1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Agrarbetrieb Gröbitz: Agrarbetrieb Gröbitz: Stress im Feld und im Büro

Agrarbetrieb Gröbitz Agrarbetrieb Gröbitz: Stress im Feld und im Büro

Von Heike Riedel 14.06.2016, 12:30
Vielleicht sind künftige Mähdrescherfahrer unter den Kindern, die in Gröbitz schon mal auf die Maschinen steigen durften.
Vielleicht sind künftige Mähdrescherfahrer unter den Kindern, die in Gröbitz schon mal auf die Maschinen steigen durften. Maria Breitkopf

Gröbitz - Ihr 25-jähriges Bestehen hat die Agrarbetrieb Gröbitz GmbH jetzt gefeiert. Mit 400 Geschäftspartnern, Berufskollegen aus der Nachbarschaft, Feldeigentümern und -verpächtern. Ein rustikaler Grillabend mit Blasmusik auf dem Hof in Gröbitz gehörte dazu ebenso wie eine Veranstaltung im voll besetzten Kulturhaus in Weißenfels, zu der Ute Freudenberg auftrat.

Am Tag darauf waren noch einmal 80 Kinder zur Fahrt durch die Fluren nach Gröbitz eingeladen. Die Knirpse aus Langendorf, Leißling, Prittitz und Possenhain sollen doch erfahren, wie und wo die Rohstoffe für die Lebensmittel hergestellt werden, die im Supermarkt angeboten werden, sagt Kurt Enke, Geschäftsführer des Unternehmens.

Er ist stolz auf die zurückliegenden 25 Jahre, obwohl er schon länger in der Landwirtschaft arbeitet. Doch Enke hat es mit seinem Team geschafft, aus der sozialistischen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) einen erfolgreich marktwirtschaftlich agierenden Betrieb aufzubauen. 2.200 Hektar Feldflächen, moderne Maschinen, regelmäßige Lohnzahlungen für die zehn Beschäftigten, gesicherte Pachtzahlungen, Ernteergebnisse von denen er vor 25 Jahren nicht geträumt hätte - anscheinend nur Grund zur Freude.

Mehr Kosten als Einnahmen

Doch die ist mehr als getrübt, wenn das Portemonnaie leer bleibt, weil die Verkaufserlöse gerade mal die Kosten decken. Und das ist jetzt der Fall, teilweise ist es sogar schlimmer. So habe der Betrieb im vergangenen Jahr einschließlich Grundsteuern und Pachten 1.600 Euro für einen Hektar Getreide ausgegeben, dafür aber nur 1.500 Euro einnehmen können.

„Wir produzieren für 15 bis 16 Euro die Dezitonne Weizen und bekommen für deren Verkauf 15 Euro“, beklagt Enke das aktuelle Preisniveau. Mit Einlagern und auf bessere Preise warten sei da längst nichts mehr auszutarieren, das Preistief halte so lange an, wie bisher noch nie. Warum? Weil die Landwirtschaft weltweit vernetzt ist, weil die Welt der Markt auch für die Gröbitzer Landwirte ist, hat Enke seinen Gästen erklärt. „Wir haben auch schon andere schlechte Zeiten überstanden“, verbreitet er trotzdem Optimismus.

Investitionen müssen warten

Jetzt sind erst einmal Investitionen hintenan gestellt. Die Anschaffung neuer Mähdrescher und einer neuen Zugmaschine sind verschoben auf bessere Zeiten. Bei Grundsteuern und Pachten kann nicht gespart werden, an die Löhne will die Geschäftsleitung auch nicht gehen, solange die Krise anders durchzustehen ist. Entlassungen sind kein Thema.

Im Augenblick federn die Rücklagen etwas ab. Als die Ernten noch gut ausfielen und auch die Preise noch stimmten, konnte der Betrieb etwas gutmachen. Wenn bei den derzeitigen Preisen für seinen Betrieb auch noch eine schlechte Ernte anstände, wäre das allerdings das Schlimmste, das jetzt eintreten könnte. Angesichts der Trockenheit auf den Feldern bei Gröbitz ist das nicht auszuschließen. „Die Bestände sind schon richtig gestresst“, schätzt Enke ein.

Die eigenen Sorgen lassen ihn und seine Belegschaft aber nicht die Schwächsten der Gesellschaft und den Kummer von Eltern vergessen. „Für die Kinder muss etwas getan werden“, sagt Enke. Deswegen hat er vor zwei Jahren zu seinem 65. Geburtstag bereits auf Blumen und andere Geschenke verzichtet und seine Gäste aufgefordert, stattdessen lieber für Kindereinrichtungen zu spenden.

Spendenerwartung weit übertroffen

Zum 25-jährigen Betriebsjubiläum hat er mit Maria Breitkopf, Agraringenieurin und eine der drei Gesellschafter, die Idee für den Betrieb aufgegriffen, dass die Geschäftspartner keine Geschenke machen sollten. Er hat sie aufgefordert, für das Kinderhospiz in Halle zu spenden. Dass 5.000 Euro zusammenkommen, damit hatte er insgeheim gerechnet. Doch jetzt weiß er schon, dass diese Summe weit übertroffen wird. Und längst sind nicht alle angekündigten Zahlungen eingegangen. Die Geschäftspartner und Freunde haben sich voll hinter sein Anliegen gestellt und „sehr großzügig gezeigt“, sagt Enke. (mz)

Kurt Enke stellt den Knirpsen aus dem Haus unserer Kinder Prittitz Weizen vor und erklärt ihnen, dass Getreide der Rohstoff für das Brot ist.
Kurt Enke stellt den Knirpsen aus dem Haus unserer Kinder Prittitz Weizen vor und erklärt ihnen, dass Getreide der Rohstoff für das Brot ist.
Maria Breitkopf