Zeitz Zeitz: Industriepark hat wieder einen Gleisanschluss
Alttröglitz/MZ - Entwarnung bei Radici. Der Adipinsäureproduzent im Chemie- und Industriepark Zeitz kann wieder durchstarten und seine Anlagen auf gewohnte Produktionsumfänge hochfahren. Stillstand ist nicht mehr zu erwarten. Seit Freitagnachmittag rollen wieder Güterzüge in den Chemie- und Industriepark, und sie können nicht nur Radici mit benötigten Rohstoffen versorgen. „Wir sind unter dem Strich noch mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte gestern Werkleiter Jens Metzner. Wären die Lieferungen allerdings ausgeblieben, dann „hätten wir am Montag auf der Nase gelegen“, so Metzner.
Rückblick: Das Hochwasser der Weißen Elster hatte zwar den Chemie- und Industriepark nicht direkt betroffen. Aber indirekt. Eine Eisenbahnbrücke in der Nähe der Landesstraße 193 hatte dem Druck des Hochwassers nicht standgehalten. Ein Pfeiler ist eingestürzt, ein anderer verschoben worden. Infolgedessen sackten die Gleisanlagen um 50 Zentimeter bis einen Meter ab. Damit hatte der Industriepark seinen Gleisanschluss über die Strecke Zeitz-Tröglitz verloren. Eine andere befahrbare gab es nicht.
Vor allem für Radici war dieser Zustand eine Katastrophe, weil das Unternehmen auf Ammoniak-Lieferungen angewiesen ist und diese zu 100 Prozent über die Schiene ins Werk kommen. Schon kurz nach der Havarie musste das Unternehmen einen Teil seiner Anlagen außer Betrieb nehmen. Nämlich jenen, in dem mit dem Rohstoff Ammoniak Salpetersäure hergestellt wird. Salpetersäure wiederum ist ein Zwischenprodukt bei der Herstellung von Adipinsäure. Dass Radici die Produktion nicht komplett einstellen musste, liegt daran, dass einerseits rund 2 800 Tonnen Salpetersäure gebunkert waren. Zum anderen war es gelungen, weitere etwa 1 500 Tonnen des Zwischenprodukts über die Straße anzuliefern. Aber: „Wäre der Gleisanschluss am Freitag ausgeblieben, dann hätte das Stillstand bedeutet“, so Metzner. Doch es kam anders: Gegen 17 Uhr rollte der erste Güterzug nach der Havarie aufs Gelände. Er kam nicht wie bislang üblich aus Westen über die Strecke Zeitz-Tröglitz, sondern aus Osten über die Bahnstrecke Meuselwitz-Tröglitz. Die war zwar ursprünglich stillgelegt, konnte aber kurzfristig wiederbelebt werden. „Alle Mitspieler haben hier wirklich an einem Strang gezogen. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken“, sagte Metzner. Er geht davon aus, dass das Werk in der kommenden Woche wieder normal produziert. Das heißt, dass wie gewohnt um die 250 Tonnen Adipinsäure pro Tag hergestellt werden können. In den vergangenen Tagen war die Summe auf etwa 140 Tonnen gedrosselt worden. Das hatte laut Metzner zur Folge, dass einige Kunden nicht beliefert werden konnten. Dass der Chemie- und Industriepark wieder einen Gleisanschluss besitzt, ist auch für Arvid Friebe eine gute Nachricht: „Wir sind erleichtert“, sagte Friebe, er ist Geschäftsführer der Infra-Zeitz Servicegesellschaft. Das Unternehmen ist für die Infrastruktur und Vermarktung des Parkes zuständig.
Übernommen hat die Strecke Meuselwitz-Tröglitz die Deutsche Regionaleisenbahngesellschaft (DRE) mit Sitz in Berlin. Sie hatte bereits im Frühjahr die Strecke Zeitz-Tröglitz übernommen. Den dort entstandenen Brückenschaden bezifferte Jochen Reitstätter, Leitungsreferent der DRE, mit zwei bis drei Millionen Euro. Die Brücke müsse neu gebaut werden, sagte er. Bei dem Bau, so Reitstätter, sei das Unternehmen aber auf Hilfe angewiesen. Die müsse wenigstens vom Land und vom Burgenlandkreis kommen, sagte er. In die Wiederinbetriebnahme der Alternativstrecke habe die DRE eine „mittlere fünfstellige Summe“ investiert. Laut Reitstätter musste die Strecke stellenweise freigeschnitten werden. Das heißt, es musste Geäst entfernt werden, das zu dicht an die Gleise gewachsen war. Des Weiteren waren Arbeiten an Weichen und an Gleisen notwendig.