Behördenposse Behördenposse: In Thale wird jetzt von Amts wegen indisch gekocht
Thale/MZ. - Waheed Ahmad könnte eigentlich zufrieden sein: Sein indisch-pakistanisches Restaurant "Punjabi", das er zusammen mit seiner Frau in Thale betreibt, läuft richtig gut. "So gut, dass ich einen Koch einstellen möchte", erzählt der 32-jährige Pakistani. Denn gerade in der Woche, wenn sich seine Frau um die kleine Tochter kümmert, wird der Restaurant- und Küchenbetrieb für den Gastronom zur Einmann-Veranstaltung, die bei größerem Gästeandrang nur schwer zu bewältigen ist.
Vor über einem Jahr wandte sich Waheed Ahmad daher ans Arbeitsamt mit der Bitte, ihm bei der Einstellung eines Kochs aus Pakistan behilflich zu sein. In seiner Heimat hatte er sich bereits für einen geeigneten Kandidaten entschieden. Für Ahmad ein normaler Vorgang, schließlich kann er sich in Deutschland ja als Arbeitgeber auch aussuchen, wen er einstellt.
Die Antwort vom Amt überraschte ihn daher: "Dieses Recht habe ich nicht", erzählt der junge Mann und schüttelt den Kopf. Nicht etwa, weil er einen Pakistani einstellen will, sondern weil der Pakistani aus Pakistan kommt, erläutert Dietrich Schnell. Das klingt kompliziert und ist es auch. Schnell ist Chef der Zentralen und Internationalen Management- und Fachvermittlung für Hotel- und Gaststättenpersonal (Zihoga) der Bundesagentur für Arbeit und begründet: "Wir lassen keine Spezialitätenköche ins Land, deren Nationalitätenküche wir nicht anerkennen."
Schnell beruft sich auf die Anwerberstoppausnahmegenehmigung (ASAV). In die hat aber auch Ahmad einen Blick geworfen und festgestellt, dass Köche aus dem ehemaligen Jugoslawien nicht mehr nach Deutschland dürfen. "Von Pakistanis steht da nichts." Das hat der Thalenser dann auch der Zihoga in seinem Widerspruch zur Ablehnung seines Antrags auf Arbeitserlaubnis mitgeteilt. Die brauchte nun zwar fast ein Jahr, um den Widerspruch zu bearbeiten, fand dann aber einen Grund, diesen abzulehnen: die Speisekarte des "Punjabi". Zihoga-Chef Schnell hat diese geprüft - und für indisch befunden. "80 Prozent der Speisekarte müssen pakistanische Gerichte sein, das trifft aber nicht zu", so Schnell. Daher könne auch nur ein indischer Koch eingestellt werden. Unter der Bedingung, dass dieser von einer Partnerorganisation der Zihoga in Dehli geprüft wurde.
In der Tat wirbt Waheed Ahmad mit einer gemischten pakistanischen-indischen Küche. Doch für ihn ist das nicht das Kriterium, sondern dass er gern einen Koch seinen Vertrauens einstellen darf - aus Pakistan eben. Doch solche Befindlichkeiten akzeptiert die Zihoga nicht, schon gar nicht politisch oder religiös motivierte: "Die soll er mal in der untersten Schublade lassen", sagt Schnell - lenkt dann aber doch ein. Ahmad könne einen pakistanischen Koch bekommen, wenn dieser die Prüfung in Dehli absolviert. Der Gastronom schlägt da die Hände über dem Kopf zusammen: "Weiß ich denn, ob ich angesichts der Spannungen zwischen Indien und Pakistan überhaupt ein Visum für den Mann bekomme."
Schnell begründet die Hartleibigkeit seiner Behörde damit, "den Wildwuchs im Gastronomiebereich einzugrenzen". Allerdings gelingt das nur bedingt - wenn jemand wie Waheed Ahmad guten Glaubens die Zihoga in Anspruch nimmt, die ihre eigenen "Vorstellungen von einer Nationalitätenküche pflegt", so Schnell. Privat kann sich Waheed Ahmad als Koch besorgen, wen er will. Zumindest EU-weit. Auch einen pakistanischen Koch, der etwa in Großbritannien lebt. Besserung der komplizierten Situation schließt der Zihoga-Chef aber nicht aus: "Wenn das neue Zuwanderungsgesetz kommt, könnte es funktionieren."