Adel in Sachsen-Anhalt Adel in Sachsen-Anhalt: Cousin von Prinz Charles ringt um seinen Besitz

Wörlitz/Ballenstedt/dpa. - «Nachdem Land und Hausbesitz verloren sind,besteht meine Arbeit darin, die Kunstwerke zu finden und als Eigentumnachzuweisen», sagt der 66 Jahre alte Chef des Adelshauses, der einCousin von Prinz Charles ist. Während für ihn das Erbe derVergangenheit ein Vollzeit-Job ist, kümmert sich seine Frau,Prinzessin Corinna, um die Zukunft. Die 46-Jährige will mit der Marke«Made in Anhalt» für das Land ihrer Ahnen werben.
Über Jahrhunderte prägte das bis 1918 regierende Haus Anhalt dieEntwicklung des heutigen Landes Sachsen-Anhalt. Leopold I. (1674-1747) und Prinzessin Sofie Auguste von Anhalt-Zerbst, spätere ZarinKatharina die Große von Russland, stehen für diesen Einfluss. Derletzte regierende Herzog Joachim Ernst (1901-1947) war Gegner desNationalsozialismus, musste in Rüstungsbetrieben in DessauZwangsarbeit leisten und kam 1944 ins Konzentrationslager Dachau.
Auf Druck der Bevölkerung von den Nazis entlassen, wurde er vonder sowjetischen Besatzungsmacht im August 1945 erneut inhaftiert. Erstarb am 18. Februar 1947 im Sonderlager Buchenwald. Erst 1992erkannte die russische Generalstaatsanwaltschaft den Herzog wegenerwiesener Unschuld als «Verfolgten politisch sowjetischerRepressionen» an.
Herzog Joachim Ernst konzentrierte nach 1918 sein privatesbewegliches Eigentum im 1945 zerstörten Stadtschloss Dessau und inSchloss Ballenstedt am Harz. 2500 Gemälde meist niederländischerMaler überließ er als Leihgabe dem Wörlitzer Schloss, das 1945geplündert wurde. «200 der Gemälde befinden sich in Museen undGalerien in Deutschland, die anderen in der früheren Sowjetunion -unter anderem in der Eremitage», sagt Prinz Eduard, Sohn des Herzogs.
Knapp 20 bedeutende Gemälde, darunter Ahnenporträts, gehörenunterdessen der Kulturstiftung Dessau/Wörlitz. In den vergangenenJahren gab es mehrere gütliche Einigungen. 2007 überließ dasAdelshaus der Stiftung drei Porträts für 310 000 Euro, 2003 hatte esbereits 16 Gemälde für 1,2 Millionen Euro verkauft. In beiden Fällenkamen die Mittel vom Land und von der Kulturstiftung der Länder undim Gegenzug erhielt das Adelshaus dutzende Werke zurück.
«Die Verhandlungen mit dem Haus Anhalt sind jetzt über die Bühne»,sagt Wolfgang Savelsberg, Abteilungsleiter Schlösser/Sammlungen beider Kulturstiftung Dessau/Wörlitz. Bei Sonderausstellungen etwa inder Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau oder im Schloss Wörlitz seiPrinz Eduard ein unkomplizierter Leihgeber. «Das klappt immer sehrgut, ohne kostspielige Kunsttransporte.»
Weniger reibungslos verliefen die Verhandlungen um Land und Güterdes Hauses Anhalt-Askanien. Die Klage um Rückgabe des mittlerweilezum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Wörlitzer Parks hat der gelerntePR-Kaufmann Prinz Eduard, der vor der Wende mit Prinzessin Corinnaund den Töchtern Julia Katharina (27), Julia Eilika (23) und JuliaFelicitas (15) in Bayern lebte, in den 90er Jahren verloren.
Jagdschloss Röhrkopf in Ballenstedt mit neun Zimmern auf auf 320Quadratmetern erwarb er für knapp 400 000 Mark von der Treuhand.Lange hatte allerdings die Harzstadt auf ihr Vorkaufsrecht gepocht,das schließlich gerichtlich abgewiesen wurde. Der Stadt gehört aberdas große Schloss. Der Chef des Adelshauses lebt nun samt Familiewechselweise in seinem Geburtsort Ballenstedt und in Berlin.
