Zeitz Zeitz: Mitarbeiter qualifizieren sich für Palliativmedizin
Zeitz/MZ. - Eine quietschgelbe Couchgarnitur und lustige Zeichnungen vermitteln eine Atmosphäre, die gar nicht so recht in ein Krankenhaus passen will. Es ist aber auch eine besondere Station, in die Schwester Monika Fallenstein vorausgeht. Neben dem fröhlichen Wohnzimmer befinden sich Zimmer, die vier Betten bieten: für Patienten, die einer palliativen Therapie bedürfen. "Wir sind froh, dass wir es hingekriegt haben", sagt Schwester Monika und fügt an: "Der Bedarf ist aber auch wirklich da."
Diese Palliativstation wurde erst vor zwei Jahren aufgebaut. "Solche Stationen gab es vorwiegend in den größeren Städten", sagt die promovierte Internistin, Oberärztin Heidrun Schwarzbach, die selbst eine Fortbildung dafür absolvierte, "wir haben aber beschlossen, auch aus den Erfahrungen auf der onkologischen Station heraus, hier eine aufzubauen." Und das ganze Team, das sich heute um Menschen kümmert, bei denen es nicht mehr um die Heilung, sondern um die Reduzierung der Folgen, um Schmerzfreiheit und möglichst eine Wiedereingliederung in den häuslichen Bereich geht, zog mit. "Das Ziel ist die häusliche Pflege", konkretisiert Monika Fallenstein, "aber Patienten und Angehörige wissen, dass sie jederzeit wieder zu uns kommen können." Jederzeit bedeute dabei auch jederzeit, präzisiert Oberärztin Schwarzbach. Es werde wirklich niemand weggeschickt, auch wenn mal alle Betten belegt seien.
Eine einfache Arbeit ist es nicht. Und auch wenn Schwester Monika heute besser damit klarkommt als am Anfang, lassen sich die Erlebnisse und Empfindungen nicht allein bewältigen. "Wir sprechen darüber", sagt sie, "und wir haben unsere Rituale, zum Beispiel einmal im Monat von verstorbenen Patienten Abschied zu nehmen." Die fröhliche Frau erzählt, dass sie anfangs doch zu Hause saß und weinte. Gerade, wenn es um Patienten ging, die lange oder wiederholt hier waren. "Aber man kann das nicht so an sich herankommen lassen", erklärt sie. In der extra Ausbildung, die alle zwölf Schwestern absolvierten, lernten sie natürlich auch, mit ihrer besonderen Arbeit umzugehen. "Aber die Praxis, das ist dann doch etwas anderes", so Fallenstein.
Dabei fällt auf, wie locker und fröhlich die Schwestern miteinander und mit den Patienten umgehen. Das beschreibt auch Hildegard Jose. Die 78-Jährige war jetzt zwölf Tage hier auf der Station, soll nach Hause. Sie wird die erste Patientin sein, die in den Genuss der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung kommt, die die häusliche Pflege deutlich vereinfacht. Hildegard Jose ist aufgeregt. Und voller Lob für die Station. Vor allem natürlich für die Ärzte und Schwestern. "Hier ist alles einwandfrei", sagt sie, "die Schwestern, die Ärzte, ich kann nur ein Lob aussprechen!" Was sie besonders froh macht: Alle haben immer ein Lächeln für sie, ein liebes Wort, ein Streicheln. Auch wenn es nur im Vorbeigehen ist. Und ein beruhigendes Gefühl nimmt sie mit nach Hause. "Ich weiß ja, ich kann jederzeit wiederkommen", sagt sie.
"Wir sind eben wie in einer großen Familie hier", meint Schwester Monika, "und das hilft uns natürlich auch." Und den Patienten. Aber nicht nur ihnen, denn die Angehörigen werden so gut es geht, mit einbezogen. Oft sind sie überfordert von der Situation, können damit nicht umgehen, haben tausend Fragen. Viele sind schon froh, wenn sie reden können. "Gespräche führe ich immer nach Feierabend", sagt Oberärztin Schwarzbach, "dann muss ich nicht auf die Uhr schauen." Für Schwarzbach war es eine Notwendigkeit, die Zusatzausbildung zu absolvieren, die Station aufzubauen. Das kam aus ihren Erfahrungen auf der Krebsstation. "Wir haben diese Patienten schon immer betreut", erklärt sie, "hier können wir sie jetzt intensiver betreuen." Auch für sie ist die Belastung hoch. "Wir müssen uns untereinander aussprechen, vom Patienten Abschied nehmen und einen Abschluss finden." Aber, da sind sich die Ärztin und die Fachschwester einig: Sie sind ein hochmotiviertes Team. Im Sinne ihrer Patienten und deren Angehöriger.