Bauvorhaben in Freyburg Bauvorhaben in Freyburg : Im Schussfeld parken oder Kita?

Freyburg - Im „Schussfeld“ vor Freyburgs westlicher Stadtmauer dauert die Belagerung an. Cornelia Jesswein, Betreiberin der privaten Kindertagesstätte „Kleine Rebläuse“, hält an ihrem Projekt fest, dort einen Neubau zu errichten. Das war im ersten Anlauf gescheitert.
Ihre Einrichtung, gut ausgelastet und im Gebäude des Pflegeheims St. Laurentius angesiedelt, verfügt über 20 Plätze. Damit, sagt Cornelia Jesswein, könne sie auf Dauer nicht wirtschaftlich arbeiten. Sie möchte, um die Kapazität auf etwa 50 Plätze zu erhöhen, einen Neubau errichten - und zwar auf dem Gelände einer früheren Gärtnerei an der Eckstädter Straße - im sogenannten „freien Schussfeld“.
Schon 2013 hatte sie dazu einen Vorstoß unternommen. Der war wegen des Einspruchs des Landesamtes für Denkmalpflege ohne Erfolg geblieben. Die bisher unbebaute Stelle nahe der Stadtmauer, auf welcher der Kindergarten ursprünglich errichtet werden sollte, dürfe nicht bebaut werden (Hintergrund). Eine Festlegung, die inzwischen im Städtebaulichen Rahmenplan für Freyburg verankert ist.
Nun hat die Kita-Betreiberin einen neuen Standort ins Auge gefasst, ebenfalls auf dem Gelände der früheren Gärtnerei - und zwar dort, wo es bereits eine Bebauung gibt, die nicht mehr genutzten Gewächshäuser. Landeskonservatorin Ulrike Wendland hat da keine Einwände. „Das ist ein anderer Standort“, gab sie auf Nachfrage Auskunft. Der Denkmalschutz werde damit nicht beeinträchtigt. Eine Bauvoranfrage, die Cornelia Jesswein für den geänderten Standort gestellt hat, dürfte demnach nicht am Widerspruch der Denkmalsbehörde scheitern.
Nun aber wehrt die Stadt ab, die einst das Bauvorhaben im „Freien Schussfeld“ befürwortet hatte. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat das gemeindliche Einvernehmen verweigert, gab Bürgermeister Udo Mänicke Auskunft.
Der Bürgermeister begründet das mit dem Rahmenplan, der die Bebauung des Areals untersagt, allerdings die Möglichkeit einräumt, dort Parkflächen anzulegen. Ein Kompromiss, auf den die Stadt damals gedrungen hatte. „Der Rahmenplan gilt“, sagte Mänicke, man könne den nicht ignorieren.
Freilich scheint es, dass der Stadt die einst mit dem Denkmalschutz ausgehandelte Kompromisslösung „Parkplatz“ inzwischen lieber ist als das geänderte Kita-Projekt.
Von verschiedenen Seiten wird immer wieder der Mangel an Parkraum in der Freyburger Innenstadt beklagt. „Ein zusätzlicher Parkplatz so nahe der Sektkellerei wäre eine gute Sache“, findet Mänicke. Von der Denkmalbehörde ist erneut signalisiert worden, dass man den Parkplatz akzeptieren würde.
Kita-Betreiberin Jesswein hingegen möchte das „freie Schussfeld“ nun als Spielplatz für ihre Einrichtung nutzen. Eine Lösung, so machte die Familie der Flächeneigentümer deutlich, die ihnen mehr behagt, als ein Parkplatz. Auch Landeskonservatorin Wendland sagte, dass der Parkplatz für sie nur die zweitbeste Variante ist, keine echte Lösung für dieses sensible Areal. Die Neubebauung des Gewächshaus-Standortes und die Nutzung des „Schussfeldes“ als Freifläche für die Kita könnte „die bessere Lösung im Sinne des Stadtbildes und eines alten Kulturdenkmals“ sein.
Im Übrigen wirft der Rahmenplan Fragen auf: Einerseits ist die strittige Fläche auf einer zugehörigen Karte mit einer Schraffur versehen, für die die Legende ausweist: „Erhaltung ’Freies Schussfeld’ - keine Bebauung/Realisierung von Stellflächen möglich“. Zum anderen sind die alten Gewächshäuser mit Punkten markiert, die laut Legende bedeuten „Gebäude mit erheblichen baulichen Mängeln - Behebung der Mängel“, was ja auf eine Erhaltung von Bausubstanz in diesem Areal hinausliefe.
Allerdings: Niemand müsste hier spitzfindig werden. Wenn die Stadt will, kann sie den Rahmenplan ändern und - da ja offenbar die Denkmalbehörde keine Einwände gegen eine Bebauung am Standort der alten Gewächshäuser hat - den Weg für den Kita-Neubau frei machen. Es wäre im Übrigen nicht die erste Planung, die die Stadt ändert, um einer Investition den Weg zu ebnen. So hatte man 2009 zügig Flächennutzungsplan und Bebauungsplan für das Gewerbegebiet an der Querfurter Straße geändert, um den Bau des neuen Logistikzentrums der Sektkellerei zu ermöglichen. Mänicke will sich nicht gegen eine Änderung des Rahmenplanes sperren, wenn der Rat das beschließt. Erstmal aber müsse dazu ja ein Antrag eingebracht werden.