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Backen mitten im Dorf Backen mitten im Dorf: Nessa hat ein eigenes Backhaus

Von Meike Ruppe-Schmidt 21.11.2020, 12:00
Dietmar Hoppe inspiziert das Backhaus in Nessa. In wenigen Tagen will er darin seine Stollen backen.
Dietmar Hoppe inspiziert das Backhaus in Nessa. In wenigen Tagen will er darin seine Stollen backen. Meike Ruppe-Schmidt

Nessa - Reich an Butter und Rosinen muss er sein, umhüllt von einem Guss aus Rum, Puderzucker und Gewürzen -so ist für Dietmar Böhme der Weihnachtsstollen perfekt. Der 67-Jährige bereitet das traditionelle Weihnachtsgebäck jedes Jahr selbst zu. „Das Rezept stammt aus dem Erzgebirge, wo meine Frau herkommt“, verrät er. Das besondere Aroma bekommt der Stollen aber erst durch das Backen im echten Holzofen. Der befindet sich im Nessaer Backhaus, das der Heimatverein in Obhut hat.

„Das Backhaus wurde vor 15 Jahren von der Gemeinde hier aufgebaut“, erinnert sich Böhme. „Ursprünglich gab es hier im Dorf auf jedem Hof einen Außenbackofen. Mit der Zeit verschwanden sie aber nach und nach. Darum hat man sich entschlossen, das öffentliche Backhaus aufzustellen.“ Seitdem kann sich jeder, der Interesse hat, beim Heimatverein anmelden, um hier sein Weihnachtsgebäck oder auch Brot zu backen.

„Damit der Teig darin gelingt, braucht es aber Erfahrung“

„Damit der Teig darin gelingt, braucht es aber Erfahrung“, erklärt Böhme. Zunächst müsse der Ofen mit Kleinholz und Scheiten angeheizt werden. Wenn das Glutbett vorhanden ist und die Schamottsteine die richtige Temperatur haben, kann es losgehen. „Wir haben ein Mitglied in unserem Verein, das sich mit dem Ofen bestens auskennt und beim Backen auch behilflich ist“, so Böhme.

Was für ihn den Reiz dabei ausmacht? „Wenn der Stollen in den Ofen geschoben wird und es duftet, dann werden Erinnerungen an die Kindheit wach“, schwärmt er. Böhme wuchs als Kind in Nessa auf. „Das Dorf war früher geprägt von Bauernhöfen. Es gab eine Molkerei und man lebte relativ zurückgezogen. Besuche in der Stadt waren selten und wurden erst mit der Automobilisierung in den 60er Jahren häufiger.“

Wie das Leben auf dem Dorf früher aussah, damit beschäftigt sich Böhme auch bei seiner Arbeit im Heimatverein. Der Verein pflegt ein Archiv im Ort. Das Besondere daran: „In Nessa gibt es eine Einwohnerkartei, die bis ins Jahr 1520 zurückreicht. Außerdem verfügen wir über Bauunterlagen bis ins Jahr 1870, die bei Planungen von Neubauten im Ort schon oft nützlich waren.“

Das Interesse an der Ortsgeschichte sei in ihm übrigens erst nach und nach gewachsen. „Man bekommt mit, dass vieles Geschichtliche verdrängt wird oder einfach verschwindet. Das war nach der Nazi-Diktatur so und auch nach der Wende. Darum gibt es inzwischen bei vielen Menschen das Bedürfnis, wenigstens das zu bewahren, was noch da ist.“ Das hat sich auch der Heimatverein Nessa mit seinen 20 Mitgliedern auf die Fahne geschrieben. Neben dem Interesse für die Dorfgeschichte verbindet die Mitglieder aber auch der Wunsch,

Geselligkeit und Leben ins Dorf zu bringen. So organisiert der Verein Filmabende, beteiligt sich am jährlichen Kinderfest der Kita Blaustrümpfe im Ort, organisiert Sommer- und Schneewanderungen sowie das herbstliche Kürbisfest. Nur in der Vorweihnachtszeit ruhe das Vereinsleben ein wenig. Aber dann hat zumindest Dietmar Hoppe alle Hände voll zu tun, um seinen leckeren Stollen aus dem Backhaus frisch auf den Tisch zu bringen.

››Infos und Kontakt zum Heimatverein Nessa unter www.nessa-tal.de (mz)