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Zeitz Zeitz: Gunter Demnig verlegt neue Stolpersteine

Von Angelika Andräs 26.11.2012, 13:21

Zeitz/MZ. - "Wer vergisst, tötet zum zweiten Mal", hat Karin Denk, eine der Initiatorinnen der Gruppe "Stolpersteine für Zeitz" gesagt. Wider das Vergessen war sie am späten Montagnachmittag in Zeitz unterwegs, um dem Künstler Gunter Demnig aus Köln zu folgen. Er war zum zweiten Mal in Zeitz, um Stolpersteine zu verlegen.

In der Kramerstraße erinnern drei dieser Messingpflaster bereits an die Familie Mendelsohn. An die Familie Flörsheim erinnern ebenfalls drei Steine in der Leipziger Straße, ein weiterer Stein ist am Elsterhang für Siegfried Fürst verlegt worden.

Neu hinzu kamen am Montag Steine für Lydia und Hermann Blumenthal am Roßmarkt und einer für Auguste Lewy am Neumarkt. Sie werden jeweils vor dem einstigen Wohnhaus der Bürger verlegt. In der Kramerstraße wurde ein weiterer Stein eingebaut, nur wenige Meter entfernt von denen, die an die Mendelsohns erinnern, fand ein Stein für Hedwig Flatow vor deren ehemaligen Wohnhaus seinen Platz.

Zahlreiche Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche und alte Menschen hatten sich schon an der ersten Station am Roßmarkt 6 versammelt. Von da ging es in die Kramerstraße. An jedem Stein wurden Blumen niedergelegt, von denen einige allerdings von Passanten als Fundstücke betrachtet und mitgenommen wurden. Im Kreis, der Demnig umstand, wurde die Frage laut, warum keine Vertreter der beiden großen Kirchen in Zeitz dabei seien.

Ein besonderes Innehalten gab es noch einmal am Neumarkt, wo der Stein für die Zeitzer Jüdin Auguste Lewy seinen Platz fand, die als über 70-Jährige dem Nazi-Terror und Gewalt zum Opfer fiel. An dieser Stelle in diesem Augenblick gern dabeigewesen wäre Dr. Ruth Sommerfeld aus Bernau. Maria Barsi las stellvertretend für sie aus ihrem Brief.

"Diesen Stolperstein setze ich auch im Namen meines 2007 verstorbenen Mannes Dr. Erich Sommerfeld für Auguste Lewy aus Zeitz." Sommerfeld hatte als Sohn eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter dank Auguste Lewy und deren Töchter Ella und Alice überlebt.

"Mich bedrücken die von Deutschland im Nationalsozialismus ausgegangenen Verbrechen des Massenmordes und des Krieges", zitierte Barsi weiter aus dem Brief und beschrieb damit Stimmung und Intension der Initiative "Stolpersteine" sehr genau. Oder wie Demnig gern sagt: Wer sich einen Stolperstein ansehen will, müsse den Kopf beugen, vielleicht sogar einen Kniefall machen.