Asylbewerber in Halberstadt Asylbewerber in Halberstadt: Flüchtlinge ziehen ins Containerdorf

Magdeburg - Um die weiter stark steigende Zahl von Flüchtlingen in Sachsen-Anhalt unterzubringen, setzt das Innenministerium auf Notunterkünfte in Containern. Dazu soll auf dem Gelände der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (Zast) in Halberstadt ein Containerdorf für 500 Personen errichtet werden. Entsprechende Pläne will Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Dienstag seinen Kabinettskollegen vorstellen. Damit würde sich die Kapazität der Zast in diesem Jahr auf 1 700 Betten gegenüber dem Vorjahr fast verdoppeln.
Suche nach Immobilie abgebrochen
Die Suche nach einer Immobilie für eine Außenstelle der Zast im Landkreis Harz ist derweil ergebnislos abgebrochen worden. Das Innenministerium wollte sich am Freitag nicht dazu äußern.
Nach neuesten Zahlen rechnet Sachsen-Anhalt in diesem Jahr mit etwa 11 000 Flüchtlingen - das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte bis zuletzt lediglich etwas mehr als 7 000 prognostiziert. Im ersten Vierteljahr sind aber bereits 2 867 Asylsuchende in der Zast registriert worden. „Da die andauernd hohen Zugangszahlen die Zast immer mehr an die Grenze ihrer tatsächlichen Aufnahmefähigkeit bringen, ist es dringend erforderlich, auf die aktuellen Geschehnisse zu reagieren und kurzfristig die erforderliche Kapazitätserhöhung zu realisieren“, heißt es daher in Stahlknechts Kabinettsvorlage. Zudem will der Minister künftig Flüchtlinge ohne Aussicht auf Asyl nicht mehr auf die Landkreise verteilen, sondern bis zur Abschiebung in der Zast lassen.
Containerdorf für ein Jahr vorgesehen
Laut Kabinettsvorlage ist der Bau eines Containerdorfes für 500 Flüchtlinge auf dem Gelände der Zentralen Anlaufstelle in Halberstadt die innerhalb von dreieinhalb Monaten am schnellsten zu realisierende und kostengünstigste Variante. Das Ministerium schätzt die Kosten auf fünf Millionen Euro für Anmietung, Aufbau, spätere Demontage und die Installation zusätzlich nötiger Technik. Hinzu kommen rund 1,6 Millionen Euro für Personal und Verpflegung. Zunächst ist das Containerdorf für ein Jahr vorgesehen.
Dies dürfte aber vor allem davon abhängen, wie sich die Flüchtlingszahlen weiter entwickeln und ob in Abhängigkeit davon die Zast baulich erweitert wird oder das Land geeignete Mietobjekte findet. Stahlknecht geht derzeit davon aus, dass es eine solche Lösung braucht: „Es ist ein Konzept für die langfristige Erweiterung der Kapazität bei der Erstaufnahme zu erstellen“, heißt es in der Kabinettsvorlage des Ministers. Dabei favorisiert er Mietobjekte mit Zeitverträgen. Ursprünglich hatte Stahlknecht im insolventen Kinder- und Erholungszentrum (Kiez) Güntersberge eine Außenstelle für rund 300 Flüchtlingen schaffen wollen. Nach massiven Protesten nahm er davon allerdings Abstand. Die offizielle Begründung: Gebraucht werden 500 Plätze, zudem fehlt es in Güntersberge an geeigneter Infrastruktur - etwa bei der medizinischen Versorgung.
Zweites potenzielles Objekt war die einstige Nazi-Bildungseinrichtung Napola und spätere SED-Bezirksparteischule in Ballenstedt. Doch die Herrichtung des heruntergekommenen Areals würde laut Innenministerium drei Jahre dauern und 6,4 Millionen Euro kosten. Hinzu kämen Transportkosten von mindestens 180 000 Euro pro Jahr. Aus dem Rennen ist auch die ehemalige Gartenbauschule des Landes in Quedlinburg, wo nur Platz für maximal 220 Personen wäre. (mz)