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Afghanistan Afghanistan: Köhler ärgert sich über Desinteresse

28.08.2009, 17:01
Bundespräsident Horst Köhler begrüsst Soldaten vom Jägerregiment 1 der Bundeswehr im Gefechtsübungszentrum des Heeres in Letzlingen. (FOTO: DPA)
Bundespräsident Horst Köhler begrüsst Soldaten vom Jägerregiment 1 der Bundeswehr im Gefechtsübungszentrum des Heeres in Letzlingen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Letzlingen/dpa. - Bundespräsident Horst Köhler hat eine breite gesellschaftliche Debatte über das Engagement der Bundeswehr in Afghanistan gefordert. «Wir alle, vor allem in der Politik, haben dieAufgabe, den Einsatz in Afghanistan zu erklären», sagte dasStaatsoberhaupt am Freitag bei einem Besuch im Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr Letzlingen nördlich von Magdeburg. «Die Soldaten haben unser aller Anerkennung und Dank verdient», sagte Köhler. Allerdingsnehme die Gesellschaft an dem Friedenseinsatz am Hindukusch zu wenig Anteil. «Ich glaube, das freundliche Desinteresse hat sich noch nicht wirklich gewandelt in ein auch sorgenvolles Interesse.»

Als Zeichen für den guten Zustand der Bundeswehr wertete Köhlerdie Tatsache, dass die Soldaten offen über das Thema Angst sprächen.«Sie wissen, dass Kampfeinsätze nicht vermeidbar sind und sie stellensich dem.» Köhler zeigte sich optimistisch, dass der internationaleFriedenseinsatz in Afghanistan trotz der Vielzahl von Problemen amEnde zum Erfolg führe. Er sei froh darüber, dass die US-Amerikanerinzwischen stärker darauf setzten, die Menschen im Land von denZielen des Einsatzes zu überzeugen. «Wenn wir eine bessere Balancezwischen militärischem und zivilem Teil bekommen, haben wir mehrChancen auf Erfolg», sagte Köhler. «Es ist verfrüht und falsch, heutezu sagen, die alliierten Kräfte könnten sich dort nicht erfolgreichbetätigen.»

Der Bundespräsident informierte sich in Letzlingen über dieVorbereitung von Soldaten auf ihren Afghanistan-Einsatz. Erbeobachtete dort eine Übung des Jägerregiments 1 aus Schwarzenborn(Hessen) und Hammelburg (Bayern), mit der sich die Soldaten auf dieFestnahme von Taliban-Kämpfern vorbereiteten. Von Anfang Oktober ansollen 450 Soldaten der Einheit am Hindukusch die SchnelleEingreiftruppe QRF (Quick Reaction Force) bilden. Diese Truppe wirdseit Sommer 2008 von der Bundeswehr gestellt.

Nach Angaben ihres Kommandeurs, Oberstleutnant Michael Matz,werden die Soldaten schrittweise nach Afghanistan verlegt. «Wir habenuns seit einem halben Jahr vorbereitet», sagte Matz. «Ich denke, wirwerden den Einsatz bestehen.» Momentan wird die Truppe ebenfalls vonSoldaten des Regiments gestellt. Sie sind schwerpunktmäßig im RaumKundus im Einsatz. Insgesamt sind derzeit knapp 4200Bundeswehrsoldaten am Hindukusch stationiert.

Die Schnelle Eingreiftruppe kommt zum Beispiel beiEvakuierungsaktionen oder bei Rettungseinsätzen für in Not geratene Soldaten zum Einsatz. In Letzlingen können Gefechte mit Hilfe von Laser- und Computertechnik simuliert werden, so dass nicht mehr scharf geschossen wird.