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Zeitz Zeitz: Kein Platz für die Feuerwehr?

Von Angelika Andräs 05.11.2012, 15:03

Zeitz/MZ. - Karl Rusche, über 90 Jahre alt und Mieter im Haus "Zeitzblick", dem Hochhaus im Stadtteil Zeitz-Ost, sieht sein Leben und das vieler Mitbewohner im Falle eines Brandes in Gefahr. Weil die Feuerwehr nicht mit dem Drehleiterfahrzeug auf die Rückseite des Hauses fahren könne, um Bewohner von da zu retten. Immer wieder suchte er das Gespräch, fragte und drängte. Sechs oder sieben Bäume müssen aus seiner Sicht gefällt werden, um die Wiese hinterm Haus in eine Zufahrtspiste für die Feuerwehr zu verwandeln. Nötig sei das, damit das Drehleiterfahrzeug dort Bewohner retten könne. "Es gibt keine Feuerwehrzufahrt auf der Südseite des Hauses", beklagt Rusche, "man geht darauf nicht ein, die Gefahr wird unterschätzt."

Die MZ bat Rusche, den Vermieter, die Wohnungsbaugesellschaft Zeitz, und die Zeitzer Feuerwehr zu einem Ortstermin. Der brachte tatsächlich Klarheit: Die WBG leistet schon jetzt mehr als gesetzlich vorgeschrieben, will aber zusätzlich noch einen Baum fällen. "Wir halten natürlich alle gesetzliche Bestimmungen ein", sagt Jörg Stolper, Geschäftsführer der WBG, "es gibt zwei Rettungswege im Haus." Dazu natürlich die nötige Ausstattung mit Brandschutztüren, direkter Alarm auf der Feuerwache. Aber man sei bereit, die große Thuja an der Hausecke zu fällen, damit die Feuerwehr im Ernstfall damit nicht aufgehalten würde, wenn sie auf die Wiese fahren muss. "Herr Rusche weiß schon, dass wir das planen", so Stolper. Doch Rusche reicht das nicht aus: "Es müssen sechs, sieben Bäume weg. Dann ist die Zufahrt frei. Was nützt es, wenn die Feuerwehr in fünf Minuten vor Ort ist und dann nicht ranfahren kann."

Die Feuerwehr sieht kein Problem in einem Ernstfall. Notfalls könne man bei einem Einsatz in wenigen Minuten die jungen Bäume direkt hinter dem Haus fällen, wenn man denn unbedingt auf die Rückseite fahren müsse, erklärt der Zeitzer Feuerwehrchef Hans-Uwe Prudlik. Der auch deutlich macht, warum ein Drehleiterfahrzeug hier eigentlich nicht viel bringen würde.

Erst einmal dauert es seine Zeit, bis die Drehleiter überhaupt in Stellung ist. "Ein Hub dauert dann immer ungefähr fünf Minuten", erklärt Prudlik, "und wir können jeweils nur eine, maximal zwei Personen retten." Hinzu kommt aber noch etwas anderes: Höher als bis zur fünften Etage bringt die Drehleiter nichts. Wie Prudlik erläutert, sei es vernünftig und realistisch, den ersten und zweiten Rettungsweg im Haus zu nutzen. "Das Hochhaus zählt natürlich als Schwerpunkt für uns", fügt Prudlik an. Deshalb gibt es hier auch regelmäßige Kontrollen und Rundgänge. Und er bestätigt noch einmal: Es ist alles in Ordnung. Doch nicht für Rusche. Er beschreibt anhand der internationalen Entwicklung und der Brände in der jüngsten Zeit in Zeitz die Gefahr durch Feuer und Qualm. Viele ältere Bewohner wären dann alleingelassen, da es ja nicht einmal eine zentrale Durchsage im Haus gebe oder Betreuungspersonal. Doch das kann ein "normales" Mietshaus auch kaum bieten. Stolper versteht allerdings die Nöte seines Mieters. "Wir werden auch im kommenden Jahr wieder einen Probealarm durchführen, damit die Rettungswege klar sind. Und wir werden die nächste unserer regelmäßigen Brandschutzbegehungen noch einmal gezielt unter dem Gesichtspunkt Bäume auf der Südseite durchführen."