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Betrugsprozess Betrugsprozess: Zeugen hauen Eli Gampel vor Gericht raus

Von Jan Wätzold 12.11.2002, 18:53

Halle/MZ. - Dem heute 42-jährigen Gampel war vorgeworfenworden, im Frühjahr 1997 trotz seiner Absetzungdurch den Zentralrat der Juden nachträglichBösches Arbeitszeitlisten frisiert und alsVorsitzender unterschrieben zu haben. DerBegünstigte, dem dadurch 108000 Mark zumSchaden der Gemeinde zugeflossen sein sollen,hatte laut Anklage deutlich weniger gearbeitetals auf den Listen notiert.

Die Latte der Vorwürfe war freilich am Endedes zweitägigen Strafprozesses nur mehr einHäufchen Asche. Alle sieben Zeugen, die vonden Anwälten und der Anklagevertretung vorgeladenworden waren, hatten übereinstimmend ausgesagt,dass der mittlerweile 54 Jahre alte Böschesogar mehr als die abgerechneten Arbeitsstundengeleistet habe. Im Oktober 1996 etwa warendas allein 338,5 Stunden.

Z-TITEL: "Ich strecke meine Hand

zur Versöhnung aus." Eli Meir Gampel

Ex-Gemeindevorsitzender

Ebenso wenig konnten die zum fraglichenZeitpunkt zwischen Juni 1996 und Mai 1997sämtlich im Dunstkreis Gampels beschäftigtenZeugen den zweiten Hauptverdacht untermauern:dass nämlich der vom Zentralrat aufgrund massiverBetrugs- und Untreuevorwürfe aus dem Amt gejagteVorsitzende die Arbeitszeitlisten erst nachträglichangefertigt habe. Nach dem ersten, eindeutigzu Gunsten von Gampel und Bösche zu Ende gegangenenVerhandlungstag, hatte sich gestern die Fragegestellt, ob die Staatsanwaltschaft noch Belastungszeugenpräsentieren würde. Das war nicht der Fall.So wurde weder ein mittlerweile verstorbenerMitarbeiter des Landesrechnungshofes durcheinen anderen Zeugen ersetzt, noch räumtedie Anklage einem Vertreter des Zentralratesder Juden die Möglichkeit einer Aussage ein.

Peter Fischer, der 1997 auf Initiative desdamaligen Zentralratsvorsitzenden Ignatz Bubisals kommissarischer Geschäftsführer zur Klärungder vermeintlichen Unregelmäßigkeiten und"zum Aufräumen" nach Halle entsandt wordenwar, kannte den Gerichtstermin überhaupt nicht."Eine Befragung im Vorfeld hat es ebenfallsnicht gegeben", so ein verblüffter Fischerauf Anfrage der MZ.

Bösche kündigte im Anschluss an den Freispruchan, den Zentralrat der Juden und das LandSachsen-Anhalt aufgrund der erlittenen Rufschädigungund entgangener Einkünfte auf Schadenersatzim fünfstelligen Bereich zu verklagen. Gampel,gegen den noch ein zweites Verfahren läuft,zieht es unterdessen vor, das Gespräch mitdem Zentralrat zu suchen. "Ich strecke meineHand zur Versöhnung aus", so der ehemaligeHotelier und Barbetreiber mit israelischemPass.