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„Kein Grund für Nervosität und Ängste“ Atommüll-Endlager im Burgenlandkreis? Landrat will „achtsam“ bleiben

Von Martin Walter 07.09.2021, 10:10
Atommüll
Atommüll (Foto: picture alliance / Wolfram Kastl)

Weissenfels/Zeitz/MZ - Niemand möchte ein Atommüll-Endlager vor der Tür haben. Doch kommt der Burgenlandkreis aufgrund seiner guten Bodenstruktur für eine solche Anlage in Frage - ebenso wie 89 andere Regionen in Deutschland. Mit einer Entscheidung für einen Standort rechnet die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) im Jahr 2031. Deshalb gibt es „keinen Grund für Nervosität und Ängste“, sagt Landrat Götz Ulrich (CDU) und ergänzt: „Aber zu größter Achtsamkeit.“

Die BGE habe ihm versichert, dass die bisherige Auswahl der Gebiete keine Vorentscheidung für einen Standort ist. Denn im Burgenlandkreis wie auch in den anderen Gebieten sollen zunächst die Gesteinsschichten näher untersucht werden. Das Landratsamt nehme an allen Beratungen und Tagungen zu dem Thema teil und werde „genau darauf achten, dass Transparenz besteht und jeder Schritt öffentlich gemacht wird“, so Götz Ulrich. Er rufe die Bevölkerung auf, „sich damit genau zu beschäftigen“ und sieht es als seine Aufgabe an, „über alles zu unterrichten, was uns zur Kenntnis gelangt.“

Landkreis bereits „belastet“

Kritik am Vorgehen der BGE kommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Nach dem Motto ,Eile statt Sorgfalt’ wurden Konferenz und Bericht regelrecht durchgedrückt“, kritisierte deren Geschäftsführerin Antje von Broock nach der jüngsten Sitzung im August. Diana Harnisch, stellvertretende Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe im Burgenlandkreis, meint: „Der Burgenlandkreis und seine Natur sind mit Altlasten und mit Bauprojekten wie der Stromtrasse Südostlink schon genug belastet. Es wäre ein fatales Signal, wenn auch noch das Atommüll-Endlager hinzukäme.“ Vor allem, dass der Osten des Landkreises als Tagebauregion noch nicht als Standort ausgeschlossen wurde, sei verwunderlich: „Der Untergrund in solchen Gebieten ist immer noch in Bewegung, wie man an dem verheerenden Erdrutsch in Nachterstedt sehen konnte.“

Verweis auf Gorleben

Das merkt auch Lothar Waehler, Kreisvorsitzender der AfD, an, der ein Endlager im Burgenlandkreis ebenfalls ablehne. Trotzdem vertrete er den Standpunkt seiner Partei, die an der Atomkraft festhalten möchte. „Wir brauchen einen guten Energiemix und neben erneuerbaren Energien auch Atom- und Kohleenergie.“ Deutschland habe „die sichersten und modernsten Atomkraftwerke der Welt“. Wenn diese nun abgeschaltet werden, würde Atomstrom aus dem Ausland importiert. „Das kann es ja auch nicht sein“, so Lothar Waehler. Er und Diana Harnisch befürchten auch Probleme und Proteste, wie es sie im niedersächsischen Gorleben gab. Dort wird seit 1995 Atommüll zwischengelagert, bis ein Endlager gefunden ist. Zwar hoffen beide, dass das nicht im Burgenlandkreis sein wird, sagen aber auch übereinstimmend: „Irgendwo muss der Atommüll ja hin.“