1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Zukunftsplanung: Zukunftsplanung: Panzer fahren oder Pinsel führen?

Zukunftsplanung Zukunftsplanung: Panzer fahren oder Pinsel führen?

25.09.2002, 16:08

Weißenfels/MZ. - Wehrdienst oder Zivildienst? Das ist eine Entscheidung, die Jungen ab 17 Jahren treffen müssen, die im August und September zur Musterung geladen sind. Keine leichte Wahl, wie auch Jens Kühnemund (17) zugibt: "Es ist schwer, zu sagen, ich gehe zum Bund oder als Zivildienstleistender, ohne eine genaue Vorstellung über die Arbeit, den Tagesablauf und die Behandlung eines Soldaten oder Zivildienstleistenden zu haben."

Obwohl jeder Taugliche ab 18 Jahren verpflichtet ist, Wehrdienst zu leisten und nur unüberwindbare Gewissenskonflikte eine Ausnahme bilden, reicht doch eine einfache schriftliche Darlegung der Beweggründe zur Verweigerung des Wehrdienstes aus. Neben ideellen Überzeugungen spielen auch praktische Überlegungen eine Rolle, erinnert sich Philipp Zeigermann (19), Zivildienstleistender bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Weißenfels: "Ich habe mich wegen meiner prinzipiellen Ablehnung von Gewalt, meinem Respekt vor dem Leben, aber auch, weil ich nicht gerne im Schlamm krieche und mir vorschreiben lasse, wie ich dies und das zu tun habe, gegen den Wehrdienst entschieden."

Christian Kohl (20) hat den Weg zum Bund beschritten, er ist Grundwehrdienstleistender im dritten Monat: "Ich bin zur Armee gegangen, weil mich das Equipment und die Technik interessieren und weil ich durch Verpflichtung zum Berufssoldaten ein finanziertes Studium und einen gut bezahlten Job erhalten kann."

Wem finanzielle Gedanken eine Entscheidung erschweren, dem sei gesagt, dass der Sold mit 290 Euro bei Zivil- und Grundwehrdienstleistenden gleich ist und sich dieser mit Verlauf des Dienstzeit über zehn beziehungsweise neun Monate schrittweise erhöht. Der Wehrdienst unterteilt sich in die allgemeine Grundausbildung von drei Monaten und in eine spezielle Ausbildung von sieben Monaten.

Der Zivildienst kann bei verschiedenen Beschäftigungsstellen geleistet werden, die vom Bundesamt für Zivildienst in Köln anerkannt sein müssen. In Weißenfels sind das vor allem die sozialen Verbände wie Caritas, DRK oder Awo. Des Weiteren werden Zivis im Krankenhaus, im Museum und in Kindertagesstätten beschäftigt.

Eine Dienststelle müssen sich anerkannte Kriegsdienstverweigerer selbst suchen, ansonsten wird ihnen eine Stelle zugeteilt. Die gewählte Zivildienststelle muss vom Bundessamt für Zivildienst bestätigt werden. Die Arbeit eines Zivi kann sich auf Pflege von alten und kranken Menschen, auf Betreuung von Kindern oder auf handwerkliche Tätigkeiten beziehen. Philipp zum Beispiel ist beim mobilen Sozialen Dienst der Awo beschäftigt und transportiert, mit anderen Zivis, Kinder zur Schule, macht Einkäufe für und mit Senioren oder fährt diese zum Arzt. "Unser Arbeitstag beginnt 5.30 Uhr und endet zwischen 14 und 15 Uhr." Obwohl die Arbeit stressig ist, macht sie Spaß." Ein anderes Beispiel ist René Heina, Zivi in der Kindertagesstätte "Mischka" in Langendorf: "Ich ,spiele'' Hausmeister, erledige Gartenarbeit aber Küchendienst."

Am Tag der Musterung muss man im Gespräch mit dem Wehrdienstberater angeben, welchen Weg man gehen will. Bei Verweigerung des Wehrdienstes ist es notwendig, einen Antrag auf "Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen" an das Bundesamt für Zivildienst zu stellen. Diesem Antrag müssen ein Lebenslauf, die Begründung der Gewissensentscheidung und ein polizeiliches Führungszeugnis beigelegt werden. Zu beachten ist, dass erst mit schriftlicher Anerkennung der Kriegsdienstverweigerung durch das Bundesamt für Zivildienst eine Bewerbung um eine Beschäftigungsstelle möglich ist.