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Blumenhaus Möller in Bad Kösen Blumenhaus Möller in Bad Kösen: Blumen gibt's immer noch

17.10.2018, 13:27
Die Axel Krunig Garten- und Grünanlagenbau GmbH aus Bad Kösen kann über mangelnde Aufträge nicht klagen. Gut zu tun gibt es aktuell für den Betrieb im Neubaugebiet „Am Seekurpark“.
Die Axel Krunig Garten- und Grünanlagenbau GmbH aus Bad Kösen kann über mangelnde Aufträge nicht klagen. Gut zu tun gibt es aktuell für den Betrieb im Neubaugebiet „Am Seekurpark“. Torsten Biel

Bad Kösen - 170 Jahre - so weit zurück reicht die gärtnerische Tradition, auf die das Bad Kösener Unternehmen Axel Krunig Garten- und Grünanlagenbau blicken kann. Obgleich der Betrieb erst seit 1999 besteht, knüpft er an die Geschichte des Blumenhauses Möller an, das die Familie bis 2016 führte und in der Region zu einer Größe machte. Wie die Zeit den Betrieb veränderte, welche Herausforderungen vor ihm liegen und auch, was ein heiß-trockenes Jahr wie dieses mit der Natur anrichtet, darüber sprach mit Geschäftsführer Axel Krunig Redakteur Michael Heise.

2004 haben Sie das Blumenhaus Möller übernommen, 2016 dann geschlossen - aus wirtschaftlichen Gründen, wie Sie betonten. Tragen Sie die Entscheidung heute noch?

Axel Krunig: Sie ist mir damals nicht leicht gefallen, und es hat viele Diskussionen in der Familie und auch Streit darüber gegeben. Doch, ja, die Entscheidung war richtig. Wir hatten ein gutes Angebot, jeden Tag eine Floristin im Laden - und doch hat es nicht funktioniert. Da muss man irgendwann die Reißleine ziehen, so bitter es ist. Vor allem für meine Mutter, die den Betrieb von 1968 bis 2004 geleitet hatte, war es unverständlich, wie die Situation entstehen konnte. Heute teilt sie meine Entscheidung von damals. Was aber zählt, ist, dass die Garten- und Grünanlagenbau GmbH die Familientradition fortführt - und Blumen nie aus dem Sortiment verschwunden sind. Schließlich arbeiten wir in einer fachlich nahen Branche.

Dennoch, ein Blumenladen ist ein Blumenladen. Juckt es Sie nicht in den Fingern, einen neuen Anlauf zu starten?

Ich habe einen fertigen Plan in der Schublade. Und wer weiß, vielleicht passt der ja einmal. Jetzt ist da nichts spruchreif.

Garten- und Grünanlagenbau wurde 1999 gegründet, als der Nachwendebau-Boom gerade vorbei war. Der Start dürfte also schwierig gewesen sein.

Die Situation war alles andere als rosig, die öffentliche Hand hatte kein Geld mehr, und wir arbeiteten meist als Subunternehmer. Das hat sich drastisch geändert. Rund 90 Prozent unserer Aufträge kommen heute aus privater Hand, hauptsächlich von hier, oft auch aus Jena, Weimar oder Halle. Dabei sind wir nicht nur Gärtner, sondern machen alles, was rund ums Haus anfällt, eben alles im grünen Bereich. Womit wir ja auch werben.

Wie ist es um die Weiterentwicklung bestellt? Landauf, landab klagen Unternehmer, sie könnten Stellen nicht besetzen, da es an geeignetem Nachwuchs mangelt.

Das betrifft uns glücklicherweise nicht. Im Gegenteil. Derzeit lernen bei uns drei Auszubildende. So viele wie noch nie. Zwei werden im nächsten Jahr ihren Abschluss machen. Sie haben die Option zu bleiben.

Ist die in der Vergangenheit gezogen worden?

Ich beschäftige aktuell zwei Gesellen, die in der Firma gelernt haben. Ich denke, das spricht für den Betrieb und gute Entwicklungsmöglichkeiten.

Sie und Ihre Mitarbeiter sind quasi jeden Tag draußen in der Natur beziehungsweise arbeiten mit ihr. Auf der letzten Landesgartenschau in Thüringen hatten Sie einen mediterranen Garten gestaltet - ein Vorgriff auf das, was uns der Klimawandel beschert?

In jedem Falle sieht jeder, wie sehr sich ein trockenes und heißes Jahr wie dieses auf sein Umfeld, seinen Garten auswirkt. Es gibt nach wie vor die Nachfrage nach dem klassischen Garten mit Hecke und Rasen, doch längst auch nach weniger pflegebedürftigen, trockenheitsresistenten Pflanzen und beispielsweise groß angelegten Kiesflächen sowie üppiger Beschattung. Das sind auch für uns neue Herausforderungen, doch es gibt viele Möglichkeiten. Gärtner und Landschaftsbauer müssen noch mehr auf die Pflanzenwelt achten und ständig ihr Wissen erweitern.

Ganz aktuell: Die Trockenphase scheint ja anzuhalten. Was ist im Garten zu tun?

Vor allem immergrüne Pflanzen wässern. Vieles hat sich zwar inzwischen ganz gut erholt, doch ist der Boden nicht feucht genug. Rasen kann man tatsächlich jetzt nachsäen, da die Bodentemperaturen nachts noch moderat sind. Bestehende Flächen können eine Herbstdüngung erhalten, das macht sie startklar im Frühling.

Der Herbst gilt als die beste Pflanzzeit. Also ist jetzt der richtige Zeitpunkt?

Eher nicht. Es ist noch zu warm. Für das Neupflanzen kann es nicht schaden, wenn es bereits den ersten Frost gegeben hat. Also abwarten. Gleiches gilt für das Zurückschneiden. Macht man das jetzt, ist das Risiko groß, dass Pflanzen nochmals austreiben.

Sie arbeiten im Naturschutzbeirat des Burgenlandkreises und sind seit diesem Jahr sogar Vizepräsident des Landesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau. Dabei hätten Sie als Ortschaftsrat, Karnevalist, Mitglied des Heimatvereins, vor allem aber Unternehmer doch genug zu tun...

Das stimmt. Aber das alles schließt sich nicht aus. Man wird das ein odere andere Ehrenamt sicher immer wieder einmal überdenken müssen, aber für mich ist wichtig, mehr zu machen als nur das Grundsätzliche. Das mag jetzt etwas abgehoben klingen, aber ich finde, jeder, der es irgendwie ermöglichen kann, sollte ehrenamtlich arbeiten. Wenn das keiner macht, funktioniert nichts mehr.

Wie werden 170 Jahre gärtnerische Tradition begangen?

Es gibt eine Feier mit Familie, Freunden, Geschäftspartnern und Menschen, die mir wichtig sind. Schätzungsweise 80 Personen. Kein großer Empfang, keine Vertreter aus der Politik - davon halte ich nicht viel.