Bedrohte Vogelarten in Sachsen-Anhalt Bedrohte Vogelarten in Sachsen-Anhalt: Frühling ohne Zwitschern?
Magdeburg - In Sachsen-Anhalt sind nach Angaben des Umweltministeriums 84 von 189 Brutvogelarten in ihrem Bestand gefährdet. Hauptproblem der Vogelwelt ist die Landwirtschaft. „Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung sowie Strukturwandel und -verarmung in der Agrarlandschaft stellen derzeit das erheblichste Problem für die Vogelwelt in Sachsen-Anhalt und ganz Europa dar“, sagte Sprecher Detlef Thiel.
Zu den konkreten Problemen gehören größere Felder, die effektiver bewirtschaftet werden und zum Beispiel das Verschwinden von Hecken und anderen Randflächen an Äckern. „Hecken haben für den Bestand vieler Brutvogelarten eine große Bedeutung“, erklärte Thiel. Daher habe das Land ein Förderprogramm für Hecken und Feldgehölze aufgelegt. „Das ist in dieser Art einzigartig in Deutschland.“ Bis 2020 stehen vier Millionen Euro bereit, ab Herbst soll die Förderung beantragt werden können.
Zur heimischen Vogelwelt zählen 389 Arten. Davon sind oder waren 225 Brutvögel, wovon wiederum 189 regelmäßig brüten, 14 unregelmäßig und zehn Arten nicht heimische, ausgesetzte Vögel sind. Zwölf Arten sind ausgestorben, so die Blauracke und der Rotkopfwürger. Von den 189 regelmäßigen Brutarten sind 18 vom Aussterben bedroht, neun sind stark gefährdet, 19 gefährdet, elf extrem selten und 27 stehen auf einer Vorwarnliste.
"Der Frühling wird immer leiser"
Thiel verweist aber auch auf Erfolge beim Vogelschutz. Früher seltene Großvogelarten wie See- und Fischadler, Wanderfalke, Kranich und Großtrappe hätten sich auch durch konsequenten Schutz der Niststätten und nachlassende Belastung mit Umweltgiften positiv entwickelt. Auch habe es Neuansiedlungen gegeben: Der Bienenfresser etwa sei in den 1980er Jahren erstmals nachgewiesen worden und mittlerweile mit mehr als 500 Brutpaaren vertreten.
Die Dessauer Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke (Grüne) hat bei der Bundesregierung die Situation der Vögel in ganz Deutschland abgefragt. Danach sind 68 von 254 brütenden Arten entweder vom Aussterben bedroht oder in ihrem Bestand gefährdet. 16 Vogelarten sind seit den 60er Jahren ganz verschwunden. „Der Frühling wird immer leiser, denn ein Viertel unserer einheimischen Vögel ist gefährdet oder vom Aussterben bedroht - wie etwa Goldregenpfeifer, Kiebitz oder Feldlerche“, sagte Lemke. „Das sind erschreckende Zahlen. Ich fordere von der Bundesregierung, dem Artensterben endlich Einhalt zu gebieten.“ Dafür sei eine „Agrarwende“ nötig, „die Schluss macht mit dem massiven Gifteinsatz auf Feldern und der industriellen Ausbeutung der Natur“. Landwirtschaftliche Übernutzung, Überdüngung und ein zu hoher Pestizideinsatz, Grünlandumbruch sowie die Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft seien die Hauptgründe des Artensterben. (mz)