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Bank sucht Erben von einer halben Million Bank sucht Erben in Naumburg. Es geht um eine halbe Million Euro

Von Michael Heise 06.02.2019, 05:00
Das letzte Dokument, das auf „Dietrich“ verweist, den möglichen Erben von rund einer halben Million Euro. Die Postkarte wurde laut Stempel im Dezember 1969 in Naumburg abgeschickt.
Das letzte Dokument, das auf „Dietrich“ verweist, den möglichen Erben von rund einer halben Million Euro. Die Postkarte wurde laut Stempel im Dezember 1969 in Naumburg abgeschickt. Hoerner Bank

Naumburg/Heilbronn - Eine halbe Million Euro - wer hätte die nicht gern. Ein gewisser Dietrich könnte das Geld für sich verbuchen, wenn, ja wenn er denn der richtige ist und - freilich - noch lebt. Doch beides ist ungewiss.

Eine Postkarte, im Dezember 1969 in Naumburg/Saale abgestempelt, ist das letzte Lebenszeichen von Dietrich. „Ein frohes Weihnachtsfest und viel Glück im neuen Jahr. Wünscht Dir lieber Vater u. Frau Dein Sohn Dietrich u. Familie“.

„Dietrich“ könnte Vermögen von rund einer halben Million Euro erben

Der Vater, Hermann Langer, ist dann im August 2016 verstorben - und hat eben ein Vermögen von rund einer halben Million Euro hinterlassen. Wer es bekommen soll, war testamentarisch nicht verfügt, weshalb die gesetzliche Erbfolge greift. Dietrich käme in den Genuss des kompletten Vermögens, da er Nachkomme erster Ordnung ist. Doch von dem heute Anfang-70-Jährigen fehlt (fast) jede Spur.

Auf der Suche nach ihm ist Andreas Meinke, seines Zeichens Notariatsassessor bei der Hoerner Bank mit Sitz in Heilbronn. Das Unternehmen beschäftigt sich seit Jahrzehnten speziell mit Erben-Ermittlungen im In- und Ausland und ist im „Fall Dietrich“ von einer gerichtlich bestellten Nachlasspflegerin eingeschaltet und mit der Recherche nach dem Verbleib des vermeintlichen Erben betraut worden.

„Das gleicht einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, verdeutlicht Meinke. Was die Angelegenheit so kompliziert macht, ist der Umstand, dass Dietrich einst nichtehelich zur Welt kam, in der Familie „totgeschwiegen“ wurde und mithin so gut wie keine Daten und Erkenntnisse über den Mann vorliegen.

Hat der gesuchte Erbe in Naumburg gewohnt?

Er soll nach Kriegsende 1945/46 im Ostteil Deutschlands, also der späteren DDR, geboren worden sein und hat wohl dort auch gelebt - letzter Hinweis: eben jene erwähnte Postkarte, die auch den einzig bekannten Ortsbezug zum Gesuchten herstellt.

„Der Stempel auf der Marke ist nicht eindeutig lesbar, es könnte 12-89 heißen, viel eher aber 12-69, wodurch auch die Kombination mit der Walter-Ulbricht-Briefmarke logisch wird“, beschreibt Meinke. Üblicherweise waren Briefmarken mit dem Konterfei des einstigen Staatsratsvorsitzenden von 1961 bis 1973 im Umlauf.

Dass der Gesuchte anhand der Postkarte Naumburger ist oder war, ist wahrscheinlich. Jedoch: „Er kann in Naumburg gewohnt haben, aber auch in einem Dorf im Umfeld, wenn nicht sogar ganz woanders. Er könnte ein Durchreisender gewesen sein, der die Karte lediglich in Naumburg eingeworfen hat.“

500.000 Euro Erbe: Detektivarbeit führt nicht zum gewünschten Ergebnis

Naheliegend ist bei alledem, so der Notariatsassessor, dass Dietrich mit Nachnamen nicht Langer heißt oder hieß. „Laut Informationen aus dem Kreis der Familie soll der Erblasser mit der Witwe eines gefallenen Kriegskameraden das nichteheliche Kind gezeugt haben. Dietrich dürfte also den Familiennamen der uns unbekannten Mutter tragen“, schätzt Meinke ein.

Offen sei bei alledem, ob der verstorbene Langer die Vaterschaft für seinen nichtehelichen Dietrich einst anerkannt habe oder gerichtlich als Vater festgestellt worden ist - die Voraussetzung für ein Erbe. Meinke: „Sollten wir Dietrich finden, wäre genau das zu überprüfen.“

Die Chancen, dass das passiert sind nach zwei Jahren intensiver Recherche allerdings deutlich gesunken. Detektivarbeit im Kreis der Familie, in Melderegistern, Adressbüchern, im Internet oder auch beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes führten nicht zum gewünschten Ergebnis. Meinke hat alle in den letzten 20 Jahren mit Wohnsitz Naumburg/Saale ermittelbar gewesenen Männer mit dem Vornamen Dietrich angeschrieben - ohne Erfolg.

Kommen professionelle Erbenermittler zum Einsatz?

Rund 40 Personen habe man kontaktiert, von ihnen entweder eine abschlägige Antwort erhalten oder gar keine, da die Post von der Bank möglicherweise als unerwünschte Werbung in den Papierkorb gewandert sei. „Wir geben so schnell nicht auf. Der Weg über ihre Zeitung und damit an eine breite Öffentlichkeit ist für uns der letzt erfolgversprechende. Können wir den Gesuchten auch dann nicht ausfindig machen, werden die Ermittlungen wohl eingestellt“, macht Andreas Meinke deutlich.

Und dann? Werden sich jedenfalls andere über das Geld freuen können. Als potenzielle Erben des Herrn Langer sind ein noch lebender Bruder und die Nachkommen zweier verstorbener Geschwister bekannt.

Kommen Erblassverwalter mit ihren Recherchen nach Erben nicht weiter, bedienen sie sich sogenannter Erbenermittler, etwa 100 professionelle gibt es in Deutschland. Die Hoerner Bank mit Sitz in Heilbronn gehört dazu, bestehend seit 1849, damals als „Agentur für Auswanderer nach Amerika“ gegründet. Sie agiert auf der ganzen Welt. Dem Unternehmen werden nach eigenen Angaben jährlich rund 300 Nachlasssachen übertragen, bei denen die Erbfolge teilweise oder gar nicht geklärt werden konnte. Die Arbeit ist aufwendig und recherchiert tief in Familieninterna - über viele Generationen hinweg.

In den wenigsten Fällen ist der gesuchte Erbe der alleinige - Aus der Traum von der Million. Erbengemeinschaften sind Realität. Ermittler werden für ihre Arbeit vergütet - vom Erben. Wird der nicht gefunden, gehen sie leer aus. (ntb)

Hinweise und Kontakt über: [email protected]