Handwerker-Chefin in Zeitz Zeitz: Handwerker-Chefin setzt sich in männerdominierter Branche durch

Zeitz - Ein Skorpion aus 42 kleinen Rohren, eine farbenfroh bemalte Toilette und Zielwerfen mit buntem Klopapier - mit ungewöhnlichen Mitteln will Grit Datow für das traditionelle Handwerk Aufsehen erregen. So auch zur bevorstehenden Unternehmerinnenmesse am 2. April in den Klinkerhallen Zeitz. Denn die Frau aus Hainichen lebt für ihr Handwerk.
„Seit der fünften Klasse war ich mit meinem Vater Jörg Heitzmann unterwegs auf Baustellen. Schon als Schülerin habe ich mit dem Stemmhammer gearbeitet und Heizungsleitungen unter Sockelleisten versteckt“, erinnert sich Grit Datow an die unbeschwerte Kindheit.
Heute führt die 38-Jährige den Handwerksbetrieb im Bereich Heizung und Sanitär. Sie ist Arbeitgeberin für 26 Beschäftigte und setzt damit das Werk ihres Vaters fort.
„Die Geschäftsübernahme war ein unsäglicher bürokratischer Kraftakt“, erzählt sie.
Grit Datow aus Zeitz wusste schon früh, dass sie zum Handwerk wollte
Dabei stand für die junge Frau schon immer fest, dass sie diesen beruflichen Weg einschlagen will. Nach der 10. Klasse hat sie in Gera das Fachabitur für Bautechnik gemacht, anschließend Maschinenbau mit Spezialisierung Versorgungstechnik studiert. In den Ferien hat sie im Familienbetrieb gearbeitet und sich für das Studium Geld verdient.
„Mein Abitur und das Studium sind der längere Weg, das Abschluss eines Studiums höherwertiger als ein Meisterbrief und trotzdem gab es große Schwierigkeiten bei der Übernahme der Firma“, erzählt sie.
Nur mit Peter Ruhner, dem Meister im Unternehmen, war ein problemloser Generationswechsel überhaupt möglich gewesen. Seit zwei Jahren ist Grit Datow bei der Handwerkskammer eingetragen. „Um allen Ärger aus dem Weg zu gehen, mache ich jetzt meinen Meister. Derzeit fehlt mir nur noch die praktische Prüfung“, sagt die Unternehmerin.
Männerdominierte Branche: Handwerker-Chefin aus Zeitz wurde anfangs auf Baustellen belächelt
Am Anfang wurde die neue Chefin manchmal auf den Baustellen belächelt. Denn die Branche ist immer noch fest in Männerhand. „Nun Kindchen, dann holen Sie mal den Meister, hat ein alter Herr mal zu mir gesagt“, verrät sie und lächelt darüber. Heute kennt man sie in der Branche, angefangen von Großhändlern, über Partner in der jahrelangen Zusammenarbeit wie Wohnungsgenossenschaften und Architekten.
Nur private Auftraggeber stutzen manches Mal noch. So sieht man die Unternehmerin heute regelmäßig zu Kontrollen und Abnahmen auf Baustellen. Sie holt Angebote ein, verhandelt mit Lieferanten und Bauherren.
Handwerker-Chefin aus Zeitz: Ihr Steckenpferd ist die Planung und Gestaltung von Bädern
In der Firma teilen sich Meister und Chefin die Arbeit. „Ich habe mich auf die Planung und Gestaltung von Bädern spezialisiert, eigentlich wieder eine Domäne, die weibliche Handzüge trägt“, erzählt Grit Datow. Doch Bäder zu planen sei nun mal ihr Steckenpferd.
In der Innung Sanitär Heizung Klima des Burgenlandkreises gibt es 27 Mitgliedsbetriebe und sechs Gastmitglieder. Davon wird nur ein Betrieb von einer Frau geführt. Etwa die Hälfte der Betriebe steht in naher Zukunft vor einem Generationswechsel, dabei muss man berücksichtigen, dass es für Unternehmer kein gesetzliches Rentenalter gibt.
In der Stadt Zeitz gibt es elf Betriebe in diesem Handwerk und im Burgenlandkreis laut Handwerkskammer sogar 131. Doch die Mehrzahl ist nicht in der Innung.
Im Fachverband der Innung Sanitär, Heizung und Klima in Sachsen-Anhalt sind rund 500 Betriebe organisiert, davon werden gerade mal zwei von einer Frau geführt.
Insgesamt gibt es in Sachsen-Anhalt 20 Innungen in diesem Gewerk. Am Standort Zeitz werden seit Jahren die jungen Installateure für Sanitär, Heizung und Klimatechnik ausgebildet. (yve)
Die Branche verändert sich, waren vor Jahren noch bunte Bäder mit farbenfrohen Fliesen und auffälligen Bordüren modern, geht es jetzt etwas sachlicher zu. Naturtöne, hier vor allem Braun und Schlammfarben, dominieren. Die Fliesen selbst sind nicht mehr quadratisch, sondern länglich. Das private Bad wird zur kleinen Wellnessoase mit Whirlpool.
Heute setzt man eher auf die Infrarotkabine anstatt auf die Sauna im heimischen Bad
Von der Sauna zu Hause nimmt man immer mehr Abstand, stattdessen setzt die Moderne auf Infrarotkabinen. Die deutlich niedrigeren Temperaturen sind verträglicher für Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen, die Tiefenwärme hilft bei Beschwerden mit Knochen, Rücken und Gelenken. „Die Wärme einer Infrarotkabine dringt tiefer ein und belastet damit Herz und Kreislauf deutlich weniger. Die Gefäße werden besser durchblutet, so wie bei einer riesigen Rotlichtlampe, die viele noch von früher kennen“, erklärt Grit Datow.
Unter der Woche auf Montage in Zeitz, am Wochenende Zeit mit der Familie in Magdeburg
So passt dieser Trend in das wachsende Bewusstsein der Gesundheitsvorsorge in der Bevölkerung. Im kleinen Bäderstudio in Hainichen kann man in der Infrarotkabine schon mal Probe sitzen.
Und wie verbindet sie Arbeit und Beruf? „Ich bin Mutter von zwei Kindern und lebe mit meiner Familie in Magdeburg. In der Woche bin ich sozusagen auf Montage in Zeitz, so wie viele Familienväter auch“, sagt Grit Datow. (mz)