Alte Mühle in Lützen Alte Mühle in Lützen: Grieche hat Restaurant wieder eröffnet

Lützen - Es nützt alles Betteln seiner Gäste nichts. Die Tür zur kleinen Wiese am Lützener Floßgraben muss verschlossen bleiben. Vaios Zervas, der Gastwirt der Taverne Santorini in Lützen, bedauert das, aber er kann gerichtliche Weisungen nicht ignorieren, wie es sie seit vergangenem Jahr für den Freisitz der Gaststätte in der Alten Mühle von Lützen gibt.
„Das ist einer der schönsten Freisitze in der Umgebung“, sind sich viele einig mit dem Lützener Manfred Helm. Sie verweilen nun zwangsläufig nur in dem Gewölbe des Gastraums, der 60 Plätze bietet. Dieses wurde im März von Vaios Zervas neu eröffnet. Sein Vorgänger, Goce Hristov, hat nach dem Nachbarschaftsstreit um den Lärm, der von dem Freisitz ausgegangen sein soll, das Handtuch geworfen. Man erzählt sich, er sei mit seiner Familie nach Mazedonien zurückgekehrt.
Europaerfahrene Griechen
Sotirios Pantas und Vaios Zervas, beides europaerfahrene Griechen, sind die neuen Inhaber des Gastronomiegeschäfts. Über die Brauerei Warsteiner, die auch andere ihrer Gaststätten beliefert, haben sie von ihrer Chance in Lützen erfahren. Gut angenommen von den Kunden, ruhig gelegen - Vaios Zervas denkt, hier sesshaft werden zu können. Er lebt mit seiner Familie nun in Lützen, wohnt mit ihr in der Alten Mühle und betreibt darunter die Taverne Santorini.
Diesen Namen hat er gewählt, weil all die Klassiker, mit denen er oder sein Partner in der Vergangenheit bereits in Berlin-Teltow, Leoben in Österreich, Langenbernsdorf bei Zwickau und in Bad Kösen Erfolg hatten, gewissermaßen vergriffen waren oder nicht passten: El Greco, Dionysos, Akropolis, Taverne Zorbas. Die Bilder an der Wand, unter anderem eine Malerei von Gerd Quente, und die neue blau-weiße Farbgebung passten aber zur griechischen Inselwelt und damit zu Santorini, dem kleinen griechischen Archipel im Süden der Kykladen.
Namenswahl beeinflusst
Gerd Quente, der in der Nachbarschaft wohnt, freut nicht nur, dass er so indirekt die Namenswahl beeinflusst hat. Er ist auch froh darüber, dass Vaios Zervas seine drei Malereien an den Wänden bei der Renovierung erhalten hat. Offenbar hat er damit die griechischen Sinne getroffen. Selbst der direkte Nachbar, mit dem der Streit um den Freisitz beim Vorgänger ausgebrochen war, soll bereits einmal wieder bei Zervas gegessen und auf seinem Grundstück die griechische Fahne gehisst haben, erzählt der Wirt, was ihn auf eine gute Nachbarschaft hoffen lässt.
„Hier wurden wir sehr gut aufgenommen“, stellt Zervas zu seinem Neustart in Lützen fest. Außer seiner Frau und des jetzt bei ihnen lebenden Sohns will nun auch eine Cousine ihren Einstieg ins Lützener Geschäft schaffen. Woran es manchmal noch hängt, ist die Sprache. Deswegen sind Frau und Sohn schon im Sprachkurs. Vermitteln kann in diesen Tagen aber eine junge Lützenerin, die in der Taverne ein Praktikum im Rahmen der Ausbildung bei einem Bildungsträger macht. So klappt die Integration auch von dieser Seite.
Verständigung der besonderen Art
Ab sofort setzt der Gastwirt schon auf eine Verständigung der besonderen Art, auf Musik. Um das Flair für seine Gäste abzurunden, lädt er griechische Musikanten ein. Zur Eröffnung ist das bereits gut angekommen. Am Freitag, 13. Mai, sind nun „Christos & Christos - das „Helenic Bouzouki Ensemble“ angekündigt. Es hat Folklore des griechischen Festlands, der Inseln sowie Popsongs im Gepäck. Dazu bietet die Taverne ein spezielles griechisches Menü, so dass alles gegeben sein müsste, die Gäste an diesem Tag in die Ferne zu entführen.
Zervas hat seine Heimatstadt Katerini in Griechenland 1988 bereits verlassen, weil er dort keine Arbeit fand. In Nürnberg wurde er in einer Druckerei gebraucht. Als das Unternehmen in Konkurs ging, musste er seine Kochkünste aktivieren, hat über die Industrie- und Handelskammer eine Umschulung absolviert und ist in Berlin in die Gastronomie eingestiegen. Die drei Kinder wuchsen vor allem bei den Großeltern auf. Seine Frau folgte ihm als erste nach Deutschland. (mz)