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Hitze sprengt Autobahn A9: Drohen bei Hitze weitere Straßensperrungen?

Von Ralf Böhme 01.06.2018, 07:00
Eine Spezialfirma hat  unmittelbar nach dem Fahrbahnaufbruch mit den Reparaturarbeiten begonnen.
Eine Spezialfirma hat  unmittelbar nach dem Fahrbahnaufbruch mit den Reparaturarbeiten begonnen. Peter Lisker

Weißenfels/Naumburg - Sachsen-Anhalts Verkehrsministerium appelliert an alle Autofahrer, auf den Autobahnen des Landes nicht zu schnell zu fahren und unbedingt angemessene Abstände einzuhalten. Der Anlass der dringenden Empfehlung sind ungewöhnliche Hitzeschäden: Auf der A 9 ist die Fahrbahn stellenweise plötzlich aufgebrochen. Ein generelles landesweites Tempolimit soll es aber nicht geben. „Das hilft nicht weiter“, sagte Ministeriumssprecher Andreas Tempelhof der MZ.

Den Hitzeaufbruch auf der A9, das Ministerium spricht von einem „Blow-up“, hatten Autofahrer der Polizei und der Autobahnmeisterei gemeldet. Der aufgebrochene Beton soll wie eine kleine „Sprungschanze“ gewirkt haben, so dass Autofahrer drohten, die Kontrolle über ihre Fahrzeuge zu verlieren. Daraufhin wurde der gefährliche Abschnitt gesperrt und eine Fachfirma mit der dringenden Reparatur beauftragt.

Bis zum Freitagabend sollen die Folgen der Beton-Sprengung beseitigt sein. Dazu kommt schwere Spezialtechnik, etwa Betonsägen und Fräsen, zum Einsatz. Vier riesige Platten müssen ausgewechselt werden. Auch Fugenarbeiten stehen auf dem Programm. Die Baustelle ist laut Verkehrsministerium 300 Meter lang. Betroffen sind zwei Fahrstreifen in Richtung München. Den Autos steht demnach - vorbei an der Baustelle - nur jeweils eine Spur zur Verfügung.

Bei täglich 60.000 Fahrzeugen, die auf der A9 zwischen Weißenfels und Naumburg unterwegs sind, führt das Nadelöhr zwangsläufig zu weiteren Behinderungen. Der längste Stau wird für den Freitagnachmittag erwartet, wenn der Wochenendverkehr einsetzt. Autofahrer müssen mit Zeitverlusten von bis zu einer Stunde rechnen.

Ob solche Hitzeaufbrüche vermieden werden können, ist unklar. Die Wissenschaft kann zwar die Abläufe eines „Blow-ups“ grundsätzlich beschreiben. Warum aber eine bestimmte Stelle in der Fahrbahn nach oben strebt, eine andere aber nicht, das bleibt vorerst ein ungelöstes Rätsel. Einiges deutet aber daraufhin, dass ältere und bereits reparierte Pisten bei Lufttemperaturen ab 28 Grad Celsius besonders gefährdet sind.

Hitze sprengt Beton der A9: So entstehen die Blow-Ups

Temperatur-Unterschiede sind auch der Ausgangspunkt der Erklärung des Hitzeschadens. Zunächst einmal ist es auf dem Beton doppelt so heiß wie in der Luft. Dieser Hitzestau dehnt die Oberseite der 30 Zentimeter starken Platte. Deren Unterseite bleibt dagegen kalt, dehnt sich also gar nicht. Daraus erwachsen große Spannungen im Material. Es wölbt sich nach oben. Die Fugen können die Kräfte nicht mehr halten - und die Piste bricht auf.

Bisher gehörten 2003 und 2013 zu den Jahren mit ungewöhnlichen „Blow-up“-Häufungen. Damals mussten zwischen 27 und 35 Autobahnabschnitte in Deutschland wegen akuter Hitzeschäden dicht gemacht werden. Vor diesem Hintergrund verlangte der ADAC wiederholt eine langfristige Strategie zum Straßenerhalt - ein Milliardenprogramm des Bundes wäre nötig, gibt es aber bislang noch nicht.

Die große Hitze macht nicht nur dem Asphalt auf den Autobahnen zu schaffen, sondern auch den Menschen in der Region. Temperaturen, wie sie eigentlich nur im Hochsommer herrschen, sorgen für Schweißperlen auf der Stirn. Laut Deutschem Wetterdienstes war der Mai 2018 so warm wie seit 130 Jahren nicht mehr. Die Durchschnittstemperatur von 16 Grad lag satte 3,9 Grad über dem Durchschnittswert der Vergleichsperiode. (mz)