Brückenneubau in Nebra Brückenneubau in Nebra: Ziehen Löwen um?

Nebra - Den, der sich von jenseits der Unstrut nähert, fassen sie streng ins Auge - die beiden Löwen rechts und links der Nebraer Unstrutbrücke. Das können sie bald nicht mehr. Die Landesstraßenbaubehörde nämlich lässt neben der bisherigen Brücke eine neue errichten. Ist diese fertig, was Mitte September der Fall sein soll, verlieren die steinernen Wächter ihr Bewachungsobjekt aus dem Blick, da Autos und Fußgänger dann die Unstrut knapp zwei Dutzend Meter links von ihnen queren.
Plattform soll bleiben
Nach dem Plan der Straßenbaubehörde sollen die Sandstein-Löwen am bisherigen Standort bleiben. Sie würden dann ein Stück der alten Fahrbahn flankieren. „Dieses bildet nach dem Abriss der alten Brücke eine Plattform, von der aus man einen guten Blick auf das neue Bauwerk und den Fluss hat“, erläuterte André Krünholz, zuständiger Fachbereichsleiter der Landesstraßenbaubehörde.
Antje Scheschinski, Nebras Bürgermeisterin, kann diesem Plan wenig abgewinnen. Die Stadt findet: Wenn die alte Brücke verschwindet, sollten die steinernen Löwen auf den Marktplatz umziehen. Dort nämlich haben sie schon einmal gestanden und zwar von 1938 an, als die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Sandsteinbrücke erneuert worden war. Von da an hatten die Löwen die Stufen bewacht, die von der Breiten Straße zum Markt hinaufführen, 37 Jahre lang, bis 1975 der Marktplatz der damaligen Kreisstadt aufwendig umgestaltet worden war und die Löwen wieder einen Platz an der Brücke erhielten.
Mit Hinterteil zum Betrachter?
Bisher sieht die Landesstraßenbaubehörde keinen Anlass, von ihrem Plan abzurücken. Auch in der Denkmalbehörde stoßen die Vorstellungen aus Nebra womöglich auf Skepsis. Die Stadt bereitet derzeit Schreiben an beide Behörden vor, in denen sie für ihren Vorschlag wirbt. Natürlich damit, dass die Löwen schon einmal auf dem Markt gestanden haben. Zögen die imposanten Sandsteinskulpturen wieder dorthin um, würden sie den zentralen Platz des vom Sandsteinabbau geprägten Städtchens aufwerten. Zudem macht Astrid Weide, Bauamtsleiterin der Verbandsgemeinde Unstruttal, aufmerksam: „Da die geplante Plattform an der Unstrut endet, würde man die Löwen stets zuerst von hinten sehen.“ Statt das respekteinflößenden Hauptes also das Hinterteil - für den König der Tiere eine eher unangemessene Haltung. „Man müsste die Löwen, die den Zugang zur Stadt bewachen, also drehen, was diesen Standort aber erst recht unsinnig erscheinen ließe“, so die Bauamtsleiterin.
Die derzeitige Unstrutbrücke ist 1885 bis 1887 errichtet worden. Einen der Löwen, so weiß die Nebraer Heimatfreundin Roswitha Hartmann, schuf der Nebraer Steinmetz Gottfried Meißner, den zweiten Löwen ein auswärtiger Handwerker.
Bis zu ihrem ersten Umzug zum Markt standen die Skulpturen, wie es sich für Brückenwächter gehört, auf der jenseitigen Unstrutseite, also auf der Seite des Bahnhofes.
Nachzulesen ist das im Buch der Nebraer Heimathistorikerin Elly Rummler zur Stadtgeschichte. Diese schrieb auch: „Jede Brückenerneuerung hat die Nebraer bewegt, weil dieser ursprüngliche Sandsteinbau etwas Typisches für unsere Stadt ist.“