Auenblick in Naumburg Auenblick in Naumburg: Noch trostlos, doch bald schon bewohnt?

Naumburg - Das Gelände liegt an diesem Freitagvormittag verlassen da. Ein paar alte Gewächshäuser, ein paar leer stehende Häuschen der ehemaligen Gärtnerei, viel Gestrüpp, alter Baumbestand. Von der Burgenlandbahn, die nebenan von Zeit zu Zeit vorbeikommt, ist nichts zu sehen. Leider zeigt sich auch das schöne Saaletal nicht, sondern wird von einer dichten Wolkensuppe verschluckt.
Trostlos, denkt man. Doch geht es nach dem Naumburger Immobilienunternehmer Steffen Winter sind die reichlich 16 000 Quadratmeter Urwald zwischen Auenblick und Auengrund Geschichte. Stattdessen sollen hier in naher Zukunft zwölf Familien von ihren Terrassen aus auf die Saale, die Henne und die Weinberge schauen können.
Zusammen mit dem Braunsbedraer Immobilienunternehmer Detlef Wallasch hat Winter der Naumburger Agrar- und Absatzgenossenschaft das Grundstück im Norden der Stadt abgekauft; nun will er es mit zwölf Einfamilienhäusern bebauen. 600 bis 1000 Quadratmeter groß sollen die einzelnen Grundstücke werden, die man vermarkten will. Den Baumbestand will man (weitgehend) erhalten, alles andere wird weggerissen. Zufahrten soll es über den „Apfelmarkt“ sowie die bestehenden Bahnbrücken in Höhe der Humboldt- und Sixtus-Braun-Straße geben.
Noch aber muss der Naumburger Gemeinderat dem Bauvorhaben zustimmen. Am kommenden Mittwoch diskutieren der Technische Ausschuss und der Wirtschaftsausschuss in einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung (18.30 Uhr, kleiner Ratskellersaal) über die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das „Wohngebiet Auenblick“. Grundsätzliche Einwände sind nicht zu erwarten, da das Areal in der im vorigen Jahr erfolgten Analyse zur Naumburger Wohnbauflächenentwicklung als geeignet, wenn auch nicht prioritär umzusetzen, eingeschätzt wurde.
„Es ist für uns das erste Projekt dieser Größe“, sagt Steffen Winter auf Anfrage. Eigentlich wollte er sich erst äußern, wenn alles in Sack und Tüten ist. Zu viele Diskussionen habe es bereits gegeben, „wobei sich allerdings die Stadt und Herr Küper sehr kooperativ zeigen“, erklärt Winter. So hat die Stadt ein beschleunigtes B-Plan-Verfahren eingeleitet, das vom Investor bezahlt wird. Dieser nämlich hat wartende Interessenten. Auch wenn das Baurecht für die zwölf Häuser noch nicht erteilt ist, sind sie quasi schon verkauft. „Das Interesse war sehr groß, vor allem von Rückkehrern, die wieder nach Naumburg ziehen wollen“, sagt Steffen Winter.
Ein interessanter Nebenaspekt: Winter kaufte der Agrar- und Absatzgenossenschaft nicht nur das gerade genannte Gelände, sondern auch das benachbarte Flurstück ab, auf dem die weithin sichtbare und denkmalgeschützte „Villa Berglinden“ steht. Damit war Winter schneller als eine andere Investorengruppe aus Naumburg und Leipzig, die die marode und seit 1998 leer stehende Villa für über 2,5 Millionen Euro sanieren wollte und eigentlich noch immer will. Ein Apartment-Seminar- und Tagungshaus mit eigenen Bildungs- und Weiterbildungsangeboten in Kooperation mit Dozenten auf Hochschulniveau sollte hier entstehen. Für Steffen Winter hat die Villa hingegen nach eigener Aussage keine Priorität. Man konzentriere sich zunächst auf das Wohngebiet, wisse aber, dass man etwas für die Sicherung des baufälligen Daches der Villa tun muss, heißt es. Das sieht auch die Stadt Naumburg als untere Denkmalschutzbehörde so. „Uns ist die Bedeutung des Objektes bewusst, wir sind mit dem Eigentümer im Gespräch“, sagt die städtische Fachbereichsleiterin Ute Freund auf Anfrage.
