Bahn auf Schrumpfkurs Bahn auf Schrumpfkurs : DB Regio Südost muss Stellen streichen

Leipzig/MZ - Als Frank Klingenhöfer vor einem Jahr als Chef von DB Regio Südost antrat, brannte es an allen Ecken und Enden: Gerade hatte die für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zuständige Nahverkehrstochter des DB-Konzerns zwei große Aufträge verloren, 900 von 3.100 Jobs standen auf der Kippe. Klingenhöfer kündigte an, das Unternehmen radikal umzubauen. Nun steht fest: Auch die Verwaltung wird davon stark betroffen sein. Sie soll von über 500 auf rund 280 Mitarbeiter schrumpfen.
Der Abbau soll in drei Stufen von Januar 2015 bis Januar 2017 erfolgen, wie der Bahn-Manager am Dienstag ankündigte. Den Betroffenen sollen, wie bei der Bahn üblich, andere Stellen im Konzern angeboten werden - allerdings wohl eher nicht in der Region. Schon ab Januar 2015 greift eine neue Unternehmensstruktur. Bisher war DB Regio in vier Verkehrsbetriebe unterteilt, in Halle, Magdeburg, Erfurt und Dresden, die den Zugverkehr in den jeweiligen Regionen organisierten. Diese Ebene fällt schon ab Januar 2015 weg. Künftig wird der Verkehr zentral von Leipzig aus gesteuert. Klingenhöfer will die Bahn in Mitteldeutschland so besser auf den Wettbewerb einstellen.
Bahn verliert Strecken an Konkurrenz
Der ist hart. Vor mehr als zehn Jahren fuhr DB Regio in den drei Bundesländern 80 Millionen Zugkilometer (ein Kilometer, der von einem Zug zurückgelegt wird). Derzeit sind es 55 Millionen. Noch. Im Dezember wird die Bahn Strecken in Ostsachsen an die Vogtlandbahn verlieren, ein Jahr darauf das Saale-Thüringen-Südharz-Netz von Halle Richtung Erfurt und Kassel an Abellio - das macht unterm Strich über zwölf Millionen Zugkilometer weniger.
Längst ist es kein Automatismus mehr, dass die Bahn als Platzhirsch im Regionalverkehr alle Ausschreibungen gewinnt. Klingenhöfer weiß das: „Wir gehen davon aus, dass wir in Mitteldeutschland langfristig 40 Millionen Zugkilometer behalten können.“ Der Rest wird an Mitbewerber gehen, hinter denen oft auch große Konzerne stehen - hinter dem Harz-Elbe-Express etwa Veolia aus Frankreich, hinter Abellio die Niederländischen Staatsbahnen.
900 Stellen sollen bis 2017 gestrichen werden
Einen schon verloren geglaubten Auftrag hat DB Regio nach einem Vergabestreit im vorigen Jahr dann aber doch noch bekommen - das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz II mit Strecken von Halle Richtung Bitterfeld, Dessau und Wittenberg. Dennoch bleibt es laut Klingenhöfer dabei, dass bis Anfang 2017 rund 900 Stellen gestrichen werden - die in der Verwaltung wegfallenden Jobs sind da bereits eingerechnet.
Der Grund: Zwar habe die Bahn den Zuschlag für das S-Bahn-Netz II erhalten, sei aber mittlerweile in anderen Regionen, etwa in Sachsen, bei Vergaben leer ausgegangen. Auch in Sachsen-Anhalt gehen zum Jahresende zwei kleinere Verbindungen an die Konkurrenz - die Linie Halle-Goslar an den Harz-Elbe-Express, die Verbindung Stendal-Rathenow an die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH.
