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Zeitz Zeitz: Tankstellenpächter lehnen nächtliches Alkoholverbot ab

Von TORSTEN GERBANK 09.08.2010, 17:05
Zwei Flaschen Bier stehen in der Nacht vor einer Tankstelle. Die Politik in Sachsen-Anhalt diskutiert kontrovers über ein nächtliches Verkaufsverbot für Alkohol nach dem Beispiel Baden-Württembergs. (FOTO: DPA)
Zwei Flaschen Bier stehen in der Nacht vor einer Tankstelle. Die Politik in Sachsen-Anhalt diskutiert kontrovers über ein nächtliches Verkaufsverbot für Alkohol nach dem Beispiel Baden-Württembergs. (FOTO: DPA) dpa

ZEITZ/MZ. - Hintergrund ist eine politische Diskussion im Land. Derzeit wird darüber debattiert, ob Sachsen-Anhalt dem Beispiel Baden-Württembergs folgen soll. Dort ist seit März der Verkauf von Bier, Schnaps & Co. in der Zeit von 22 bis 5 Uhr verboten - an Tankstellen, an Kiosken und in Supermärkten. Die Regelungen sollen helfen, die Zahl der Alkoholexzesse von Jugendlichen zu senken. Ein Argument, das Katrin Dietze (39) für Tankstellen so nicht nachvollziehen kann. Denn: "Getränke für Alkoholexzesse kauft man nicht bei uns", sagt die Pächterin der Jet-Tankstelle in der Geußnitzer Straße von Zeitz. Die Diskussion über das nächtliche Verkaufsverbot hält sie für übertrieben, obwohl sie nur bedingt davon betroffen sei. "Wir schließen um 23 Uhr", sagt Dietze.

Würde die Regelung auch hier greifen, sei das eine Bevormundung der erwachsenen Bevölkerung, so die Pächterin. Im Sommer seien es zum Beispiel Kleingärtner aus Anlagen in der Nähe der Tankstelle, die abends nach Bier, Wein oder Sekt verlangten, so Dietze. Harte Sachen seien weniger gefragt. Und Jugendliche unter 16 beziehungsweise 18 Jahren würden in der Tankstelle sowieso keinen Alkohol bekommen. Daran, das Alter zu kontrollieren, werde das Personal schon mit Hilfe der Technik erinnert. Denn die Kasse verrichte ihren Dienst erst, wenn das Personal bestätigt habe, dass der Kunde bestimmte Artikel kaufen darf.

Mit einer derartigen Software arbeitet die Shell-Tankstelle in der Naumburger Straße schon für den Verkauf von Tabakwaren, für Alkoholika solle sie angeschafft werden, so Pächterin Renate Apitz (60). Wenn über Nacht kein Alkohol mehr angeboten werden dürfte, wäre das schlimm, meint die Unternehmerin. Vor allem an Wochenenden kämen in dieser Zeit eine Reihe von Kunden, die sich etwas zum Essen kaufen und dazu Bier mitnehmen. "Aber nicht gleich in Kisten, es werden einzelne Flaschen verlangt", so Apitz. Schnaps hole in dieser Zeit eh kaum jemand.

"Einerseits will man von uns Gewerbesteuer, andererseits will man uns das Geschäft kaputt machen", meint Helmut Rasch, Pächter und Betreiber des Total-Autohofs in Weickelsdorf. Auch er denkt an Bevormundung, wenn über Verkaufsverbot gesprochen wird. Schon aufgrund der Lage seines Geschäfts sei es nicht geeignet, mal schnell ein paar Flaschen Bier holen zu gehen. Aber Durchreisende seien dankbar, wenn sie auch in der Nacht für zu Hause noch ein Bier oder eine Flasche Wein mitnehmen können. Schlimm wäre es aus Raschs Sicht, wenn auch in der zur Tankstelle gehörenden Gaststätte kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden dürfte. Schließlich nächtigen auf dem Autohof eine Reihe von Laster-Fahrern. Die trinken nach Feierabend zum Essen eben gern ihr Bier. Die Ruhezeit beginnt für viele aber nicht vor 22 Uhr.