Nachnutzung“ unterstützen will. „Wir werden jetzt versuchen, ein entsprechendes Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie zu finden, dass den Standort übernehmen könnte“, so der Landrat.
Unter denen, die für den Erhalt des Standortes demonstrierten, war auch Katja Möller. „Mein Mann wird gleich kommen, er muss noch unsere Tochter vom Kindergarten abholen“, gibt sie Auskunft. Es gebe noch ein halbes Dutzend anderer Paare, von denen beide Partner in dem Unternehmen beschäftigt sind, das seit ziemlich genau 100 Jahren vielen in Bad Bibra und der Umgebung Lohn und Brot gibt. Auch Katja-Hoffmann-Werner und ihr Mann gehören dazu. Es werde, wenn die Käserei schließt, mancher jungen Familie nichts andere übrig bleiben, als Bad Bibra den Rücken zu kehren, meint einer der Umstehenden. Dann wird die Stadt noch „älter“. Dann allerdings, so Landrat Ulrich zu solchen Überlegungen, würden einem eventuellen Nachfolger aus der Nahrungsmittelbranche eventuell Fachkräfte fehlen. Die seien nicht mehr leicht zu finden.
DMK erklärte, den von der Schließung betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollen sozialverträgliche Lösungen angeboten werden.
Der finale Beschluss über die Umsetzung der Planungen bedarf der Zustimmung durch den Aufsichtsrat. Deshalb wollen die Mitarbeiter der Burgenlandkäserei am 25. September mit zwei Bussen zur Aufsichtsratssitzung nach Hannover aufbrechen. Laut Ulrich will der Kreis trotz des wenig ermutigenden Ergebnisses der gestrigen Runde versuchen, Aufsichtsratsmitglieder davon zu überzeugen, dass eine Weiterführung des Standortes Bad Bibra die bessere Lösung wäre.
Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Wünsch, der ebenfalls an den Gesprächen teilnahm, erklärte: „Die DMK-Gruppe vernichtet grundlos Arbeitsplätze. Aus meiner Sicht ist das unverantwortlich“, so Wünsch gestern.

