Bundeswehr-Fachschule Bundeswehr-Fachschule: Pilotprojekt in Naumburg

Naumburg - Mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche begann Christoph Reifferscheid seine Ansprache im Festsaal der Kadette: „Ein Beruf ist das Rückgrat des Lebens“. Der Präsident des Bildungszentrums der Bundeswehr war für einen besonderen Anlass nach Naumburg und in die Liegenschaft in der Kösener Straße gekommen.
An der Bundeswehrfachschule fand ein Pilotprojekt statt. Erstmals übernahm die Bundeswehr die zivile Aus- und Weiterbildung von Soldaten während ihrer Dienstzeit. 13 Männer und Frauen absolvierten in Naumburg den Lehrgang zur Kauffrau beziehungsweise zum Kaufmann im Büromanagement. „15 Monate lernen sie in der Schule die Theorie, sechs Monate verbringen sie für die praktische Ausbildung in Behörden, Betrieben und Unternehmen“, erklärte Schulleiter Reinhard Kissel. Während der Begrüßung dankte er dem Lehrerkollegium, den Kasernenkomandanten Hauptmann Nico Wichmann sowie den Verwaltungen und Firmen, die jene Praktikumsstellen zur Verfügung gestellt haben. Dazu zählt im Übrigen auch die Naumburger Stadtverwaltung. Armin Müller, Naumburgs stellvertretender Oberbürgermeister, ermunterte die Männer und Frauen, nach ihrer Zeit in der Bundeswehr eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst anzustreben. „In den kommenden zehn Jahren wird ein Drittel unserer derzeitigen Mitarbeiter aus Altersgründen ausscheiden“, so Müller.
Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau nahm die schriftliche und mündliche Prüfung der Lehrgangsteilnehmer ab. Sie stammen aus dem gesamten Bundesgebiet und verbrachten die 21 Monate der Ausbildung in Naumburg. Untergebracht waren die Soldaten, die bereits ihre Grundausbildung absolviert haben, auf dem Gelände der Kadette. „Für den Standort der Bundeswehrfachschule war dieses Pilotprojekt wie ein Sechser im Lotto und sehr wichtig“, so Kissel. Seit April bestehen in diesem Lehrgang zwei weitere Klassen, ein neuer beginnt im kommenden Frühjahr. Die Aus- und Weiterbildung soll nach ihrer Erprobung in Naumburg auch an anderen Bundeswehrfachschulen durchgeführt werden. Sowohl in der Vergangenheit als auch künftig werden zudem private Bildungsträger die Aus- und Weiterbildung von Soldaten übernehmen.
„Weiterhin werden in Naumburg Soldaten, die aus der Bundeswehr ausscheiden, nach dem Gesetz zur Soldatenfürsorge geschult“, sagte der Leiter der Fachschule. Dies erfolgt für die Fachhochschul-Reife in den Bereichen Technik, Wirtschaft, Sozialpädagogik oder Gesundheit sowie als Vorbereitung auf ein technisches Studium. Derzeit unterrichten 18 fest angestellte Lehrer sowie fünf Dozenten an der Fachschule. Sie ist eine von zehn bundesweit.