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25 Jahre Sonnengut in Dietrichsroda 25 Jahre Sonnengut in Dietrichsroda: "Nicht leicht aber erfüllend"

Von Andreas Löffler 04.07.2019, 14:33
Sonnige Aussichten auf dem „Sonnengut“: Das Betreiberpaar Claudia und Gerhard Gerster steht auf einer Empore seines Vierseitenhofes in Dietrichsroda. Am Sonnabend wird mit Kunden und ganzem Dorf groß gefeiert.
Sonnige Aussichten auf dem „Sonnengut“: Das Betreiberpaar Claudia und Gerhard Gerster steht auf einer Empore seines Vierseitenhofes in Dietrichsroda. Am Sonnabend wird mit Kunden und ganzem Dorf groß gefeiert. Andreas Löffler

Dietrichsroda - Das erste Mal, so erinnert sich Gerhard Gerster, sei er mit dem Rad dagewesen. „Der Hof lag vor mir wie eine Wehrburg im Dornröschenschlaf. Sich emporrankender wilder Wein und Efeu ließen kaum die Fenster erkennen“, schildert der heute 56-Jährige. Dennoch hatten der Agrarwissenschaftler mit Wurzeln in Oberschwaben und seine aus Erfurt stammende Frau Claudia im Jahr 1994 und nach langer Suche mit jenem Vierseitenhof in Dietrichsroda endlich ihr Glück gefunden: Im „Sonnengut“ wollte das Duo sein Vorhaben, ökologische, regionale Landwirtschaft zu betreiben, in die Tat umsetzen. Am kommenden Sonnabend nun wird mit einem großen Fest 25-jähriges Bestehen gefeiert.

„Ich komme aus einem konventionellen landwirtschaftlichen Betrieb und hatte miterlebt, wie unter dem Preisdiktat von Lebensmittelindustrie und Handelsketten irgendwann nur noch auf Masse gesetzt wurde, gewachsene bäuerliche Strukturen den Bach runtergingen. Bei diesem üblen Spiel wollte ich nicht mehr mitmachen“, unterstreicht Gerhard Gerster, der in seiner Partnerin, einer gelernten Schneiderin und diplomierten Textildesignerin, eine Gleichgesinnte fand.

Ökologische Landwirtschaft nicht nur Naturschutz

Wahrhaft „gelebte“ ökologische Landwirtschaft, das wird im hochinteressanten Gespräch mit den Gersters schnell klar, hat insofern längst nicht allein mit Naturschutz zu tun: „Es geht um die Bewahrung gewachsener dörflichen Strukturen, um die Erhaltung von Handwerk, um Fairness im Umgang miteinander - kurzum: um Nachhaltigkeit in einem absolut umfassend verstandenen Sinn“, betont Claudia Gerster.

Vielfältige Produkte

Heute produziert das „Sonnengut“ (und bereits seit 2007 nach den strengen Demeter-Richtlinien) so ziemlich die ganze Vielfalt, die die Natur herzugeben imstande ist: Fleisch und Wurst genauso wie Obst, Käse und Eier. Auch eine Bäckerei sowie Imkerei gibt es. „Außer für Toilettenpapier und Bekleidung brauchen wir im Grunde gar nicht zum Einkaufen zu gehen“, meint Gerhard Gerster schmunzelnd. Das breitgefächerte Angebot bringt freilich nicht nur „handfeste“ Vorteile für das Inhaberpaar und seine sechs Kinder im Alter von 14 bis 26 Jahren, sondern besitzt vor allem hohe Attraktivität für die vielen langjährigen und treuen Kunden auf den Bio-Märkten der Region und im Hofladen selbst.

Solidarität nach Hallen-Brand

„Deren Zuspruch und Wertschätzung hat uns auch durch so manche schwierige Phase getragen; gerade in den Anfangsjahren, als wir Neuankömmlinge - dazu noch mit unserem alternativen Ansatz - schon recht argwöhnisch beäugt wurden“, hebt Gerhard Gerster hervor. „Doch dass das Dorf im Ernstfall zusammenhält - das hat die berührende Solidarität beim Brand unserer Lagerhalle 2016 gezeigt. Unser Weg war nicht leicht, aber erfüllend.“