"Zeitz - Stadt der Kinderwagen" "Zeitz - Stadt der Kinderwagen": Wäre Beiname makaber oder tolle Idee?

Zeitz - Beifall von den einen, Schelte von anderer Seite. Fakt ist, dass sich Stadtgeschichte künftig auch im Namen der Stadt Zeitz widerspiegeln könnte. In Ausschüssen des Stadtrates und in der Debatte um das Leitbild für Zeitz wird in Kürze auch darüber diskutiert, ob Zeitz künftig offiziell den Beinamen „Stadt der Kinderwagen“ tragen soll.
In die Diskussion gebracht hat das Thema die Fraktion Die Linke im Stadtrat. Sie begründet ihren Vorstoß unter anderem damit, dass es im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in keiner anderen deutschen Stadt eine vergleichbare Konzentration von Kinderwagenproduzenten gab und dass der Volkseigene Betrieb (VEB) Zekiwa Zeitz einst der größte Kinderwagenhersteller Europas war. Und nicht zuletzt gilt Ernst Albert Naether aus Zeitz als Begründer der deutschen Kinderwagenindustrie.
„Zeitz - Stadt der Kinderwagen“? „Das ist makaber.“
Bürger, mit denen die MZ unter anderem in der Zeitzer Innenstadt ins Gespräch kam, stehen dem Vorhaben vor allem positiv gegenüber. Evelin Schönefuß sieht das anders und sagt sogar: „Das ist makaber.“ Schönefuß ist Geschäftsführerin der aktuellen Zekiwa GmbH, die im Gewerbegebiet Hollsteitzer Grund zu Hause ist und dort Kinderwagen entwickelt und verkauft. Das Unternehmen war zunächst in Zeitz ansässig.
Auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten in der Stadt wurde es aber nicht fündig und fühlte sich laut Schönefuß von der Stadt bei der Suche nach neuen Gewerberäumen im Stich gelassen. 2002 ist das Unternehmen dann in das Gewerbegebiet an der B180 nahe Döschwitz gezogen. Hans Haubensack aus Zeitz hingegen sagt, dass er die Idee mit dem Namenszusatz gar nicht so schlecht finde.
„Zeitz - Stadt der Kinderwagen“? Ende der 1990er Jahre wurde der letzte Kinderwagen produziert
Allerdings sagt er auch, dass es schon lange her sei, dass in der Stadt der letzte Kinderwagen produziert wurde. Denn das war Ende der 1990er Jahre. Er könne aber nicht sagen, ob der Namenszusatz der Stadt was bringt. Und der Lagerarbeiter meint, dass es gar nicht so schlecht wäre, wenn an Straßen, die in die Stadt hineinführen, an die Geschichte erinnert würde.
Heinz Borde (CDU), der Stadtratsvorsitzende, sieht den Vorschlag als „vernünftig“ an. Schließlich weise er ja auf eine lange und besondere Geschichte der Stadt Zeitz hin. Dass der Beiname „Stadt der Kinderwagen“ dem Tourismus gut tun, würde, daran glaubt Borde. „Er könnte dem Deutschen Kinderwagenmuseum eine höhere Besucherzahl bescheren und helfen, Zeitz bekannter zu machen“, sagt Borde.
„Zeitz - Stadt der Kinderwagen“? „Kinderwagen sind doch ein gutes Wahrzeichen“
Anders sieht es Thomas Scheithauer. Der Künstler aus Zeitz meint zwar, dass Kinderwagen ein Aushängeschild von Zeitz sind, aber der Stadt gleich einen Namenszusatz zu geben, sei doch zu viel des Guten. „Da bin ich nicht dafür“, so Scheithauer. Die Tradition sei zu lange her und Zeitz habe ja mehr zu bieten als Kinderwagentradition, darauf sollte man die Stadt nicht reduzieren.
Sabine Mann hingegen findet die Idee „okay“. Sie selbst habe einst in der Zeitzer Kinderwagenfabrik gelernt und auch lange dort gearbeitet. „Kinderwagen sind doch ein gutes Wahrzeichen von Zeitz. Durch sie ist die Stadt nicht nur in Deutschland bekannt geworden“, sagt die 55-jährige Näherin aus Tröglitz. „Kinderwagen sind doch eines unserer Aushängeschilder“, findet Heidrun Keller. Insofern wäre es aus Sicht der 67-jährigen Frau aus Zeitz gar nicht so schlecht, wenn das Thema Kinderwagen künftig auch im Namen der Stadt Zeitz auftauchen würde. (mz)